Schlag gegen die Suchtmittelkriminalität – insgesamt 137 Kilogramm
LPD NÖ
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Chronik

134 Kilo Kokain in Holzbrettern gefunden

Die niederösterreichische Polizei hat eine Bande gefasst, die international riesige Mengen an Drogen geschmuggelt und verkauft haben soll. 137 Kilo Kokain wurden sichergestellt, 134 Kilo davon wurden in Holzbrettern in einem Frachtschiffcontainer in Hamburg entdeckt.

Es handelt sich um die bisher größte Sicherstellung an Drogen für das Landeskriminalamt Niederösterreich und die drittgrößte für die Bundespolizei, wurde bei einer Pressekonferenz am Freitag betont. Der Straßenverkaufswert der beschlagnahmten Suchtmittel wurde mit etwa 14 Millionen Euro angegeben.

Der Fall kam im Herbst in Hamburg ins Rollen, als eine verdächtige Fracht mit Holz aus Bolivien kontrolliert wurde. Der Container war laut Polizei mit 17 Paletten Teakholzbrettern beladen. Adressiert war der Container an einen der beteiligten serbischen Beschuldigten mit einer Adresse in Bratislava. Auf dem Lieferschein war eine österreichische Nummer einer Kontaktperson aus Günselsdorf (Bezirk Baden) angeführt.

Ausgehöhlte Kammern in den Brettern

Die 115 Holzdielen wurden bei der Kontrolle einzeln geröntgt – dabei entdeckten die Beamten ausgehöhlte Kammern mit Kokain. Versteckt waren 134 Kilogramm Kokain mit einem Reinheitsgehalt von 85 Prozent, wie sich bei späteren Untersuchungen herausstellte. Dafür wurden die präparierten Teakholzbretter nach Österreich gebracht und von Spezialisten des LKA Niederösterreich in „tagelanger Handarbeit“ zerlegt, berichtete Stefan Pfandler, Leiter des LKA Niederösterreich.

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Schlag gegen die Suchtmittelkriminalität – insgesamt 137 Kilogramm
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Das Kokain war in Aushöhlungen in den Holzbrettern versteckt
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Die Bretter wurden zur Untersuchung von Hamburg nach Österreich gebracht
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Die 115 Teakholzbretter wurden bei der kriminalpolizeilichen Untersuchungsstelle des Landeskriminalamtes Niederösterreich durch aufwendige Handarbeit zerlegt
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Das Kokain aus den Teakholzbrettern wurde extrahiert und untersucht
Schlag gegen die Suchtmittelkriminalität – insgesamt 137 Kilogramm
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Bei der Untersuchung wurde festgestellt, dass es sich um 134 Kilogramm Kokain mit einem Reinheitsgehalt von 85 Prozent handelt

Durch umfangreiche Ermittlungen wurden mehrere Verdächtige ausgeforscht und observiert – vier Beschuldigte wurden in Bratislava beim Entladen des zuvor gelieferten Containers beobachtet. Nach den mehrstündigen Abladearbeiten wurden die Männer auf der Rückreise nach Wien festgenommen, sie sind nicht geständig bzw. verweigerten die Aussage. Pfandler berichtete von einem „extrem hohen Personal- und technischen Einsatz“, etwa für Observationsmaßnahmen, im Zuge der Ermittlungen.

Gegen einen festgenommenen Beschuldigten bestand seit 2013 ein nationaler Haftbefehl wegen zehnfachen schweren Postraubes in Wien durch eine mehrköpfige serbische Tätergruppe. Er hatte sich seit über zehn Jahre mit geändertem Namen in Österreich aufgehalten.

Kokainlabor in Kottingbrunn entdeckt

Danach führten die Kriminalisten mehrere Durchsuchungen durch. In einer „Bunkerwohnung“ in Wien wurden weitere elf Packungen mit 2,5 Kilogramm Kokain gefunden. Außerdem entdeckten die Beamten ein Kokainlabor in Kottingbrunn (Bezirk Baden). Laut Polizei wurde das geschmuggelte Kokain dort verarbeitet.

Eine Durchsuchung gab es auch an der Zieladresse des Containers in Bratislava. Dabei stellten die Kriminalisten weitere Paletten mit Teakholzbrettern sowie Beweismittel sicher. In einem Holzbrett wurden etwa 1,2 Kilogramm Kokain gefunden.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach in der Pressekonferenz am Freitag in St. Pölten von einem „historischen Erfolg“ und einem „wichtigen Schlag der Exekutive gegen den internationalen Suchtmittelhandel“, die länderübergreifende Zusammenarbeit habe „exzellent funktioniert“.

Pressekonferenz
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Bei der Pressekonferenz am Freitag: Daniel Lichtenegger, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität des Bundeskriminalamtes, Stefan Pfandler, Leiter des LKA Niederösterreich, Innenminister Gerhard Karner und Landespolizeidirektor Franz Popp

Mutmaßliche Hintermänner ausgeforscht

Das LKA Niederösterreich ermittelte in dem Fall seit September 2023 gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt, dem Zollfahndungsamt Hamburg und der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift Bayern-Nord in Deutschland, der NAKA – Nationalen Kriminalagentur West (Nitra-SK) in der Slowakei und dem Zollfahndungsamt der Tschechischen Republik. Das österreichische Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft Wien anhängig.

Im Zuge der Ermittlungen wurden außerdem mutmaßliche Hintermänner ausgeforscht, die jeweils den Handel von hunderten Kilo an Drogen organisiert haben sollen. Ein Mann wurde in Portugal festgenommen und nach Österreich ausgeliefert, berichtete Daniel Lichtenegger, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität des Bundeskriminalamtes. Bei den insgesamt neun Festgenommenen handelt es sich um acht serbische und einen österreichischen Staatsbürger. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, „weil die Datenmengen so enorm sind“, sagte Lichtenegger.