Bein mir Schwellungen wird bandagiert
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Gesundheit

Lymphödem: Frühe Diagnose entscheidend

Lymphödeme – also Flüssigkeitsansammlungen bedingt durch ein geschädigtes Lymphsystem – werden mangels spezialisierter Ärztinnen und Ärzte oft spät erkannt. Bei rechtzeitiger Diagnose können sie gut behandelt werden. Die Kosten übernimmt die Kasse nur zum Teil.

Oft sind es Krebspatientinnen und -patienten, die im Anschluss an eine Behandlung Lymphödeme entwickeln, auch Operationen und Unfälle können Auslöser sein. Die Störung des Lymphsystems kann aber auch angeboren sein. Gemein ist allen, dass die Flüssigkeitsansammlung in den Armen und/oder Beinen zu Bewegungseinschränkungen führen kann.

So können mit einer stark geschwollenen Hand etwa alltägliche Bewegungen wie Waschen oder Besteck halten schon Schwierigkeiten bereiten. Dazu kommt die optische Belastung, denn vor allem unbehandelt kann ein Lymphödem massive Ausmaße annehmen.

Wenige Spezialisten

Wichtig ist zunächst eine gründliche Diagnose. Die Zahl der Spezialistinnen und Spezialisten ist allerdings überschaubar, heißt es etwa bei der Lymphliga Niederösterreich, einer Anlaufstelle für Betroffene. Ein Lymphödem werde deshalb oft spät erkannt, bestätigt Christian Wiederer, Facharzt für Physikalische Medizin und ärztlicher Direktor des Klinikum am Kurpark Baden, „und dann ist es meistens schon deutlich verhärtet, sodass eine Therapie schwieriger wird“.

Wiederer würde sich wünschen, dass das Thema in der medizinischen Ausbildung breiter behandelt wird. Denn oft werde beim ersten Auftreten der Schwellungen geraten, abzuwarten, doch das bringe keinen Erfolg. Stattdessen braucht es die Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE).

Physiotherapeutin Petra Wölflinger-Schrammel bei Lymphdrainage
ORF/Birgit Zrost
Petra Wölflinger-Schrammel bei einer Lymphdrainage – diese ist ein Teil der KPE, der Komplexen physikalischen Entstauungstherapie

Entstauung durch Kompression

Diese Therapie setzt sich aus fünf Säulen zusammen, erklärt Physiotherapeutin Petra Wölflinger-Schrammel: „Das eine ist die Lymphdrainage. Ganz wichtig ist auch die Hautpflege, weil bei einem Lymphödem die Haut sehr strapaziert und immungeschwächt ist, deshalb muss man schauen, dass keine Keime eintreten. Die dritte Säule ist die Kompression.“

Diese besteht zunächst aus Bandagen, danach aus angepassten Kompressionsstrümpfen – die täglich getragen werden müssen, um eine erneute Schwellung zu verhindern. Bewegung ist die vierte Säule und Punkt fünf: Das Selbstmanagement der chronischen Erkrankung. „Wir geben den Patientinnen und Patienten die Informationen über das Lymphsystem, über die Art der Erkrankung, über die Therapie, damit sie befähigt werden, im Alltag dann selbst gut damit zurecht zu kommen.“

Kompressionsstrümpfe, Bandagen
ORF/Birgit Zrost
Kompressionsstrümpfe müssen täglich getragen werden, um eine erneute Schwellung zu vermeiden

Laufende Kosten für chronische Krankheit

Die nötigen Therapien werden nur teilweise von der Kasse übernommen. „Bei uns Wahltherapeuten bleiben dem Patienten schon so etwa 40 bis 50 Prozent Eigenleistung übrig, was natürlich, wenn man so eine chronische Erkrankung hat, eine enorme Belastung ist“, sagt Petra Wölflinger-Schrammel von der Lymphliga Niederösterreich. Dazu kämen noch die Heilbehelfe, Strümpfe und Bandagen, für die meist ein Selbstbehalt zu zahlen sei.

Bei der Wahl eines Physiotherapeuten oder eine Heilmasseurin sollte man jedenfalls auf eine entsprechende Zusatzausbildung oder Erfahrungen mit KPE achten.