Schülerinnen der MS Tulln sehen sich im Metallbaubetrieb Schinnerl um
NLK Pfeiffer
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Wirtschaft

Technische Berufe als Chance für junge Frauen

Einzelhandelskauffrau, Frisörin und Bürokauffrau – nach wie vor entscheiden sich junge Frauen oft für einen dieser drei Berufe. Um die Begeisterung für die Technik zu wecken, wird in Niederösterreich am Donnerstag zum 22. Mal der „Girls’ Day“ veranstaltet.

Bewerbungen von Frauen suchte man in vielen technischen Betrieben in Niederösterreich lange vergeblich. So war es auch im Tullner Metallbauunternehmen Schinnerl. Erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren habe sich die Situation verbessert, sagt Geschäftsführerin Petra Schinnerl: „Wir haben zwar immer noch keinen Andrang an weiblichen Bewerberinnen, aber es kommen immer mehr dazu.“

Das Metallbauunternehmen ist einer von 109 Betrieben in Niederösterreich, die heuer im Zuge des „Girls’ Days“ ihre Tore für Mädchen und junge Frauen öffnen. Knapp 2.200 Teilnehmerinnen aus 110 Schulen sollen sich am Donnerstag direkt in den Betrieben ein Bild von den verschiedensten technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Berufen machen und mit potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern ins Gespräch kommen.

Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker,  Landesgeschäftsführerinstellvertreterin des AMS NÖ, Karmen Frena und Michaela Roither, Geschäftsführerin Industriellenvereinigung NÖ mit Schülerinnen, die am Girls’ Day teilnehmen.
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(v.l.) WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, NÖ-Industriellenvereinigung-Geschäftsführerin Michaela Roither und AMS-NÖ-Landesgeschäftsführerin-Stellvertreterin Karmen Frena mit Schülerinnen der MS Tulln

Dass sich viele Mädchen nach wie vor für typische Frauenberufe entscheiden, liege jedoch oft an der Sozialisierung und nicht an den Interessen oder Talenten der Mädchen, betont Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) beim Auftakt des Girls’ Days in Tulln: „Mädchen trauen sich selbst immer noch zu wenig zu. Das fängt schon da an, weil sie zu Hause anderes Spielzeug bekommen als die Buben“.

Finanzielle Sicherheit und Aufstiegschancen in der Technik

Umso wichtiger sei es, den Mädchen mit dem „Girls’ Day“ eine Möglichkeit zu bieten, sich in einem wertfreien Rahmen zu informieren. Diese Meinung teilt man auch bei der Wirtschaftskammer Niederösterreich. „Das ist eine Investition in unsere Zukunft, in unsere dringend benötigten Fachkräfte von morgen“, sagte Präsident Wolfgang Ecker bei einer Pressekonferenz anlässlich des Auftakts in Tulln.

Doch nicht nur in Anbetracht des Fachkräftemangels sei es wichtig, Frauen für technische Berufe zu gewinnen. Auch für die Frauen selbst sei der Schritt in die Technik eine große Chance, so die Landesrätin. Das betreffe etwa Aufstiegschancen oder die finanzielle Sicherheit. So würde eine Installations- und Gebäudetechnikerin im Monat durchschnittlich 800 Euro mehr verdienen als eine Einzelhandelskauffrau.

Interessen sollen bei Berufswahl im Vordergrund stehen

Trotz aller Vorteile solle man Frauen nicht zu einem Beruf in der Technik drängen. „Es ist immer wichtig, dass junge Menschen das finden, wo sie sich gut aufgehoben fühlen, wo es ihnen Spaß macht“, so Ecker. Nur so werde man im Beruf erfolgreich werden. Unterstützung für den „Girls’ Day“ gibt es auch seitens des AMS NÖ und der Industriellenvereinigung.

Dass mit der Initiative etwas bewegt werden kann, denkt auch Geschäftsführerin Petra Schinnerl. In ihrem Tullner Betrieb arbeiten heute insgesamt fünf Mitarbeiterinnen in technischen Bereichen. Für Lehrling Annalena Halper war der Schritt in die Technik auf alle Fälle genau der richtige: Sie würde sich heute wieder für die Metalltechnik entscheiden, sagt sie. Noch ist sie der einzige weibliche Lehrling in dem Betrieb, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das bald.