Arzt zeigt auf Röntgenbild einer Lunge
APA/dpa/Silas Stein
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Gesundheit

Spezialklinik hilft bei Tuberkulose

Tuberkulose (TBC) ist eine schwere Infektionskrankheit, die als gut heilbar gilt, sofern sie behandelt wird – darauf macht der Welttuberkulosetag aufmerksam. In Hochegg (Bezirk Neunkirchen) werden Patientinnen und Patienten in einer Spezialabteilung versorgt.

Husten, Fieber und Nachtschweiß sind die Symptome von Tuberkulose. Übertragen wird die Krankheit durch Tröpfcheninfektion. Gefährdet sind vor allem Menschen mit schlechtem Immunsystem, Diabetiker, Alkoholiker und HIV-Kranke. Für gesunde Menschen ist das Risiko, zu erkranken, sehr gering.

In der Spezialabteilung des Landesklinikums Hochegg werden Betroffene in eigenen Isolierräumen mit ständiger Luftabsaugung behandelt. Die Patientinnen und Patienten befinden sich hinter einer Doppelschleuse, um das Ansteckungsrisiko für das medizinische Personal so gering wie möglich zu halten. Behandelt wird Tuberkulose mit Antibiotika über einen Zeitraum von sechs Monaten. Mittlerweile besteht dadurch eine fast 100-prozentige Heilungschance. Unbehandelt kann die Krankheit aber auch heute noch zum Tod führen.

Zahl der Fälle in Niederösterreich rückläufig

Das Land Niederösterreich setzt bei der Bekämpfung von Tuberkulose auf die Früherkennung. Im Vorjahr seien fast 13.000 Röntgenuntersuchungen durchgeführt wurden, teilte die zuständige Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) am Samstag in einer Aussendung mit, unter anderem mit zwei mobilen Röntgeneinheiten.

Königsberger-Ludwig verwies auf aktuelle Krisen, Kriege und Fluchtbewegungen, die „eine besondere Rolle bei der Ausbreitung der Krankheit“ spielen würden. In Niederösterreich sei die Zahl mit 59 Erkrankungen im Vorjahr aber rückläufig. Diese Entwicklung zeigt sich im Übrigen auch in der Spezialabteilung in Hochegg: Im Vorjahr wurden 40 Patientinnen und Patienten behandelt, 2022 waren es 65.

Die Landesrätin appelliert dennoch an die Bevölkerung, die Krankheit ernst zu nehmen, weil sie zuletzt in Europa „ein bedeutendes öffentliches Gesundheitsproblem“ geworden sei. Die rasche Erkennung infizierter Personen und einer schneller Behandlungsstart seien entscheidend dafür, dass Tuberkulose erfolgreich bekämpft werden kann.

Österreichweit geringer Anstieg als Folge der Pandemie

Aus Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC/Stockholm) geht hervor, dass die Tuberkulose in Österreich und Europa (EU/EEA) weitgehend stabil ist. Zuletzt wurde zwar ein geringer Anstieg registriert. Das dürfte aber auf eine Art „Nachzieheffekt“ im Gefolge der SARS-CoV-2-Pandemie zurückzuführen sein.

Tuberkulosefälle in Österreich

  • 2020: 388
  • 2021: 396
  • 2022: 372
  • 2023: 422

Quelle: AGES

Mit den 422 TB-Fällen des Jahres 2023 in Österreich ist die Situation um sprichwörtliche „Klassen“ besser als noch vor rund zwei Jahrzehnten (2004), als 1.079 Erkrankungen registriert wurden.

Das Bild, dass die Tuberkulose „die“ Erkrankung der Armen, der Obdachlosen, Flüchtlinge und Kriegsopfer sei, hat sich mittlerweile gewandelt. Unter den 1.079 registrierten Neuerkrankungen im Jahr 2004 waren 58 Prozent in Österreich geboren (629), 42 Prozent waren in einem anderen Land geboren (450).

2016 waren schließlich von den insgesamt 634 Fällen 68 Prozent mit nicht-österreichischem Geburtsland (432), während nur 32 Prozent in Österreich geboren waren (202). 2022 wurde mit 106 Fällen (entspricht 28 Prozent) bei Personen mit Geburtsland Österreich der bisher niedrigste Wert in dieser Bevölkerungsgruppe verzeichnet (72 Prozent (266 Patienten) mit ausländischer Herkunft).

Experte: „System funktioniert“

„An sich ist die Situation entspannt zu sehen“, sagte Dr. Alexander Indra, Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene der AGES, im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). „Das in Österreich gut funktionierende System zur Auffindung von Tuberkulose-Erkrankungen wirkt.“ Die frühzeitige Diagnose sichert auch eine effektive Therapie und somit auch in der Folge kaum weitere Ansteckungen.

So wurde in Österreich im Jahr 2023 eine TB-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Menschen und Jahr) von 4,6 registriert (2004: 13,2), unter den Menschen mit Geburtsland Österreich lag der Wert vergangenes Jahr bei 1,9 (2004: 8,9) unter Menschen mit nicht-österreichischem Geburtsland bei 14,9 (2004: 39,0).