Gerlinger wird geehrt
Wolfgang Zarl
Wolfgang Zarl
Chronik

80 Jahre bei der Feuerwehr: Ältestes Mitglied geehrt

In Amstetten ist Freitagabend das älteste Mitglied der örtlichen Feuerwehr geehrt worden. Franz Gerlinger ist 94 Jahre alt und seit 80 Jahren bei der Feuerwehr. Seine Erfahrungen und Erinnerungen reichen somit vom Zweiten Weltkrieg bis zum modernen Feuerwehrwesen.

Am 2. Mai 1944 trat Franz Gerlinger der Feuerwehr Amstetten bei. „1944 musste ich wählen, zu welchem Bereich der Hitler-Jugend ich mich melde“, erinnert sich Gerlinger, „ich entschied mich für die Feuerwehr, da mein Vater damals Feuerwehrkommandant-Stellvertreter war. Ein weiterer Vorteil war, dass ich z. B. nach einem Fliegeralarm die Schule wegen eines Feuerwehreinsatzes verlassen durfte.“

Aus der Zeit der russischen Besatzung erzählt er von Eimerketten, weil sämtliche Fahrzeuge beschlagnahmt wurden. Männer und Frauen mussten zum Löschen dabei Wasserkübel für Wasserkübel weiterreichen. Sein erstes Fahrzeug, das er selbst lenken durfte, war ein englisches, mit Lenkrad auf der rechten Seite.

Vom Hochwasser bis zur Rauchgasvergiftung

In den folgenden Jahrzehnten war Gerlinger bei zahlreichen großen und kleineren Einsätzen dabei, an die er anlässlich der Ehrung zurückdachte. Darunter sind einprägsame Hochwassereinsätze, auch einen tödlichen Unfall eines Kameraden während eines Einsatzes musste er miterleben, einmal erlitt er selbst eine Rauchgasvergiftung, die ihn ein Jahr lang beeinträchtigte.

Auch eine andere Episode sei ihm lebhaft in Erinnerung geblieben, hieß es in einer Aussendung: Bei einem Brand im Bahnhofsbereich löschte er seinen Durst mit dem Wasser aus dem Strahlrohr. „Das war keine gute Idee, das Wasser entstammte einem Bombentrichter und war voll mit Fäkalien und ich erkrankte an der Ruhr“, erzählte der Ehrengast.

Gerlinger wird geehrt
Wolfgang Zarl
Jürgen Glinzinger (FF Amstetten Kommandant-Stv.), Stefan Ramharter (FF Amstetten, Kommandant), Franz Gerlinger, Stefan Schaub (Abschnittsfeuerwehrkommandant)

Hoffen auf die nächste Generation

Heute versucht der 94-Jährige, die Jugend zu ermutigen, sich der Feuerwehr anzuschließen: „Man bekommt viele Möglichkeiten Gutes zu tun. Und es ist eine tolle Gemeinschaft.“ Hilfsbereitschaft sei für ihn immer „normal“ gewesen, „aber es kann auch hart sein.“

Abschnittsfeuerwehrkommandant Stefan Schaub dankte Franz Gerlinger für den jahrzehntelangen Einsatz: „Es lohnt sich im Feuerwehrwesen immer, generationenübergreifend im Gespräch zu sein. Alle können ihre Erfahrungen und ihr Wissen einbringen.“