Gründonnerstagspartie Stockerau Tulln Marsch
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Brauchtum

Gründonnerstag: Der Brauch vom Marschieren

Einen außergewöhnlichen Gründonnerstags-Brauch gibt es in Stockerau (Bezirk Korneuburg). Eine Gruppe von ausschließlich Männern marschierte zu Fuß 15 Kilometer nach Tulln. Ursprünglich entstanden ist der Brauch 1884 aufgrund der Aussage einer Haushälterin.

Der genaue Wortlaut sei nicht überliefert, aber sinngemäß soll die Haushälterin gesagt haben: „Herr Professor, morgen plane ich einen Osterputz, da kann ich Sie nicht brauchen, von mir aus gehen Sie spazieren“, erklärt Partieführer Hannes Wild. „Wahrscheinlich war es so ähnlich.“ Der Professor war vor 140 Jahren noch alleine unterwegs, mit den Jahren kamen jedoch immer mehr Männer dazu. „Der Gründer war der Cousin meines Ururgroßvaters“, erklärt Wolfgang Wasserburger gegenüber noe.ORF.at. „Mein Vater ist in den 70er Jahren schon mitgegangen.“

In Anlehnung an diesen Brauch trafen sich daher auch heuer am Gründonnerstag mehr als 100 Männer am kleinen Marktplatz in Stockerau. Von dort aus brachen sie zur Wanderung auf. Verabschiedet wurde die Gruppe auch dieses Mal vom Rauchfangkehrer, dieser soll der „Gründonnerstagspartie“ nämlich Glück bringen. Durch Freunde wurde auch der Stockerauer Wolfgang Mayer auf diesen Brauch aufmerksam. „Sie haben gesagt, da ist was los, da gibt es am Donnerstag so eine Männerrunde und deswegen habe ich mir gedacht, dass ich mir mal anschauen muss, wie das funktioniert“, so Mayer.

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Dieser Ausschnitt aus dem Österreich-Bild von 1971 zeigt, wie auch damals zahlreiche Männer von Stockerau nach Tulln wanderten

Auch Frauen brechen zum „Hasenmarsch“ auf

Beim Start bekommt jeder Teilnehmer ein Kipferl. Dieses darf man aber nicht gleich verspeisen. „Das ist die sogenannte Mautstation, wo wir jetzt sind. Da wird auch der Obolus für den Bus bezahlt und da muss man das Kipferl noch unversehrt und im Gesamten vorweisen“, erklärt Gerald Maierhofer gegenüber noe.ORF.at.

Aber nicht nur die Männer wandern am Gründonnerstag, auch Frauen brechen mittlerweile ebenfalls zur Wanderung auf, zum sogenannten „Hasenmarsch“. Dieser führt von Hausleiten über Schmida bis hin nach Oberzögersdorf (alle Bezirk Korneuburg). „Dadurch, dass wir jetzt schon moderner sind und vorher putzen, haben wir jetzt am Gründonnerstag nichts zu tun“, meint Manuela Niederreiter, Organisatorin des „Hasenmarsches“.

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Beim „Hasenmarsch“ gehen mittlerweile auch zahlreiche Frauen mit

An manchen Stellen kreuzen sich die Wege der beiden Partien. Während die Frauen jedoch schon zu Mittag ihr Ziel erreichen, dauert es bei den Männern – inklusive „Nachbesprechung“ – meistens ein bisschen länger.