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ORF / Czastka
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Bildung

Mittelschulen: Mangel an Musiklehrern

Bereits jede zweite Musikstunde an den Mittelschulen wird von Lehrerinnen und Lehrern ohne entsprechende Ausbildung unterrichtet. Der Österreichische Musikrat fordert nun ein Einschreiten. Ansonsten seien „musikalische Analphabeten“ zu befürchten.

500 Musiklehrerinnen und Musiklehrer unterrichten derzeit in den Mittelschulen in Niederösterreich – zu wenig um den Bedarf abzudecken. Fachfremde Pädagogen müssen einspringen, die Situation sei drastisch, so die Präsidentin des Österreichischen Musikrats, Eva Bauer: „Stellen Sie sich vor, Sie sind Geografielehrer oder Deutschlehrerin und müssen sich vor eine Klasse stellen und mit den Kindern singen oder musizieren – das wird schwierig!“

In den regulären Mittelschulen verschärft sich laut Bauer der Mangel an Musiklehrerinnen und Musiklehrern. Die Bildungsdirektion versucht die Situation mit fachfremden Lehrern abzufedern. „Direktorinnen und Direktoren greifen natürlich vorrangig auf Kollegen zurück, die sich sehr für Musik interessieren oder vielleicht auch in einer Blasmusikkapelle spielen“, erklärt Andreas Gruber, Fachinspektor für Musik in Niederösterreich.

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Derzeit gehen die wenigen voll ausgebildeten Musiklehrkräfte am liebsten in die Musik-Schwerpunktschulen

Außerdem unterstütze die Bildungsdirektion fachfremde Lehrerinnen und Lehrer in Niederösterreich mit einem speziellen Angebot an Weiterbildung. Es gibt zum Beispiel einen eigenen Lehrgang, den heuer 33 Pädagogen besucht haben, um ihre Musik-Kenntnisse nachzubessern.

Beim Musikrat läuten hingegen angesichts der Situation die Alarmglocken. Im Sinne der musikalischen Bildung werden doppelt so viele Ausbildungsplätze an der Wiener Musikuniversität oder eine weitere Ausbildungsstätte gefordert.

Es fehlen seit Jahren Ausbildungsplätze

Der Mangel habe sich laut Bauer schon seit Jahren angekündigt. Denn die pädagogischen Hochschulen sind nicht mehr alleine, sondern seit 2016 im Verbund mit den Musikuniversitäten für die Lehrerausbildung zuständig. „Die Idee war eigentlich, mehr Qualität in den Unterricht zu bekommen, allerdings hat man nicht bedacht, dass es nicht genug Ausbildungsplätze an den Universitäten gibt“, so Bauer.

Die wenigen Absolventen wählen daher lieber jene Schulen als Arbeitsplatz, wo die Ausstattung besser und die Wertigkeit höher ist. Musik-Schwerpunktschulen sind etwa kaum von den bestehenden Engpässen betroffen. „Bei uns sind alle Stunden durch geprüfte Musiklehrer abgedeckt“, so Birgit Sibral, Direktorin der Musik-Mittelschule in Tulln.