Waldrapp im Flug
Klara Füreder
Klara Füreder
Kultur

Neue Schau über Tiere auf Wanderschaft

Störche, Kröten oder Heuschrecken wandern im Laufe ihres Lebens mehr oder wenig lange Strecken. Das zeigt die Ausstellung „Tierisch mobil!“ ab Samstag im Haus für Natur in St. Pölten. Dabei lernt man die erstaunlichen Navigationsfähigkeiten der Tiere kennen.

Das Ziel der Ausstellung ist, die Natur möglichst greifbar zu machen, erklärt Lisa Kolb, die Leiterin der Vermittlung im Haus für Natur in St. Pölten. „Die Lebewesen, die man oft nur aus der Ferne sieht, wollen wir möglichst plastisch und auch in allen Dimensionen darstellen“, so Kolb.

Viele interaktive Stationen laden zum Mitmachen ein, so kann man etwa die eigene Flügelspannweite zu messen. Ob man Arme so breit wie ein Raufußbussard, Weißstorch oder Gänsegeier hat, lässt sich in wenigen Sekunden herausfinden.

Storchenflug über Jahrhunderte ein Rätsel

Störche legen pro Jahr 10.000 Kilometer auf ihrem Weg nach Afrika zurück und queren dabei 14 Länder. Wohin sie fliegen, war jahrhundertelang unklar. Im 17. Jahrhundert war der Engländer Charles Morton davon überzeugt, dass Vögel die kalte Jahreszeit am Mond verbringen. Zwei Forscher aus der Schweiz vermuteten, dass sie in Gewässern überwintern. Bis ein Storch – von einem Pfeil getroffen – verwundet wieder in Europa gelandet ist. Der 80 Zentimeter lange Pfeil stammte aus Zentralafrika, das Rätsel wurde so gelöst.

Kinder messen ihre Armlänge/Flügelspannweite
NÖ Museum Betriebs GmbH, Daniel Hinterramskogler
Wenn ich ein Vogel wäre, wie groß wäre meine Flügelspannweite? Im Haus für Natur lässt sich das herausfinden.

Eine Wand der Rekorde zeigt beeindruckende Leistungen der Tiere: Küstenseeschwalben legen pro Jahr 90.000 Kilometer zurück. Ein Sperbergeier ist in elf Kilometern Höhe mit einem Flugzeug kollidiert. Der Waldrapp fliegt weder so hoch noch so weit, er überwintert in der Toskana.

Die Gründe für die Tierwanderungen sind vielfältig. „Auf der einen Seite geht es um die Sicherung von Nahrungsgrundlagen, es geht um das Aufsuchen von Laichgründen, die Suche nach Paarungspartnern. Man möchte schlechte Wetterbedingungen meiden, sucht Nahrung oder will neue Lebensräume erkunden“, fasst Ronald Lintner, wissenschaftlicher Leiter im Haus für Natur zusammen.

Artenschutz durch Wildtierkriminalität gefährdet

Doch sehr vielen wird das Wandern zum Verhängnis. Kröten etwa, die aktuell unterwegs sind, werden mit eigenen Unterführungen geschützt oder von Freiwilligen in Kübeln gesammelt und über die Straße getragen. Doch vor manchen Gefahren scheint es keinen Schutz zu geben – etwa der Wildtierkriminalität. „Das ist in Österreich ein Thema, das leider immer wieder vorkommt. Ich denke da an die Kaiseradler-Dame Artemisia, die durch eine Kugel getötet wurde. Oder auch an die Luchsin Sofia, die letztes Jahr illegal erlegt worden ist“, so Lintner.

Und das, obwohl diese Tiere im Rahmen eines Auswilderungs- oder Artenschutzprojekts angesiedelt würden. Die Organisatoren der Schau arbeiteten mit vielen Einrichtungen zusammen, etwa mit dem Max-Plank-Institut, dem Tiergarten Schönbrunn oder dem WWF. Die Ausstellung „Tierisch mobil! Natur in Bewegung“ ist bis 9. Februar 2025 zu sehen.