Christian Gruber, Maria Wegscheider, Ewald Gruber (von links)
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Wirtschaft

„Enkeltauglicher“ Neubau eines Weingutes

Drei Winzer-Geschwister aus dem Weinviertel haben ein neues Weingut gebaut, das mit alten Kellern verbunden wurde. Das Projekt soll mit Blick auf den Klimawandel besonders „enkeltauglich“ sein – also nachhaltig und so wenig klimaschädlich wie möglich.

Dass das bisherige Weingut im Ortskern von Röschitz der Familie Gruber zu klein werden würde, war schon lange klar. Vor fünf Jahren wurde mit der Planung und vor drei Jahren mit dem Bau eines neuen Weingutes am Ortsrand der kleinen Gemeinde im Bezirk Horn begonnen – mitten in der Pandemie, was das Vorhaben nicht vereinfachte.

Aber es gelang, was die drei Geschwister Ewald (Bild oben, rechts) und Christian Gruber sowie Maria Wegscheider geplant hatten. Über allem stand der Begriff „Nachhaltigkeit“. Das Weingut, das seit 2013 biologisch produziert, soll möglichst wenig Energie verbrauchen und wenn, dann soll die im eigenen Betrieb produziert werden. Dafür wurden Photovoltaik und Stromspeicher integriert.

Auch die Kellertechnik ordnet sich dem unter. Für den Keller wurde acht Meter tief ins Erdreich gebaggert. Der Kellerboden liegt also acht Meter unter Niveau und behält somit ohne technische Hilfe eine Temperatur von zwölf bis 13 Grad Celsius.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Kellerröhre
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Der Keller des Ururgroßvaters wurde mit jenen des Großonkels verbunden. Die Kellerröhren wurden komplett neu gegraben.
Kellergasse Röschitz
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In der Kellergasse gehören den Geschwistern nun sieben Keller
Weingut Gruber
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Durch die Kellerröhren kommt man ins neue Gebäude am Ortsrand
Weinpresse
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Die Trauben fallen von oben herab und werden nicht gepumpt

Die Traubenübernahme passiert ausschließlich im „freien Fall“. Die Anlage, mit der die Trauben in einer Wanne aufgefangen werden und von dort in die Presse fließen, gibt es weltweit zweimal: beim Erfinder in Deutschland und nun in Röschitz. Kellermeister Ewald Gruber beschreibt: „Wir waren in Deutschland, um uns diese Art der Traubenübernahme anzusehen und wir waren sofort überzeugt, dass das genau die Technik ist, die zu uns passt. Das wird auch in 20 Jahren noch modern sein. Schonender kann man Trauben nicht verarbeiten.“

Alte Kellerröhren mit neuen verbunden

Das Gebäude mit Verkostungs- und Veranstaltungsräumen wurde in Holzbauweise mit Lehmverputz hergestellt. Und verbunden ist das alles mit einer Reihe alter Weinkeller in der Kellergasse, wie Maria Wegscheider beschreibt: „Drei Keller waren in unserem Besitz, vier weitere in der Röschitzer Kellergasse kauften wir dazu. Den Keller meines Ururgroßvaters und den meines Großonkels, deren Röhren nebeneinander lagen, verbanden wir durch künstliche Kellerröhren, die ein Gewölbespezialist so gestaltete, dass alt und neu nicht voneinander zu unterscheiden sind. Hier gibt es Führungen und da wurde das historische Kellergewölbe mit dem Neubau verbunden, also Tradition und Moderne. In den Gewölben werden wir künftig Weinraritäten lagern und sie für unsere Sektproduktion verwenden.“

Eine Million Flaschen jährlich

80 Hektar Weingärten bewirtschaften die Grubers selbst, die Trauben von 40 Hektar werden von Vertragsweinbauern zugeliefert. Eine Millionen Flaschen Wein verlassen jährlich das Weingut, 60 Prozent davon gehen in den Export. Der überwiegende Großteil ist Weißwein, genaugenommen Grüner Veltliner, der auf den Granitböden an der Grenze zwischen dem Wald- und dem Weinviertel besonders gut gedeiht.

Eine Grundlage, auf der die hohen Kosten für diesen Neubau – die Frage nach dem Preis blieb unbeantwortet – auch einspielbar sein sollten, sagt der dritte des Winzertrios, Christian Gruber: „Natürlich war es eine gewaltige Investition, aber es ist die Grundlage für das Fortbestehen des Weingutes. Wir würden uns freuen, wenn unsere Kinder das übernehmen. Aber wenn nicht, ist es auch gut.“ In jedem Fall eine Perspektive für die sieben Kinder der drei Winzer-Geschwister – und damit auch „enkeltauglich“.