Doris Ploner
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„Menschen im Blickpunkt“

Doris Ploner, die oberste Käsemacherin

Vor etwas mehr als zehn Jahren stand der Betrieb der „Käsemacher“ im Waldviertel vor dem Aus. Die damals 25-jährige Doris Ploner sprang ins kalte Wasser und übernahm den insolventen Familienbetrieb – erfolgreich, das Unternehmen läuft wieder auf Hochtouren.

An den zwei Standorten in Vitis (Bezirk Waidhofen an der Thaya) und Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) sind derzeit 140 Menschen beschäftigt, in der Sommersaison noch um 100 mehr. Vor zehn Jahren standen diese Arbeitsplätze auf der Kippe, als das Familienunternehmen kurz vor dem Bankrott war. Doris Ploner, die schon als Kind im Betrieb mitgeholfen hatte, wurde frisch vom Studium kommend mit der Situation konfrontiert. Sie musste als Chefin einsteigen – was sie auch tat.

Rückblickend gesehen ein richtiger Schritt, sagt sie heute: „Das war nicht so geplant, aber wenn man damit aufwächst, kennt man die Menschen dahinter, alle Kollegen und Kolleginnen, die Milchbauern, die dahinter stehen. Und da war klar, man kann das nicht einfach vergehen lassen. Es war die einzige Möglichkeit, den Fortbestand zu sichern.“

80 Prozent des Personals sind Frauen

Ihr Mut machte sich bezahlt, bald danach wurde sie mit mehreren Preisen für ihre unternehmerische Leistung ausgezeichnet – und für den hohen Frauenanteil im Betrieb: „Unsere Geschichte mit der sehr jungen Übernahme, mit dem sehr weiblichen Betrieb im Hintergrund, das hat sehr viel Aufsehen erregt, weil es doch eher unüblich ist, denn die Molkereibranche ist männlich dominiert. Wir nennen uns auch die Käsemacherinnen, weil mehr als 80 Prozent der Belegschaft weiblich sind. Und das durch alle Abteilungen, von der Produktion über die Geschäftsführung, Einkauf bis hin zur Käsemeisterin.“

Frischkäse
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Besondere Vorsicht und Hygiene bei der Arbeit mit Frischkäse

Strenge Vorschriften im Betrieb

Nicht erst seit dem tragischen Fall rund um die Käserei Gloggnitz mit mehreren Toten ist die Gefahr von Listerien evident. Ein Risiko, das jeder Milch verarbeitende Betrieb habe, sagt Doris Ploner: „Wir haben sehr, sehr strenge Vorschriften und verbringen sicher ein Drittel unserer Arbeitszeit mit Reinigung. Listerien sind immer ein Thema, man kann sich nicht hundertprozentig davor schützen, nur ein strenges Monitoring führen und einfach sehr gut aufpassen.“

Das ist vor allem in ihrem Betrieb sehr heikel, weil alles in Handarbeit passiert. In Vitis wie auch in Heidenreichstein, wo die Käsemacher die damals insolvente „Anderswelt“ zur „Käsemacherwelt“ umfunktionierten und zum Touristenmagneten machten, mit Shop, Restaurant und Schaukäserei.

Trotz der Turbulenzen der vergangenen zehn Jahre, steht der Betrieb auf festen Beinen. Langweilig wird Doris Ploner nicht: „Nach den Anfangsschwierigkeiten, dann Corona, dann die Teuerung, jedes Mal dachte ich, jetzt wird es aber leichter und ruhiger. Heute weiß ich, das passiert nicht. Es wird immer irgendetwas sein, damit finde ich mich ab. Aber ein bisschen ein Privatleben bleibt schon.“ Das private Leben verschwimmt mit dem unternehmerischen, aber so hält Doris Ploner mit ihrer Energie die Käsemacherwelt am Laufen.