P. Staff, Hevn, 2022 (Videostill) Courtesy of P.Staff and LUX, London; Commonwealth and Council, Los Angeles and Mexico City; Galerie Sultana, Paris
P. Staff und LUX, London
P. Staff und LUX, London
Kultur

Zwischen Ekstase und Katastrophenangst

Der Kunstraum Niederoesterreich in Wien lotet in „Bliss, bliss, bliss“, seiner ersten Ausstellung 2024, das Verhältnis zwischen Ekstase und Katastrophenangst aus: Welche Auswirkungen hat die Erfahrung des Weltverlusts auf unsere Art zu fühlen und zu begehren?

„Es ist ein offenes Geheimnis: Die Welt durchläuft gegenwärtig einen Prozess, der ohne Übertreibung als katastrophisch bezeichnet werden kann. Eine Klimakrise, die ungehindert immer weiter eskaliert, Kriege, die Abertausende von Toten fordern und von denen niemand weiß, wie und wann sie enden werden, ein anhaltender globaler Drift nach rechts, KI-Technologien, über die uns die Kontrolle zu entgleiten droht etc.“, kann man auf der Website des Kunstraum Niederoesterreich lesen.

Die Liste ließe sich noch um viele andere Schreckensbefunde ergänzen, heißt es weiter über die von Frederike Sperling kuratierten Ausstellung. Welche Auswirkungen habe diese Erfahrung bzw. diese Gewissheit einer schwindenden Welt auf die Art und Weise, wie wir fühlen, begehren, uns zu uns selbst und zu anderen in Beziehung setzen?

Im Rausch die Weltflucht antreten

Um nicht zu verzweifeln, wählen viele Menschen bewusst oder unbewusst den Weg des Exzesses, mit ambivalenten Effekten: „Sie suchen im Rausch nach Möglichkeiten der Weltflucht, nach emotionalen Verschnaufpausen von der katastrophischen Realität. Ist der Rausch deshalb aber per se eskapistisch?“ Ist das Glücksversprechen, mit dem er winkt – „bliss, bliss, bliss“ (auf Deutsch Wonne, Glückseligkeit) –, immer nur Täuschung? Kann er nicht auch unter bestimmten Umständen eine Quelle von Zuversicht und Resilienz sein?

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P. Staff Hevn, 2022 (Videostill) Courtesy of P. Staff and LUX, London; Commonwealth and Council, Los Angeles and Mexico City; Galerie Sultana, Paris
P. Staff und LUX, London
P. Staff, Hevn (Videostill), 2022
P. Staff, Hevn, 2022 (Videostill) Courtesy of P.Staff and LUX, London; Commonwealth and Council, Los Angeles and Mexico City; Galerie Sultana, Paris
P. Staff und LUX, London
P. Staff, Hevn (Videostill), 2022
© Laura Gozlan Foulplay, 2022 (Videostill)
Laura Gozlan
Laura Gozlan, Foulplay (Videostill), 2022
© Laura Gozlan, Foulplay, 2022 (Videostill)
Laura Gozlan
Laura Gozlan, Foulplay (Videostill), 2022
© Leon Höllhumer, Contest Slasher, 2021
Leon Höllhumer
Leon Höllhumer, Contest Slasher, 2021
© Leon Höllhumer, Würstchen mit Erbsen und Sauce, 2023
Leon Höllhumer
Leon Höllhumer, Würstchen mit Erbsen und Sauce, 2023
Chin Tsao, Foreign fine girls, how low you can go?, 2019 Courtesy of Chin Tsao and Galerie Martin Janda, Vienna Foto: © Stefan Pani
Stefan Pani
Chin Tsao, Foreign fine girls, how low you can go?, 2019

Ausstellungshinweis

„Bliss, bliss, bliss“ ist im Kunstraum Niederoesterreich von 15.3. bis 4.5.2024 zu sehen, dienstags bis freitags von 11.00 bis 19.00 Uhr, samstags von 11.00 bis 15.00 Uhr.

Was ist mit jenen Menschen, für die die Erfahrung von Unsicherheit und Ohnmacht – von Weltverlust – nicht nur nicht neu, sondern Teil des Alltags ist? „Sich aus der Realität temporär auszuklinken, ist für viele Menschen mit Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen ein teils überlebenswichtiger Akt der Selbstermächtigung, ein Weg, um sich der eigenen Autonomie und Agency zu versichern“, heißt es in einem Text auf der Website des Kunstraum Niederoesterreich. Ihre Erfahrung zeigt, dass die vermeintliche Weltflucht auch eine Strategie zur Welt(wieder)aneignung sein kann.

Die Gruppenausstellung „Bliss, bliss, bliss“ im Kunstraum Niederoesterreich (Palais Niederösterreich, Herrengasse 13, Wien) fragt nach den Potenzialen und Grenzen dieser Strategie. Zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern James Bantone, Laura Gozlan, Leon Höllhumer, Tiona Nekkia McClodden, P. Staff und Chin Tsao wirft sie ein Licht auf die Dialektik von Katastrophenangst und Ekstase und untersucht, wo die Lust am Exzess in Widerständigkeit umschlägt.