Flughafen Wien-Schwechat in den 1960er-Jahren
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Wirtschaft

Flughafen feiert 70-jähriges Bestehen

Der Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) hat am Donnerstag sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltung stand die Entwicklung des Verkehrsknotenpunkts: von 64.000 auf 30 Millionen Passagiere.

Quasi als Geburtstagsgeschenk wurde während der Veranstaltung die Einigung von AUA-Management und Gewerkschaft auf einen neuen Kollektivvertrag für das Bordpersonal bekannt. Das sei „eine ganz, ganz tolle Nachricht für den Standort“, sagte Flughafen-Vorstand Julian Jäger. „Ich freue mich sehr“, quittierte Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Michael Ludwig (SPÖ) die Einigung bei der AUA. Auch der Airport sei „dadurch gestärkt“.

Als Zeitzeugin war die 94-jährige Emma Setzer aus Fischamend (Bezirk Bruck an der Leitha) zur Jubiläumsveranstaltung eingeladen. Sie war von 1954 bis 1984 auf dem Flughafen beschäftigt. „40 Leute“ seien bei der ersten Weihnachtsfeier gewesen, erinnerte sich die Mitarbeiterin der ersten Stunde.

Es sei eine „großzügige Geste“ gewesen, dass Großbritannien den Flughafen Wien, die damalige Royal Air Force (RAF) Station Vienna, 1954 an Österreich zurückgegeben hat, wurde bei der Feier betont. Botschafterin Lindsay Skoll sprach daher von einer „kleinen Rolle“, die das Königreich in der Erfolgsgeschichte des Airports einnehme. Als „entscheidende Infrastruktur“ und einen der wichtigsten Arbeitgeber bezeichnete Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in einer Videobotschaft den Flughafen.

Flughafen Festakt 70 Jahre
Flughafen/Martin Steiger
Eine der ersten Mitarbeiterinnen auf dem Flughafen Wien-Schwechat: Emma Setzer

Synthetischer Treibstoff und Klimawandel

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Ludwig als Eigentümervertreter strichen einmal mehr die Bedeutung des Verkehrsknotenpunkts für den Wirtschaftsstandort hervor. Von einem „Jobmotor“ sprach die ÖVP-Politikerin. Sie betonte auch das Miteinander der beiden Bundesländer mit dem Flughafen, das es im Sinne des Standorts weiterhin zu „leben, hegen, pflegen“ gelte. Ein Wirtschaftsmotor wie Wien brauche gut funktionierende Infrastruktur. Der Airport spiele dabei eine ganz besondere Rolle, sagte Ludwig.

Was „Flugscham“ angehe, verwies Mikl-Leitner darauf, dass der Flughafen „alles“ tue, „um CO2-neutral zu arbeiten“. Was es noch brauche, sei synthetischer Treibstoff. Die Wichtigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel betonte auch Ludwig. Er kündigte zudem an, sich gemeinsam mit den ÖBB für eine noch stärkere Anbindung des Drehkreuzes in Schwechat aus östlichen Nachbarländern einsetzen zu wollen.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Airport-Vorstand Jäger blickte am Donnerstagabend auf eine „unglaubliche Reise“ zurück. 30 Millionen Passagiere seien „so viele, wie Prag, Budapest und Bratislava zusammen haben“. Wichtigste Akteure für das Wachstum seien „die Partner“ des Flughafens. „Wir sind voller Elan“, betonte Vorstandskollege Günther Ofner und verwies auf eine „klare Unternehmensstrategie“. Der Blick in die Zukunft sei demnach optimistisch.

„Wir werden weiter investieren“, kündigte Jäger an. Von vier Mrd. Euro in den kommenden zehn Jahren sprach Ofner. Die Zahl der Passagiere bis dahin werde auf vermutlich 35 bis 40 Millionen jährlich steigen. Wachstum, Fünf-Sterne-Qualität und „kein CO2-Ausstoß (Net Zero CO2) bis 2033“ nannte Jäger als drei vorrangige Ziele, die verfolgt würden.

Flughafen Festakt 70 Jahre
Flughafen/Martin Steiger
Unter den Festgästen: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) sowie die Landeshauptleute von Wien Michael Ludwig (SPÖ) und Niederösterreich Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und die beiden Flughafenvorstände Julian Jäger und Günther Ofner

Seinen Ursprung am Standort Schwechat hatte der Flughafen Wien bereits 1938 als Militärflugplatz der deutschen Luftwaffe. Für die Opfer der zwei dortigen Außenlager des KZ Mauthausen ist im Herbst 2021 das Mahnmal „Niemals vergessen"auf der Abflugebene vor dem Terminal 3 enthüllt worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Areal von den britischen Besatzungstruppen übernommen und als Royal Air Force (RAF) Station Vienna betrieben.

Der tatsächliche Startschuss als heimischer Airport erfolgte am 11. Dezember 1953 mit der Gründung der "Wiener Flughafenbetriebsgesellschaft m.b.H.“. Im Jänner 1954 wurde als erster privat verwalteter Flughafen Österreichs der operative Betrieb aufgenommen.

Verlängerung der Piste als erstes Highlight

Im ersten Jahr zählte der Airport in Schwechat 64.211 Passagiere – so viele sind es heute mittlerweile an einem einzigen Tag. Im Jubiläumsjahr 2024 werden etwa 30 Millionen Fluggäste erwartet. Der bisherige Rekord stammt mit 31,7 Millionen aus 2019.

Erstes Highlight im Ausbau der Infrastruktur war 1959 die Verlängerung der damaligen Piste 12/30 (heute 11/29). Es folgten die Eröffnung des neuen Abfertigungsgebäudes ein Jahr später sowie die Inbetriebnahme der zweiten Piste (16/34) im Oktober 1977. Als „weichenstellendes Ereignis der Flughafengeschichte“ gilt der Gang an die Börse 1992.

Flughafen Wien in Schwechat
ORF
Die Entwicklung schreitet voran: Die neue Süderweiterung des Terminal 3 soll 2027 in Betrieb gehen soll

2003 startete der City Airport Train (CAT), 2005 ging der 109 Meter hohe neue Tower in Betrieb. Ein Jahr später wurde das neue VIP- und General-Aviation-Terminalgebäude eröffnet. Seit 2012 gibt es den Terminal 3, seit mittlerweile vier Jahren den Office Park 4, wo auch das Event zum Airport-Jubiläum über die Bühne gegangen ist. Anfang 2023 nahm der Flughafen Wien eine der größten PV-Anlagen Österreichs in Betrieb.

Aktuell laufen die Bauarbeiten für die neue Süderweiterung des Terminal 3, die 2027 in Betrieb gehen soll. Als Zukunftsprojekt gilt nicht zuletzt die viel diskutierte dritte Piste. Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat das Projekt genehmigt.