In der vierten Klasse der Volksschule in Radlberg, einem Stadtteil von St. Pölten, werden die Hefte und Stifte regelmäßig zur Seite gelegt. Dann steht eine Bewegungseinheit am Programm. Eine Trainerin der Gesundheitsinitiative „tut gut“ wird online zugeschaltet. Die Schülerinnen und Schüler machen die Übungen in der Klasse mit, und das mit Begeisterung – ein kleiner Schritt gegen Übergewicht und für mehr Aufmerksamkeit.
Der neunjährige Hannes meint etwa: „Es ist super, sich auch im Unterricht während Mathe und Deutsch mal zu bewegen“. Die zehnjährige Annika ergänzt: „Danach bin ich dann auch gleich wieder konzentrierter“. Laut der Direktorin der Schule, Melanie Scholz, werden die Übungen und die Motivation für Bewegung durch das Projekt auch in die Freizeit übernommen. „Da kommt es dann vor, dass Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern in den Park gehen und ihnen zeigen, wie sie sich in der Schule bewegen“, so Scholz.
Bis zu 120 Klassen in niederösterreichischen Volks- und Mittelschulen machen aktuell bei der „Bewegten Klasse online“ mit. Das Projekt ist Teil der „täglichen Bewegungseinheit“, die derzeit in der Pilotphase in mehreren Regionen Österreichs getestet wird.
Projekt soll auf ganz Österreich ausgerollt werden
Bei der „tut gut“-Online-Bewegungspause handle es sich um ein Vorzeigeprojekt, meint Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). „Wir werden die tägliche Bewegungseinheit, wie es sie jetzt schon in zahlreichen Pilotregionen gibt, Schritt für Schritt weiter ausbauen und auch anderen Schulen in Österreich anbieten", so Polaschek bei einem Besuch in St. Pölten. Einen konkreten Zeithorizont nennt Polaschek nicht – das hänge auch vom Interesse der Schulen ab, so der Bildungsminister.
Die Programme sollen jedenfalls freiwillig bleiben, hält die zuständige Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) fest. „Die Schulen sind ohnehin engagiert und machen Skikurse oder Ausflüge. Ich halte nichts von Zwang. Übergewicht verhindern alleine in der Schule wird nicht funktionieren, wir brauchen auch die Eltern. Die Schule ist nicht die eierlegende Wollmilchsau", so Teschl-Hofmeister.
Bewegung in den Schulalltag integrieren – darum geht es auch beim Programm der Initiative „tut gut“ namens „Bewegte Klasse“. Es handelt sich um eine Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer in Form von praktischer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Klasse, im Pausenraum, im Turnsaal, im Schulhof, auf dem Sportplatz, im Wald und im Park.
Um teilzunehmen, muss man sich bewerben. Teilnehmen kann immer nur eine bestimmte Anzahl an Schulen und Klassen. Auch dieses Projekt soll weiter ausgerollt werden, betonte der zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).
Bis zur viel diskutierten und schon so oft geforderten täglichen Turnstunde ist es wohl trotz vorherrschender Initiativen in diese Richtung noch ein weiter Weg. Aktuell läuft bis Ende der Woche ein Volksbegehren, das einmal mehr die tägliche Turnstunde fordert.