Reingers Hausarzt Gesundheit
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Gesundheit

Hausärztin mit Blasmusik und Hüpfburg empfangen

Seit April hat die Gemeinde Reingers (Bezirk Gmünd) wieder eine Hausärztin. Mehr als ein Jahr war die Stelle unbesetzt – ein Problem, das einige Gemeinden in Niederösterreich kennen. Doch der 600-Seelen-Ort überzeugte die Ärztin mit Engagement und Herzlichkeit.

Das lange Warten hat ein Ende, verbunden mit einem „Aufatmen in der Bevölkerung“, erzählt Bürgermeister Andreas Kozar (ÖVP) sichtbar erleichtert, nachdem die Kassenstelle im zweiten Anlauf doch besetzt wurde. Seit Dienstag ist die Ordination in Reingers an der tschechischen Grenze – nach einer mehr als einjährigen Wartezeit – wieder geöffnet.

Das vergangene Jahr sei „alles andere als erfreulich“ gewesen, erinnert sich der Ortschef. „Permanent“ sei er mit Fragen aus der Bevölkerung konfrontiert gewesen: „Warum macht ihr nichts?“ Doch der Gemeinde seien bei der Nachbesetzung grundsätzlich die Hände gebunden, zuständig sind die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Ärztekammer. Nun wandte sich „zum Glück alles zum Guten.“

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Schon vor der offiziellen Eröffnung konnte Manuela Grubök am Ostermontag viele Bürgerinnen und Bürger begrüßen

Ein Stück des Lebensweges

Manuela Grubök – bisher Ärztin im Landesklinikum Waidhofen an der Thaya – entschied sich bewusst für den neuen Job. Denn die Arbeit als Hausärztin sei eine „sehr schöne“: „Wenn man im Spital arbeitet, hat man den Patienten in der Ambulanz fünf bis zehn Minuten, dann verliere ich ihn wieder aus den Augen. Hier geht man doch ein Stück des ganzen Lebens mit einer Familie mit, das ist sehr schön.“

In den vergangenen Jahren hatte die Ärztin zwar schon öfters den Wunsch nach einer eigenen Ordination, sie führte dazu auch mehrere Gespräche, „aber emotional hat es nie gepasst“. Anders war die Situation in Reingers, wo sie „so herzlich aufgenommen“ wurde und von der Gemeinde von Anfang an „beispiellos“ unterstützt worden sei, „sonst hätte ich es auch nicht gemacht“.

„Schwimmen nicht im Geld“

Die mehr als 20 Jahre alte Ordination ihres Vorgängers wurde komplett renoviert. Zudem kommt die Gemeinde Grubök im ersten halben Jahr auch bei der Miete entgegen, sagt Kozar: „Auf Grund der geografischen Lage und unserer Größe schwimmen wir logischerweise nicht im Geld, aber das ist von Anfang an außer Streit gestanden, dass wir alle Kräfte bündeln, um diese Stelle wieder besetzen und der Ärztin eine zeitgemäße Ordination zur Verfügung stellen zu können.“

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Die Ordination wurde von der Gemeinde zuletzt komplett renoviert

Die Kleinstgemeinde ganz oben im Waldviertel weiß, was sie an der Ärztin hat. Denn die medizinische Versorgung wäre hier ohne die Ordination samt Hausapotheke ziemlich ausgedünnt. „Ich bin jetzt in Heidenreichstein, aber dort ist die Wartezeit schon lang und am Wochenende ist oft gar keiner mehr da“, erzählt Georg Gaugusch. „Ich bin bisher eine halbe Stunde zum Arzt gefahren, und jetzt fahre ich dann fünf Minuten“, ergänzt Anna Hammerschmidt.

Die Gemeinde hofft damit auch bei jungen Familien attraktiv zu bleiben. Alexandra Koll hat den Hausarzt in der Gemeinde „immer auch als Kinderarzt angesehen, weil die Kinderärzte bei uns 30 Kilometer weit entfernt sind, und mit kleinen Verkühlungen gehe ich zum Hausarzt.“ Zudem gebe es der Bevölkerung ein gutes Gefühl, einen Arzt direkt im Ort zu wissen.

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Manuela Grubök (re.) sieht sich und ihr Teams als Start-up

Ein nicht alltäglicher Empfang

Dass die Kassenstelle nun nachbesetzt werden konnte, war für die 600-Seelen-Gemeinde deshalb ein Grund zum Feiern. Am Ostermontag wurde Manuela Grubök offiziell vorgestellt, und praktisch der ganze Ort war auf den Beinen, um die Ärztin mit Blasmusik und Kinderhüpfburg zu empfangen. „Damit alle wissen, dass wieder eine Ärztin in Reingers ist“, sagt der Ortschef.

Der neue Lebensabschnitt sei zwar eine finanzielle Belastung, betont Grubök. Trotzdem ist sie überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Sie selbst sieht die Ordination als Start-up, immerhin sind neben ihr auch das Team und alle Patientinnen und Patienten neu. Die medizinische Versorgung in Reingers ist somit gesichert, einer „wunderschönen Region, wenn man dem eine Chance gibt“.