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Wirtschaft

Grüner Veltliner trotzt internationaler Krise

Die internationale Weinwirtschaft hat derzeit eine schwierige Situation zu bewältigen: Es wird weniger konsumiert, aber weiter produziert, es ist zu viel Wein auf dem Weltmarkt. Ein Trend, dem der Grüne Veltliner trotzt, der niederösterreichische Paradewein boomt.

Bestandsaufnahme bei der Fachmesse „Pro Wein“ im deutschen Düsseldorf, die mit 5.400 Ausstellern eine der größten Weinmessen der Welt ist: Die Überproduktion betrifft vor allem schweren Rotwein in den großen Produktionsländern wie Frankreich oder Australien. Es wird deutlich weniger getrunken als noch vor einigen Jahren.

Dorli Muhr, Winzerin aus Petronell (Bezirk Bruck an der Leitha) und Inhaberin einer international tätigen Weinagentur, analysiert die Situation: „Es ist derzeit schon um 20 Prozent zu viel Wein auf dem Weltmarkt und das wird nicht besser, im Gegenteil. Nachkommende Generationen trinken weniger Alkohol, es gibt Berechnungen, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten noch einmal 30 Prozent wegbrechen, das heißt dann, dass jede zweite Flasche zu viel auf dem Markt ist.“

Obwohl Muhr auch Rotwein produziert, mache sie sich keine Sorgen: „Wir haben genug Konsumenten für hochwertigen Rotwein auf der ganzen Welt, wir haben alle Chancen und das sagen uns auch alle internationalen Experten.“ Der Schlüssel sei die Qualität in der Produktion.

Weißwein von Rückgang nicht betroffen

Das gilt auch und vor allem für den Weißwein, denn der ist von dem Rückgang praktisch nicht betroffen. Eine Tatsache, die Niederösterreich mit seinem hohen Weißweinanteil einen Vorteil verschafft, denn der beträgt 75 Prozent. Von den 8.200 Weingütern des Landes werden 1,5 der insgesamt österreichweit 2,3 Millionen Hektoliter Wein produziert.

Mit dem Paradewein Grüner Veltliner, der international weiter nachgefragt ist, ja sogar boomt, wie Maria Wegscheider vom Weingut Gruber in Röschitz (Bezirk Hollabrunn) erzählt: „Unser holländischer Partner spricht sogar davon, dass der Weißwein regelrecht ‚explodiert‘, während die Situation für Rotwein schwieriger ist. Wir sehen das als Chance für unseren Grünen Veltliner.“

Weinmesse Weingut Leithner
Imre Antal
LH-Stv. Stephan Pernkopf (rechts im Bild) auf der Fachmesse „Pro Wein“

Ein Drittel des Weines geht in den Export

Das bestätigt auch Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) bei einem Messebesuch in Düsseldorf: „Die Winzer sehen hier eine echte Chance. Mit der Qualität, die wir haben, wurde auch der Erlös in den vergangenen Jahren ständig gesteigert und bleibt stabil.“

Knapp ein Drittel des niederösterreichischen Weines geht in den Export, auch diese Zahl bleibt unverändert. Aber damit dürfe man langfristig nicht rechnen, sagt Ludwig Holzer, Geschäftsführer der Winzer Krems, des größten Weingutes Österreichs. „Gerade bei jungen Menschen besteht ein Trend zu mehr Gesundheitsbewusstsein und weniger Alkohol. Diesem Trend müssen wir Rechnung tragen, indem wir Weine produzieren, die leichter sind, bekömmlich, weniger Alkohol haben.“ Es sei nötig, den Markt ständig zu beobachten, um solche Trends nicht zu versäumen. Darauf zu reagieren ist schwierig genug, denn im Gegensatz zu anderen Bereichen der Landwirtschaft denken Winzer in Jahrzehnten.