EU Schwerpunkt Umwelt Verbund Donau Altenwörth
ORF/Schwarzwald-Sailer
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Umwelt & Klima

EU bringt neues Leben in die Donau

Regulierte Flüsse, ausgetrocknete Moore und zugebaute Böden – sie sind nur einige Gründe dafür, warum die Artenvielfalt abnimmt. Die EU will mit dem Programm „LIFE+“ gegensteuern. Beim Donaukraftwerk Altenwörth (Bezirk Tulln) wurde dafür ein Teil der Au renaturiert.

Gemütlich ziehen zwei Schwäne auf dem stillen Wasser ihre Runden. Die Steilufer daneben haben die Uferschwalben zurückerobert und sich dort eingenistet. Wo bis vor wenigen Jahren noch reinster Auwald war, macht sich heute Niederösterreichs längste Fischwanderhilfe breit – über zwölf Kilometer von Altenwörth stromaufwärts bis Traismauer (Bezirk St. Pölten).

Als Kraftwerksbetreiber war der Verbund dazu gesetzlich verpflichtet. Das Energieunternehmen setzte hier aber nicht nur eine technische Lösung um – so gab es etwa Varianten, nur Betonbecken mit Schlitzen zu bauen, damit die Fische aufsteigen können –, sondern eine naturnahe Lösung, sagt Projektleiter Hannes Einfalt: „Gott sei Dank war am linken Ufer viel Platz.“

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Wo bis vor wenigen Jahren noch Auwald gewesen ist, erstreckt sich heute Niederösterreichs längste Fischwanderhilfe

Stark regulierte Flüsse

Denn Österreichs Flüsse, speziell die Donau, sind ohnehin stark reguliert und verbaut, sagt der Experte. Mit der Fischwanderhilfe konnte man das etwas aufbrechen und im ehemaligen Auwald ein breites großzügig angelegtes Gerinne anlegen, mit Mäandern, unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten und ökologischen Rückzugsmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen.

Von 2020 bis Sommer 2022 mussten dafür zunächst große Mengen an Erde, Kies und Feinsediment bewegt werden – in Summe 580.000 Kubikmeter. Das Material wurde aber nicht entsorgt, sondern im Krems-Kamp-Gerinne für Aufschüttungen und Kiesbänke verwendet. Mit der Renaturierung will man die Artenvielfalt stärken sowie Lebens- und Rückzugsräume für Flussuferschwalben oder Eisvögel schaffen, oder damit Fische genügend Platz zum Laichen haben.

Verarmung der Artenvielfalt

Ein Projekt, das ohne Förderung der EU in dieser Dimension sicher nicht umgesetzt worden wäre, heißt es beim Verbund. 8,5 Millionen Euro steuerte die EU bei – um Fehler der vergangenen Jahrzehnte auszugleichen, sagt Wolfgang Bogensberger, Leiter der EU-Vertretung in Wien: „Wir haben entdeckt, dass wir eine große Verarmung der Arten haben. Artenvielfalt ist ganz besonders wichtig, in der Nahrungskette oder für die Bestäubung von Pflanzen.“

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Die Fischwanderhilfe erstreckt sich von Altenwörth stromaufwärts bis Traismauer

Eines der wichtigsten Anliegen der „LIFE“-Projekte sei, „das, was wir einmal hatten – naturnahe Umweltgebiete, Auenlandschaften oder Moore – wieder zurückgewinnen“, ergänzt Bogensberger, denn sie würden „im Naturkreislauf alle eine ganz wichtige Rolle“ spielen. Entlang der niederösterreich-slowakischen Grenze wurden etwa die March-Auwälder wiederhergestellt – zum Schutz bedrohter Vogel- und Fischarten, aber auch zum Schutz vor Hochwasser.

Laut Bogensberger geht es auch um eine Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in Produktion, Vertrieb und Konsum: „Wenn ich etwa Pestizide verwende, dann habe ich zwei, drei Jahre einen guten Vorteil, bin aber nicht nachhaltig, wenn ich dadurch ein Bienensterben bewirke und ich nicht mehr die Bestäuber habe, die es bräuchte, damit ich die Erträge auch in zehn Jahren noch einfahren kann.“ Die EU will deshalb mit dem Programm „LIFE+“ finanzielle Anreize setzen.

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Um zu kontrollieren, ob die Maßnahmen wirken, werden etwa Fische gechippt und ihre Wanderung via Sender verfolgt

„Geht um unsere Lebensqualität“

Global betrachtet sei die EU zwar klein, trotzdem müsse jetzt jemand vorangehen und gegensteuern – zum eigenen Vorteil, sagt der EU-Vertreter: „Man merkt die Konsequenzen nicht sofort, aber wenn sich die Artenvielfalt verringert, hat das automatisch Auswirkungen auf die Nahrungskette, die Tier- und Pflanzenwelt. Das ist letztlich auch eine Herausforderung für unsere Lebensqualität.“

Mit Projekten wie in Altenwörth würde man auch auf die nächsten und übernächsten Generationen schauen und darauf achten, dass die Natur im Gleichgewicht bleibt. Entlang der Donau ist das gelungen, mittlerweile kann die Natur dort wieder Natur sein. Die Laichplätze werden von den Fischen schon zahlreich genutzt, schildert Einfalt, der überrascht ist, wie schnell die Natur reagiert hat.