BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
ORF/Nina Pöchhacker
„Menschen im Blickpunkt“

Daniela Wintereder und ihre 600 Angusrinder

In Wildendürnbach (Bezirk Mistelbach) bewirtschaftet Daniela Wintereder einen der größten Rinderzuchtbetriebe Österreichs. An der Grenze zu Tschechien findet von der Zeugung über die Schlachtung bis zum Verkauf die gesamte Wertschöpfung statt.

Daniela Wintereder schießt ihre Tiere selbst. Mit einem Kleinkalibergewehr auf jenen Weiden, auf denen die schwarzfelligen Rinder ihr ganzes Leben verbracht haben. Fast das ganze Jahr über leben sie im Freien, auf 300 Hektar Fläche. Mit zwei Jahren ist beispielsweise ein Ochse schlachtreif.

„Das ist unspektakulär“, beschreibt die 45-Jährige das Erschießen. „Wir haben die Tiere, die vorgesehen sind, geschlachtet zu werden, in einem kleinen Bereich im Stall, dann gehen wir hinaus und erschießen sie aus ein paar Metern Entfernung mit einem Kleinkaliberkugelgewehr.“ Beim ersten Mal sei sie „extrem gut vorbereitet“ gewesen.

Fotostrecke mit 4 Bildern

BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
Angusrinder sind in Nord- und Südamerika stark verbreitet
BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
Die Tiere brauchen zwei bis drei Wochen, um sich an höhere Temperaturen im Sommer anzupassen
BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
Ab den ersten Tagen mit durchgängigen Plusgraden leben die Rinder draußen
BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
200 Jungtiere werden jährlich geboren

Stressfreies Rinderleben

Was am meisten dabei helfe: das Wissen, dass die Rinder so frei und so gesund wie möglich gelebt hätten. Die Haltung ist biologisch. „Es gibt keinen stundenlangen Transport in einem engen Lkw, keine Verladung, die Rinder sehen keine fremde Umgebung. Sie dürfen dort sterben, wo sie geboren wurden und gelebt haben.“ Sie sei sich sicher, dass es für ihre freiheitsgewohnten Rinder „nochmal mehr Stress ist, wenn man sie einfängt und verlädt.“

Das Fleisch wird fast ausschließlich ab Hof verkauft, verwertet wird das gesamte Tier – Haut für Leder an die Autoindustrie, Innereien werden zu Hundefutter. Das Hauptgeschäft sei aber mehr die Zucht, sagt Wintereder im Gespräch mit noe.ORF.at. 200 Jungtiere kommen pro Jahr auf der Landwirtschaft in Wildendürnbach zur Welt. Zuchtstiere verkaufe sie europaweit. Regelmäßig werden die Rinder mit Preisen ausgezeichnet.

Finanzielle Rentabilität

Damit würde sich der Betrieb auch finanziell ausgehen: „Wir sind in Österreich sowieso in der Lage, dass es für Landwirte sehr knapp ist, egal was man tut. Man muss extrem innovativ und sehr gut in der Vermarktung sein, damit sich der Betrieb rentiert. Logischerweise rentiert es sich, sonst könnten wir nicht leben, aber es ist sehr vielseitig und aufwändig.“ Einen Fleischhacker hat sie angestellt, dazu kommt noch ein landwirtschaftlicher Mitarbeiter. Sonst ist alles Familienarbeit.

Fotostrecke mit 2 Bildern

BOA Farm in Wildendürnbach
ORF
„BOA Farm" nennt sich der Betrieb – das steht für „Best of Austria“
BOA Farm, Außenaufnahme
ORF/Nina Pöchhacker
Der alte Gutshof wurde zum Wohnhaus umgebaut, der graue Betonbau rechts im Bild ist der Schlachthof

Was fasziniert sie am Züchten? „Es ist eigentlich das Schauen, welche Anpaarungen man macht und ein Jahr später sieht man, ob es funktioniert hat und zwei, drei Jahre später dann, wie sich die Töchter entwickelt haben und was für Kühe es geworden sind“, erzählt Wintereder, die von einem „langfristigen Geschäft“ spricht, bei der man die Rechnung immer erst später präsentiert bekomme.

„Kein Bauernkind“

Die Begeisterung für alles Landwirtschaftliche habe sie schon immer gehabt, obwohl ihre Familie keinen Hintergrund in dieser Richtung hatte. „Ich bin kein Bauernkind, sondern absoluter Quereinsteiger. Rinder, Pferde, Bauernhof – das war immer mein Traumleben“. Dass es ein so großer Bauernhof wird, kam dann doch überraschend. 300 Hektar Grund besitzt Wintereder, die Weidegrenze ist teilweise tschechische Staatsgrenze.

Um die Jahrtausendwende jobbte sie ein paar Jahre auf Rinderzuchtbetrieben in Kanada und in den USA – im Vergleich wirke ihr Betrieb klein, sagt sie. „Da waren so viele inspirierende und motivierende Leute, das ist nach wie vor so ein gutes Netzwerk. Das ist ein richtiger Push.“ In Nordamerika könne „größer, freier und bedingungsloser gearbeitet werden“.

Die Zuchtbranche ist in Österreich von Männern dominiert. „Es ist in Österreich nicht üblich, aber ich finde – egal ob Männer oder Frauen – wenn man etwas gerne macht, dann macht man es so gut wie es irgendwie geht und im Ausland ist das nicht ungewöhnlich, dass Frauen gute Rinderzüchter sind. Das macht keinen Unterschied.“

BOA Farm in Wildendürenbach
ORF/Nina Pöchhacker
Technik, Werkstatt aber auch Ackerbau würden ihn am meisten interessieren, sagt Konstantin Wintereder, der älteste von Daniela Wintereders Söhnen

Söhne helfen mit

Ins nördliche Weinviertel kam die ursprünglich oberösterreichische Familie im Jahr 2002. Entscheidend waren die Angusrinder. Ein Nachbarbetrieb suchte in Wildendürnbach nach einem Lieferanten für Rindermist mit möglichst kurzer Entfernung. Die Wintereders kauften das 300 Hektar große Areal mit historischem Gutshof und übersiedelten mit einigen hundert Tieren. Seit damals besteht die Kooperation – Rindermist gegen Biofutter und Stroh.

Daniela Wintereder lebt hier mit ihren drei Söhnen. „Der Große ist für sechs Monate jetzt fix am Betrieb. Die beiden kleinen sind noch Schüler, aber an den Wochenenden und in den Ferien sind sie alle live dabei und es sind alle aus tiefstem Herzen begeisterte Bauernbuben“, erzählt sie. Der 20-jährige Sohn wird – so wie Wintereder vor über 20 Jahren – für einige Zeit ins Ausland gehen und auf mehreren landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten.