Eine Hebamme untersucht eine schwangere Frau.
APA/dpa/Fredrik von Erichsen
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Wissenschaft

Kranke Schwangere meist wenig aufgeklärt

Die Mehrheit der Frauen mit Schwangerschaftserkrankungen ist nicht ausreichend über einige Langzeitrisiken informiert – etwa anhaltende Herz-Kreislauf-Beschwerden nach Bluthochdruck. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität.

Nach bluthochdruckbedingten (hypertensiven) Schwangerschaftserkrankungen oder Störungen des Blutzuckerstoffwechsels in der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes) besteht dringender Bedarf für eine verbesserte Betreuung und Aufklärung. Mehr als zwei Drittel der betroffenen Frauen wurden nicht ausreichend über die Langzeitrisiken von Präeklampsie oder Schwangerschaftsdiabetes für Herz-Kreislauf-Erkrankungen informiert, wie eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) Krems laut einer Aussendung von Dienstag ergab.

„Diese Erkenntnisse betonen die Lücke in der Betreuung von Frauen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen“, wurde mitgeteilt. Befragt wurden 161 weibliche Personen. Optimiert werden müssen nach Ansicht der Studienautorinnen und -autoren die Beratungs- und Betreuungsleistungen durch das Gesundheitspersonal, um Frauen nach Schwangerschaftserkrankungen angemessen zu unterstützen.

Die wenigsten Betroffenen kommen zu Nachuntersuchungen

Nur der Hälfte der Frauen mit Hochrisikoschwangerschaften wurde empfohlen, ihren Lebensstil anzupassen, „obwohl dies das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken könnte“, sagte Birgit Pfaller-Eiwegger, Oberärztin am Universitätsklinikum St. Pölten und Forscherin an der KL Krems. Nur 14 Prozent der Betroffenen machten eine Nachuntersuchung.

Doppler Ultraschall
Pixabay/Beeki
Während der Schwangerschaft werden Frauen noch engmaschig untersucht, nach der Geburt krankt es oft

Bei mehr als 85 Prozent der Befragten, die Schwangerschaftserkrankungen mit einem Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, fand langfristig kein Follow-Up statt. Selbst Termine bei Hausärzten nahmen weniger als 40 Prozent der Frauen mit Hochrisikoschwangerschaften innerhalb der ersten Monate nach der Geburt wahr.

Keine einheitlichen Richtlinien für Beratung

Empfohlen wurde eine verbesserte Ausbildung für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen, um sie für die langfristigen Folgerisiken von Schwangerschaftserkrankungen zu sensibilisieren. Vorgeschlagen wurden auch strukturierte Beratungspläne. Pfaller-Eiwegger hat 2020 am Universitätsklinikum St. Pölten mit dem Aufbau einer Ambulanz für Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen nach Schwangerschaftserkrankungen (PreCareFem-Ambulanz) gestartet.