Eine Gruppe Schweizer Professoren der Universität EPFL in Lausanne schlug vor, einen Spezial-Satelliten mit Greifarmen zu bauen, um den Weltraumschrott einzufangen und Richtung Erde zu beschleunigen. Zur Umsetzung dieser visionären Idee wurde das Start-up-Unternehmen ClearSpace gegründet, das nun mit Unterstützung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und einem Team von etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daran arbeitet, diesen Satelliten zu realisieren.
Ein entscheidender Aspekt des Projekts sind die langen, beweglichen Greifarme des Bergungssatelliten, deren Funktionstüchtigkeit unter extremen Bedingungen im Weltraum gewährleistet sein muss. Hier kommt die Expertise der FOTEC Forschungs- und Technologietransfer GmbH, einer 100-prozentigen Tochterfirma der Fachhochschule Wiener Neustadt, ins Spiel.
Das Weltall auf 14 Kubikmeter
Die Firma FOTEC der Fachhochschule Wiener Neustadt besitzt Österreichs größte Weltraumsimulationskammer. Sie misst 14 Kubikmeter und ist begehbar. Dort wurde der Greifarm vor kurzem den extremen Temperaturen des Weltalls ausgesetzt. Denn im Weltall ist es entweder extrem kalt oder extrem heiß, je nach Lage, ob man sich der Sonne zugewandt oder abgewandt befindet.
"Und so haben wir in kürzester Zeit eine präzise steuerbare Kühlanlage und Heizung installiert, die Temperaturen von minus 150 Grad bis plus 150 Grad Celsius erreichen kann. Das ClearSpace-Team brachte den Greifarm zu uns und nach einem Tag des Aufbaus unterzogen wir ihn vier Wochen lang einem intensiven Temperaturwechseltest, von kalt zu warm und wieder zurück“, erklärte Werne Engel, der Projektleiter bei FOTEC in Wiener Neustadt.
Ein weiter Weg von einem Teilchen zum nächsten
Zudem kann in Wiener Neustadt ein extremes Vakuum erzeugt werden, wie es ebenfalls im Weltall herrscht, erläuterte Engel weiterführend: „Da ist wirklich extrem wenig Luft in unserem ‚Weltall‘. Man kann sich das so vorstellen: Ein Teilchen müsste rund einen Kilometer weit fliegen, um auf das nächste Teilchen zu treffen.“
Die Tests mit dem Prototypen des Greifarmes aus der Schweiz waren erfolgreich. Drei weitere Greifarme warten nun auf ihren Testeinsatz. Das Forscherteam aus der Schweiz zeigte sich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den niederösterreichischen Forschenden. In Wiener Neustadt hofft man nun auf weitere Kooperationen mit der Universität Lausanne.