Kirchturmuhr in Treppenhaus
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Chronik

Eine Kirchturmuhr im Treppenhaus

Eine Turmuhr gibt einer Kirche oftmals erst ein Gesicht. Ein junger Elektriker aus Wolfpassing (Bezirk Scheibbs) hat eine alte Kirchturmuhr mit nach Hause genommen, repariert und im eigenen Treppenhaus eingebaut.

Langsam knattern und rattern die Zahnräder der Turmuhr, wenn Thomas Schalhaas mit einem armgroßen Schlüssel die Uhr aufzieht. Dann bewegen sich etwa drei Meter tiefer auch drei mit Steinen beschwerte Gewichte langsam im Treppenhaus neben dem Stiegengeländer nach oben.

Um die Geschichte dieses Uhrwerkes zu erzählen, muss man ein wenig ausholen. Sie beginnt bei der Pfarrkirche von Steinakirchen am Forst (Bezirk Scheibbs) vor mehr als 150 Jahren. Damals ereignete sich ein schrecklicher Brand im Ortskern, der auch die Kirche zerstörte.

„Man hat damals die Kirche neu aufgebaut und somit auch einen neuen Kirchturm errichtet. Allerdings war der Kirchturm sehr schlecht gebaut und stürzte um. Dieses Unglück wurde in der Presse der Habsburger-Monarchie ausführlich beschrieben. Danach wurde ein neuer Turm errichtet und die Kirche 1876 geweiht“ , erzählte Pfarrer Hans Lagler. In diesem Kirchenbau war dann dieses Uhrwerk von Thomas Schalhaas fast 100 Jahre lang im Einsatz.

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80 Kilogramm schweres Uhrwerk ins Haus geholt

Dieses mechanische Uhrwerk wurde in den 1960er-Jahren durch ein elektrisches ersetzt und versank auf dem Dachboden der Kirche in einen Jahrzehnte-langen Dornröschenschlaf. Der Prinz, der es erweckte, war der junge Elektriker Thomas Schalhaas aus Wolfpassing, der schon in seiner Kindheit durch eine große Liebe zu mechanischen Uhren in der Familie auffiel.

Er hat sich spontan in dieses Uhrwerk verliebt und fragte Pfarrer Lagler, ob er es habe könne. Er durfte es mitnehmen, unter der Auflage, es sorgsam zu behandeln und das tat der junge Elektriker mehr als vorbildlich.

„Ich habe das Uhrwerk auseinander genommen, gereinigt, Teile ausgebessert, wieder zusammengebaut, wieder auseinander genommen und gereinigt, so lange bis es funktioniert hat und so war, wie es jetzt da steht“, erzählte er stolz bei unserem Besuch in seinem Haus in Wolfpassing. Mehr als 100 Arbeitsstunden hatte Thomas Schalhaas in die Reparatur gesteckt.

Der große Hingucker und Hinhörer im Haus

Das Ziffernblatt hat er sich von einem Malermeister der Region an die Wand malen lassen. Zwei Gewichte sind für die Zeiger, eines für das Pendel im Sekundentakt. Das Pendel hatte ihm jene Firma aus Salzburg berechnet und konstruiert, die auch das Uhrwerk schon vor 150 Jahren gebaut hatte.

Thomas Schalhaas mit Uhr
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Thomas Schalhaas schenkte der Kirchturmuhr nach mehr als 100 Arbeitsstunden ein neues Zuhause

Das sechs Meter lange Gestänge für die Zeiger wird über den Dachboden zur Rückwand des Zifferblattes geführt und durch die Rückwand der Uhr zu den Zeigern geführt. Leise vernimmt man das stete Ticken der Zahnradkonstruktion, sehr laut hingegen und zwar bis ins Schlafzimmer , gesteht Thomas Schalhaas, ertönt das Läuten der ehemaligen Kirchturmuhr.

Die Kirchturmuhr im Stiegenhaus ist auf jeden Fall der Hingucker und sozusagen auch der „Hinhörer“ bei den Besuchern der Familie. Wer kann schon von sich behaupten, eine funktionierende Kirchturmuhr im Eigenheim zu haben. Selbstredend gibt es noch weitere mechanische Uhren im Haus, die der Uhrenbegeisterte repariert hat und sein Eigen nennen kann.