Unterhalb der Spielberger Wehranlage in der Pielach bei Melk liegt einer der Lieblingsplätze der Huchen. Hier treffen sich die Fische zum Ablaichen – in diesem Jahr zwei Wochen früher als üblich. „Durch den warmen Winter haben sie wesentlich früher zu laichen begonnen, gewisse Laichplätze sind aber wegen der kurzzeitigen Kälteperioden wieder verlassen worden“, sagt Stefan Schmutz von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. Schon vor 20 Jahren befasste er sich mit den Huchen in der Pielach.
Dort erhält sich die Huchenpopulation auf natürliche Weise – ohne Ansiedlung von gezüchteten Tieren, wie das etwa schon in der Traisen probiert wurde. Diese Ansiedlungsprojekte hätten bislang nicht gefruchtet, berichtet Schmutz. Einige hundert Tiere gebe es in der Pielach noch, Tendenz sinkend. In den anderen Flüssen in Niederösterreich seien es nur mehr wenige Tiere, diese Bestände sind laut letztjähriger Erhebung alle in „schlechtem“ oder „mäßigem“ Zustand. Auch in der Donau selbst ist der „Donaulachs“ genannte Fisch nur mehr selten anzutreffen. „Der Huchen läuft Gefahr, insgesamt auszusterben“, so Schmutz.
Wehranlagen als großes Hindernis
Der Huchen ist ein Gigant: Eineinhalb Meter groß, zwischen 30 bis 50 Kilo schwer und er wird meist über 20 Jahre alt. Beschrieben wurde der Lachsfisch schon als „Ikone der Alpenflüsse“ und „König der Flüsse“. „Er ist einfach sehr imposant“, fasst Stefan Schmutz die Faszination zusammen. Zudem habe er kaum natürliche Feinde, nur Kormoran, Gänsesäger und Fischotter machen dem Huchen als Jungfisch Probleme.
Der größte Feind des Huchens sind der Mensch und dessen Eingriffe in die Natur – etwa Querbauten in Flüssen: „Die Huchen in der Pielach sind getrennt von den einzelnen Exemplaren, die wir noch in anderen Donauzubringern und in der Donau haben. Wir haben das Problem, dass dieser Huchenbestand genetisch verarmt, weil er so klein ist“, schildert Schmutz die Situation. Er spricht von Donau und Pielach als „praktisch völlig getrennte Systeme“. 2021 wurden in einer Studie 75 Querbauten in der Pielach gezählt, wovon für die Fische nur 27 eingeschränkt passierbar waren.
Schlecht für den Lachsfisch Huchen, der zum Ablaichen jährlich in die Donauzubringer wandert und dort Kiesbänke aufsucht, die vom Wasser überschwemmt werden. Wegen der Querbauten schaffen sie es nicht mehr flussaufwärts zu ihren Laichplätzen zu gelangen. So trennt auch die Spielberger Wehranlage zwei Huchenbestände voneinander: einer oberhalb und einer unterhalb – in der Nähe der Donaumündung – der Anlage.
Fischaufstiegshilfe für Huchen zu klein
„Das Tor zur Pielach ist offen“ steht auf einer Informationstafel eines Umweltschutzprojekts bei der Spielberger Wehranlage. Dieser Satz gilt für kleinere Fische, aber nicht für den Huchen: Vor 20 Jahren wurde eine Fischaufstiegshilfe gebaut, quasi eine Umfahrung für die unüberwindbare Wehranlage. Nur wurde diese – laut Schmutz aus budgetären Gründen – zu klein geplant, das Wasser ist zu seicht. Mit freiem Auge ist erkennbar, dass es der große, robuste Huchen nie über die Aufstiegshilfe schaffen kann.
Entscheidende Stelle für Fortbestand
„Eigentlich war es die Idee von dem LIFE-Projekt an der Pielach, Huchen zu fördern und resilienter zu machen, aber die Maßnahmen waren nicht ausreichend“, resümiert Schmutz. Er rät deshalb als Maßnahme dazu, die Wehranlage komplett zu entfernen: „Das hier ist ein neuralgischer Punkt. Wenn wir diese Wehr entfernen, dann wäre es für den Huchen und für viele andere Fischarten von Bedeutung, weil hier wieder freie Wanderung möglich wäre.“
Und selbst bei freier Wanderung steht der Huchen vor dem Problem des Klimawandels. Flüsse wie die Pielach sind mittlerweile um zwei Grad wärmer. Die Lachsfische sind allerdings temperatursensibel. So beginnt das Ablaichen bei acht Grad Celsius, danach muss das Wasser zehn Grad haben, damit 26 Tage nach Befruchtung die ersten Larven schlüpfen. Im Sommer sollte es für die Tiere im Wasser nicht wärmer als 25 Grad sein. In Hitzesommern werden an den Ufern immer wieder verendete Huchen gefunden.
Zum Fisch des Jahres wurde der Huchen im Vorjahr gekürt – ein Versuch, auf seine starke Gefährdung aufmerksam zu machen. Bislang hat sich daran jedoch nichts geändert.