Wirtschaft

Ausbildungen als Strategie gegen Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich wird heuer um rund vier Prozent steigen, das zeige laut AMS eine Prognose. Und das, obwohl vielerorts Fachkräfte gesucht werden. Oft fehlt die passende Ausbildung. Deshalb setzt das AMS jetzt auf eine Ausbildungsoffensive.

1.600 Jobsuchende, die zu Fachkräften ausgebildet werden oder wurden, sollen 2024 vom AMS Niederösterreich vermittelt werden. Nicole Schuster aus dem Bezirk Tulln ist eine dieser Arbeitslosen, die den Schritt zur Ausbildung gewagt hat. Sie will noch einmal neu durchstarten. Zehn Jahre lang arbeitete die 29-Jährige im Einzelhandel, dann hängte sie ihren Job an den Nagel. „Ich war einfach unzufrieden mit dem Job, ich wollte ihn nicht mehr machen. Die Arbeitszeiten haben mir nicht gefallen, als Mutter ist das schwierig, wenn man bis 20.00 Uhr im Job ist“, erläutert Schuster.

Jetzt lässt sie sich in Tulln zur Installations- und Heizungstechnikerin ausbilden – im Rahmen des FIT-Programms des AMS, das Frauen im Handwerks- und Technikbereich fördern will. Installateurin war eigentlich schon in ihrer Jugend ihr Traumberuf. Das sei als Frau aber schwierig gewesen, schildet Schuster. „Ich bin ja auch sehr zierlich gebaut, meine Kraft sieht man mir nicht an. Und dann bin ich oft auf Ablehnung gestoßen.“

500 Arbeitssuchende haben Fachkräfteausbildung gestartet

Mit ihrem Neustart ist Nicole Schuster nicht allein. Im Jänner und Februar 2024 sind in Niederösterreich schon mehr als 500 Arbeitssuchende mit Hilfe des AMS in eine Fachkräfteausbildung eingestiegen, mehr als die Hälfte davon waren Frauen. Und zu diesem Schritt wolle man künftig noch mehr Menschen motivieren, sagt AMS-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern, „damit wir die Lücke zwischen der nicht vorhandenen Ausbildung und dem, was in der Wirtschaft gebraucht wird, schließen können.“

Installateurin bei der Arbeit
ORF / Tobias Hollerer
Nicole Schuster macht ihre Lehre in einem Betrieb in Tulln

Denn die Herausforderung sei, dass nur etwa zehn Prozent der Bewerberinnen und Bewerber, die man den Betrieben vorschlage, dem Idealanforderungsprofil entsprechen würden, heißt es. Deshalb seien die steigende Arbeitslosigkeit und der Fachkräftemangel kein Widerspruch, so Kern. Das AMS will Schulungen und Ausbildungen attraktiver machen und setzt unter anderem auf Mailing-Aktionen und einen Ausbildungs-„Gutschein“, der die Motivation erhöhen soll.

Mehr finanzielle Unterstützung während Ausbildung

Wer sich für eine Ausbildung entscheidet, wird vom AMS jedenfalls auch finanziell unterstützt – und seit Jahresbeginn gibt es mehr Geld. „Das ist für uns ein wichtiger Schritt, weil wir gesehen haben, dieser Aspekt ist für Kundinnen und Kunden schon auch relevant, damit sie eine Ausbildung machen und abschließen können.“ Erwachsene Jobsuchende in einer Vollzeitschulung bekommen jetzt einen Existenzsicherungsbetrag in der Höhe von etwa 1.260 Euro monatlich, im letzten Jahr waren es fast 200 Euro weniger.

Finanziell kommt Nicole Schuster über die Runden. Eine Ausbildung – das heißt aber auch nochmals Berufsschulbank drücken. Kein Problem für die 29-Jährige: „Es war eine Umstellung, aber ich habe mein Ziel vor Augen. Und ins Lernen kommt man wieder rein“, erzählt Schuster.

„Man sollte den Job gerne machen“

Was sagt sie anderen, die über eine Veränderung im Job nachdenken? „Man sollte den Job lieben und gern machen. Wenn man ihn nicht gern macht, dann hat der Job ja keinen Sinn.“ Im Sommer will Nicole Schuster ihren Lehrabschluss machen. Dann ist geplant, dass sie von ihrem Arbeitgeber übernommen wird.