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ORF/Tobias Mayr
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Wissenschaft

Was im Internet wie viel Strom verbraucht

Der Energieverbrauch des digitalen Lebens rückt immer mehr in den Vordergrund. E-Mail, Social Media und Co verbrauchen aber unterschiedlich viel Energie. Während die Kommunikation vernachlässigbar ist, wird die Künstliche Intelligenz mehr und mehr zum Stromfresser Nummer eins.

Es ist laut und windig im Serverraum der Fachhochschule St. Pölten. Die Kühleinheiten laufen auf Hochtouren. Denn Datenverarbeitung erzeugt Wärme, und die muss irgendwo hin. Server arbeiten am effizientesten bei Zimmertemperatur.

Die Kühlung der Server ist jener Teil des Internets, der am meisten Strom verbraucht, erklärt Alexander Adrowitzer. Der Studiengangsleiter für Digital Innovation und Research an der FH St. Pölten forscht aktuell daran, wie man die Onlinewelt energieeffizienter machen könnte. Denn aktuell ist das Internet alles andere als „fit für die Zukunft“, wie Adrowitzer es nennt.

Künstliche Intelligenz erlebe einen Hype, jeder wolle mit KI arbeiten. Doch die Künstliche Intelligenz ist auch eine der derzeit energieaufwändigsten Internetnutzungen, die es gibt.

Der träge Lernprozess der KI

Künstliche Intelligenzen funktionieren, indem sie Muster in einer riesigen Menge an Daten erkennen können – mehr dazu in Wie KI schon jetzt unseren Alltag prägt (noe.ORF.at; 25.3.2024). Notwendig dazu sind enorme Mengen an „Lernstoff“, bis die KI eigenständig Handlungen durchführen kann.

„Ein Kleinkind sieht einmal ein Bild von einer Katze und weiß beim nächsten Mal: Das ist eine Katze. Die KI braucht zehntausende Bilder von Katzen“, erklärt Adrowitzer: „Und dieses Training, dieses Erkennen von diesen Bildern auch in unterschiedlichen Positionen und Auflösungen, das benötigt sehr viel Energie.“

Adrowitzer forscht aktuell an einem KI-Training im Stromsparmodus. Dabei beschäftigt sich das Team der FH St. Pölten wie die Algorithmen effizienter gestaltet werden können, die die KI trainieren. „Dass wir nicht irgendwann einmal dastehen und unser Strom dafür ausgehen wird.“

Serverraum FH St Pölten
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Einer von drei Serverräumen der FH St. Pölten, Lüftung und Klimaanlage zählen hier zu den stärksten Stromverbrauchern

Eine Stunde Gaming entspricht 35 Stunden Licht

Zu den Großverbrauchern im Internet zählt neben der KI auch das Gaming. Gerade die leistungsstarken Geräte, die für Computerspiele verwendet werden, sind schon sehr energiehungrig", sagt Adrowitzer, insbesondere wenn mehrere Bildschirme und eine leistungsfähige Grafikkarte verwendet würden. „Eine Stunde spielen auf so einem PC ist wie 35 Stunden eine 14-Watt-Energiesparlampe brennen zu lassen.“

Geringer dagegen fallen Suchanfragen im Internet ins Gewicht. „Wenn man zum Beispiel alle globalen Googleanfragen betrachtet, die an einem Tag gestellt werden, dann hat man den Stromverbrauch in etwa von St. Pölten“, sagt Adrowitzer. Auch der E-Mailverkehr sei vernachlässigbar, weil der Stromverbrauch relativ gut optimiert sei. „Eine E-Mail kann man getrost verschicken“, sagt der Experte.

Ähnlich ist es bei Social Media, auch hier könne man getrost Bilder und Videos verschicken, meint Adrowitzer. Zusätzlich werde Social Media vor allem mit Smartphones bedient, die gemessen am Energieverbrauch besser sind als PCs. „Man kann getrost sehr viele Katzenbilder oder Katzenvideos verschicken“, sagt der Experte.

Berge eignen sich als Serverstandort

Wer Energie im Internet sparen möchte, dem empfiehlt Adrowitzer vor allem einen sparsamen Umgang mit KI-Tools. „In vielen Fällen kann man es mit konventionellen Dingen genauso machen, um eben die umweltschädlichen Faktoren abzufedern.“ Darüber hinaus könne die meiste Energie durch einen optimierten Standort der Server gespart werden. „Gerade Schweden zum Beispiel hat große Serverzentren, die zu einem gewissen Teil natürlich gekühlt werden können“, sagt Adrowitzer.

Internetnutzung in Österreich auf dem Vormarsch

Die nördlichen Regionen der Erde haben hier einen Standortvorteil, allerdings eigneten sich in Österreich auch die Berge. „Man baut Serverzentren zum Beispiel auch in aufgelassenen Bunkeranlagen, was den Vorteil hat, dass sie auch gegen äußere Einwirkungen geschützt sind“, erklärt Adrowitzer.