Gräber und Weg am Friedhof in Niederleis
ORF/Thomas Koppensteiner
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Chronik

Massive Preisunterschiede bei Gräbern

Der Tod kommt einen teuer zu stehen – in manchen Gemeinden jedoch mehr als in anderen. Bei den Gebühren für Grabstellen und Beerdigungen gibt es massive Preisunterschiede. Einen der günstigsten Friedhöfe findet man etwa in Niederleis (Bezirk Mistelbach).

252 Euro kostet am Gemeindefriedhof in Niederleis ein Familiengrab, in dem Platz für bis zu vier Leichen ist. So günstig wie in der 950-Einwohner-Gemeinde am Rande der Leiser Berge findet man in der Region sonst nirgends eine Grabstelle, wie ein Lokalaugenschein von noe.ORF.at zeigt.

„Es ist so, dass in der Gemeinde sehr viele freiwillige und engagierte Mitbürger mithelfen und sich um die Pflege kümmern, dadurch können wir die Kosten in einem halbwegs moderaten Rahmen halten“, sagt Vizebürgermeister Stefan Wittmann (ÖVP). Die Freiwilligen mähen etwa den Rasen, entsorgen Grünschnitt und Müll und kümmern sich um die Instandhaltung der Wege.

Große Unterschiede bei Friedhofsgebühren

Familiengrab: Von 252 Euro bis 540 Euro

Wie moderat die Kosten in Niederleis sind, zeigt der Vergleich mit anderen Gemeinden in der Region. In Stetten (Bezirk Korneuburg) ist für ein Familiengrab eine Grabstellengebühr von 310 Euro zu bezahlen, in Bisamberg (Bezirk Korneuburg) sind es 458 Euro, in Korneuburg 470 Euro und in Sierndorf (Bezirk Korneuburg) sogar 540 Euro – mehr als doppelt so viel wie in Niederleis. Die Gebühr wird vom jeweiligen Gemeinderat festgelegt, gilt für zehn Jahre und kann nach Ablauf verlängert werden.

Noch massiver sind die Preisunterschiede bei der Grabstellengebühr für Urnen, die ebenfalls für zehn Jahre gilt. In Sierndorf sind für eine Urnennische, in der bis zu vier Urnen Platz haben, 1.500 Euro zu bezahlen, in Stetten 340 Euro, in Bisamberg 229 Euro und in Niederleis nur 63 Euro. Allerdings gibt es in Niederleis derzeit noch keine Urnennische. Korneuburg verlangt für eine Nische für zwei Urnen 1.091 Euro, vier Urnen würden somit – zum Vergleich – auf 2.182 Euro kommen.

Gräber und Weg am Friedhof in Niederleis
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Der Gemeindefriedhof in Niederleis ist einer der günstigsten in der Region. Das liegt daran, dass es viele Freiwillige gibt, die sich bei der Pflege und Instandhaltung engagieren.

Sierndorf will „Kostenwahrheit“

Mit 540 Euro für ein Familiengrab und 1.500 Euro für eine Urnennische liegt Sierndorf bei den Friedhofsgebühren jeweils im oberen Bereich. Laut Bürgermeister Ernst Kreuzinger (ÖVP) liegt das an zahlreichen Investitionen, die man in den vergangenen Jahren auf den drei Gemeindefriedhöfen in Höbersdorf, Oberhautzental (Bild oben) und Obermallebarn getätigt habe: von der Erneuerung der Kühlanlagen in den Aufbahrungshallen über Pflaster-, Maler- und Renovierungsarbeiten bis hin zur Errichtung von neuen Urnennischen.

„Wir müssen den Gebührenhaushalt Friedhof kostendeckend führen“, sagt Kreuzinger gegenüber noe.ORF.at. Im Sinne der „Kostenwahrheit“ würden in Sierndorf auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Büro – die Verwaltung – sowie die Totengräber und Steinmetze in die Gebühren einfließen, so der Bürgermeister. „Nur dadurch kommt es zu diesen erhöhten Kosten.“ Er verweist darauf, dass die Gebühren regelmäßig seitens der Landesregierung kontrolliert werden.

Bei Grabstellen und Beerdigungen gibt es von Gemeinde zu Gemeinde massive Preisunterschiede

Deutlich höher als andere Gemeinden liegt Sierndorf mit 880 Euro auch bei der Beerdigungsgebühr für eine Leiche in einem Erdgrab. Niederleis verlangt dafür 535 Euro, in Stetten beträgt die Gebühr 500 Euro, in Bisamberg 460 Euro und in Korneuburg 454 Euro.

Bestatter: „Friedhof oft ein Defizitgeschäft“

Einen Gewinn mache damit aber keine Gemeinde, vielmehr seien die Friedhöfe oft ein Defizitgeschäft, sagt der Sprecher der Bestatterinnung in der Wirtschaftskammer Österreich, Rainer Wernhart aus Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach). „Oft liegt es daran, dass Gebühren einfach lange nicht erhöht werden. Zum Zweiten ist natürlich die Gegebenheit immer unterschiedlich. Manche Friedhöfe sind günstiger zu betreiben als andere Friedhöfe. In Summe muss der Friedhof aber eine Nullkostenrechnung sein.“

Rund ein Prozent der Bevölkerung stirbt dem Sprecher der Bestatterinnung zufolge pro Jahr, Niederösterreich komme somit jährlich auf rund 18.000 Sterbefälle. Deutlich erkennbar ist laut Wernhart, dass sich mittlerweile immer mehr Menschen nach dem Tod verbrennen lassen. Der Anteil an Kremierungen liegt in Niederösterreich bei 35 bis 40 Prozent, Tendenz steigend, in Vorarlberg sind es schon jetzt 90 Prozent.

Als Auslaufmodell sieht Wernhart Friedhöfe aber nicht. „Womöglich wird die Anzahl der Erdgräber etwas weniger und die Anzahl der Urnennischen und Urnengräber mehr werden. Aber letztendlich wird der Friedhof als solches bestehen bleiben.“

Gräber auf dem Friedhof in Oberhautzendorf
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Sierndorf hat einen der teuersten Friedhöfe in der Region, rechnet aber auch sämtliche Posten hinein, um „Kostenwahrheit“ zu schaffen

Urnenbeerdigung: Von 44 bis 400 Euro

Auch bei den Beerdigungsgebühren für eine Urne in einer Urnennische gibt es in Niederösterreichs Gemeinden im Übrigen massive Preisunterschiede. In Sierndorf liegen die Kosten bei 400 Euro, in Bisamberg sind es 208 Euro, in Korneuburg 116 Euro, in Stetten 90 Euro und in Niederleis 44 Euro – theoretisch.

Am Friedhof der kleinen Gemeinde am Rande der Leiser Berge steht allerdings noch heuer ein großes Bauprojekt an. Die Friedhofsmauer ist sichtbar in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Der Baustart ist im Herbst geplant, für die erste Etappe wurden 100.000 Euro im Budget veranschlagt. Dann sollen auch die ersten Urnennischen errichtet werden. Es ist also denkbar, dass einen der Tod auch in Niederleis künftig etwas teurer zu stehen kommen könnte als bisher.