Photovoltaikmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon.
APA/dpa/Stefan Sauer
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Wirtschaft

Ärger über nicht gemeldete PV-Anlagen

Tausende PV-Anlagen ohne Bewilligung sollen in Niederösterreich am Stromnetz hängen. Das führt zu Problemen in der Netzstabilität, da die Netzbetreiber die Spannungsschwankungen nicht mehr berechnen könnten, warnt der Netzbetreiber Netz Niederösterreich.

Wie viele wilde „Guerilla“-PV-Anlagen in Niederösterreich ins Stromnetz einspeisen, ist unklar. Bei Netz Niederösterreich rechnet man mit 2.000 bis 4.000 Sonnenkraftwerken bzw. 40 bis 50 Megawatt Leistung, die illegal ins Netz fließen. Das entspricht in etwa der Leistung des Kraftwerks Ottenstein (Bezirk Krems).

Der Großteil dürfte auf kleinere Balkonmodule zurückzuführen sein. Diese sind bis zu einer Erzeugungsleistung von 0,8 kW nicht bewilligungs-, aber dennoch meldepflichtig. Aber auch größere Anlagen mit deutlichen größeren Strommengen, die erst vor Kurzem fertiggestellt wurden, dürften sich darunter befinden. Laut Netz Niederösterreich müsse man immer auf die Betriebserlaubnis warten.

Solarpaneele auf dem Dach eines Hauses
APA/Robert Jäger
Laut Netz Niederösterreich dürften PV-Anlagen teilweise auch vor der offiziellen Betriebserlaubnis in Betrieb genommen werden

Jede Photovoltaikanlage führt zu Spannungsanhebungen im Stromnetz. Durch die hohe Zahl an nicht gemeldeten PV-Anlagen würde es immer schwieriger, die Schwankungen zu berechnen und auszugleichen, sagt Kurt Reinagel von Netz Niederösterreich. Das Stromnetz komme dadurch früher an seine technischen Grenzen. „Im schlimmsten Fall kann es zu Stromausfällen kommen“, so Reinagel.

Ohne Bewilligung wird Strom verschenkt

Je größer die inoffizielle Anlage, desto instabiler wird das Netz. Den Anlagenbetreiberinnen und -betreibern unterstellt Reinagel nicht unbedingt unlautere Motive. „Sie handeln mit bestem Wissen und Gewissen, wenn sie ihre errichteten Anlagen sofort ans Netz bringen.“

Doch habe der inoffizielle Anschluss auch für sie persönlich Nachteile. Betreiber von „Guerilla“-Anlagen haften für mögliche Schäden, und der nicht verbrauchte, eingespeiste Strom würde verschenkt. Um den eingespeisten Strom verkaufen zu können, brauche es nämlich einen Energielieferanten als Käufer.

Hohe Dunkelziffer

Die kleineren Balkonkraftwerke bis zu einer Leistung von 0,8 kW brauchen keinen Stromabnehmer, weil sie für die Abdeckung des eigenen Stromverbrauchs vorgesehen sind. Sie sind dennoch beim Netzbetreiber meldepflichtig. Seit 2021 wurden 8.500 Anlagen bei Netz Niederösterreich gemeldet. Reinagel rechnet mit einer beträchtlichen Dunkelziffer.

Betreiber von Balkonkraftwerken müssen außerdem europäische Normen einhalten und etwa auf eine CE-Kennzeichnung achten – auch zum eigenen Schutz, ergänzt der Experte: „Wenn die keine gültigen Prüfzertifikate haben, bringt man sich sogar selbst in Gefahr, wenn irgendwo Schäden entstehen. Das kann vielleicht eine zu hohe Spannung am Netz sein, oder es könnte etwa auch zu einem Brand kommen. Dann haftet der Anlagenbetreiber dafür.“