„Sie war eine Pionierin. Sie hat vieles vorweggenommen, was dann Mitte der 70er Jahre eine breitere Ebene gefunden hat“, beschreibt Kuratorin Alexandra Schantl die Arbeitsweise der Grenzgängerin gegenüber noe.ORF.at. Mejchar arbeitete fast immer in Schwarz-Weiß und schaffte es durch bewusste Lichtsetzung, ihren Fotografien eine gewisse Lebendigkeit zu geben.
Aufgewachsen in Niederösterreich, faszinierte sie seit ihrer Jugend etwa der zerbombte Fliegerhorst in Markersdorf (Bezirk St. Pölten), den sie seit 1947 immer wieder aufsuchte, um seine Veränderung fotografisch festzuhalten. Ihr Interesse galt von Anfang an weniger dem Menschen als vielmehr den vermeintlich bedeutungslosen, hässlichen oder ruinösen Dingen. Oft zog es sie auch an die verwilderten Randzonen von Wien und sie durchstreifte mit ihrer Kamera Industrieruinen.
Dinge vor dem Verschwinden bewahren
Beruflich war Mejchar 40 Jahre lang als Fotografin im Bundesdenkmalamt tätig, in ihrer Freizeit entwickelte sie ab Mitte der 1950er Jahre eigene künstlerische Schwerpunkte. Sie wollte einerseits Dinge vor dem endgültigen Verschwinden bewahren, aber befasste sich später auch mit Pflanzenstudien und skurrilen Stillleben. In den 90er Jahren machte sie sich auf die Suche nach dem Hässlichen des Schönen. Sie experimentierte mit Collagen und zeigte dabei ihren Sinn für Humor.
Wenngleich Mejchar zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Fotografie zählt, erfuhr sie erst im hohen Alter öffentliche Anerkennung. 2004 erhielt sie den Würdigungspreis für künstlerische Fotografie des Landes Niederösterreich. 2020 starb die Künstlerin im Alter von 96 Jahren in Wien.
Landesgalerie zeigt 300 Werke
In der Landesgalerie sind nun rund 300 Werke aus 50 Jahren zu sehen. Alle Arbeiten stammen aus den Landessammlungen Niederösterreich, die 2013 das Lebenswerk von Mejchar als Schenkung erhielten. Weiters wird im Rahmen der Retrospektive auch das Thema analoge Fotografie beleuchtet, es sind Geräte wie etwa eine historische Linhof-Kamera aus dem Nachlass der Künstlerin zu sehen. Die Ausstellung „Elfriede Mejchar. Grenzgängerin der Fotografie“ läuft noch bis 16. Februar 2025.
Gleich drei verschiedene Museen würdigen derzeit das Schaffen von Mejchar anlässlich ihres 100. Geburtstages: Neben der Landesgalerie zeigen auch das Wien Museum und das Museum der Moderne Salzburg Arbeiten der Grand Dame der österreichischen Fotografie.