Ausstellung „Wir Schwestern“ Stift Klosterneuburg
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Kultur

Die vergessenen Chorfrauen Klosterneuburgs

Jahrhundertelang wurde das Stift Klosterneuburg (Bezirk Tulln) von Frauen bewohnt – heute sind die Augustiner Chorfrauen fast vergessen. Die Ausstellung „Wir Schwestern“ widmet sich nun dem Alltag und der Bedeutung dieser Frauengemeinschaft.

Die Augustiner Chorfrauen haben eine lange Geschichte im Stift Klosterneuburg, die im Jahr 1133 begann und 1568 endete. Die Frauen lebten in eigenen Gebäuden neben jenen der Chorherren und verwalteten sich selbst. Die Frauen, die ins Kloster eintraten, waren meist sozial bessergestellt und brachten Güter ins Kloster mit ein. Der Alltag als Chorfrau war zwar streng reglementiert und nach außen begrenzt, brachte aber auch Chancen mit sich, vor allem auf Bildung und spirituelle Entfaltung.

„Eigentlich war das ein sehr attraktives Leben, denn man muss sich vorstellen, dass das weltliche Leben für Frauen auch relativ schwierig sein konnte. Man heiratete nicht aus Liebe, sondern wurde verheiratet vor allem in den höheren Schichten und es war natürlich ein sehr arbeitsreiches Leben“, sagt Co-Kuratorin Eva Schlotheuber im Interview mit noe.ORF.at.

Die vergessenen Chorfrauen

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„Das Kloster gab ihnen die große Chance auf Bildung und zu reflektieren und es war für die Frauen ein relativ autonomer Raum, den sie nach innen für sich gestalten konnten.“ Die Klostermauern boten den Frauen auch Schutz in unruhigen Zeiten.

Die Augustiner Chorfrauen wollten etwas bewirken und so lebten sie nach den Leitspruch der „vita activa“, also eines aktiven Lebens. Im Stift Klosterneuburg unterhielten sie ein Spital für Arme und Kranke sowie eine öffentlich zugängliche Schule für Mädchen – eine Seltenheit zu dieser Zeit. Der Unterricht war neben dem Weinbau und den Gütern, die die eintretenden Frauen einbrachten, eine wichtige Einnahmequelle für das Kloster.

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Ausstellung „Wir Schwestern“ Stift Klosterneuburg
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Ein Modell eines Habits, das die Chorfrauen trugen
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Ein medizinisches Buch mit einem „Aderlassmännlein“ aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
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Der Äbtissinnenstab demonstrierte die Macht seiner Trägerin
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Dieses Bild aus dem Jahr 1490 (Schätzung) zeigt den Heiligen Korbinian bei der Visitation eines Frauenklosters
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Die Rechnungsbücher zeigen, wie sich die Frauen im Kloster ernährt haben
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Die Augustiner Chorfrauen lebten im Stift Klosterneuburg neben den Chorherren – wenn auch getrennt
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Hier wird die Legende der Heiligen Ursula gezeigt, die in Frauenklöstern als glaubensstarke Lehrerin verehrt wurde (1464)

Von spiritueller Entfaltung und weltlichen Genüssen

Im Zentrum des Lebens als Augustiner Chorfrau standen die Liturgie und der gemeinsame Gesang. „Die Gesänge sind sehr anspruchsvoll und auch wunderschön und da musste man natürlich die Notation lernen, das Latein und was die Gesänge bedeuten in der Kommunikation mit Gott“, sagt Co-Kuratorin Schlotheuber. Aber auch weltliche Genüsse dürften die Augustiner Klosterfrauen gekannt haben, das zeigt ein Blick in ihre Rechnungsbücher, die im Stift Klosterneuburg erhalten geblieben sind.

„Es gab sehr viel Siedfleisch, am Freitag gabs Fisch und Mandeln und man hat natürlich Wein getrunken zu den Mahlzeiten und meistens gab es auch Bier“, erklärt Schlotheuber. Wein und Bier mit geringem Alkoholanteil zu trinken galt im Mittelalter nicht als Luxus und war daher nicht nur in Klöstern üblich, sagt die Historikerin, denn das Wasser war oft verunreinigt. Und so erzählt die Ausstellung „Wir Schwestern“ auch etwas über eine lange vergangene Zeit.