SKN-Trainer Philipp Semlic tritt nach wenigen Monaten am 3. Mai zurück
GEPA pictures/ Armin Rauthner
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sport

SKN St. Pölten versinkt im sportlichen Chaos

Der Mai 2024 sollte für den SKN St. Pölten eigentlich die Zeit für die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga werden. Stattdessen verabschiedete sich innerhalb weniger Tage die komplette sportliche Führung. Der Verein steht in vielfacher Hinsicht vor einer ungewissen Zukunft.

Am Montag kündigte Sport-Geschäftsführer Jan Schlaudraff seinen Rückzug zum Saisonende an, am Freitag folgten innerhalb weniger Stunden Sportdirektor Tino Wawra und Trainer Philipp Semlic. Dass es trotzdem zu einem 0:0 beim Spiel gegen den DSV Leoben reichte, darf angesichts der Turbulenzen als Erfolg gewertet werden. Der neunte Tabellenplatz mit 25 Punkten Rückstand auf Platz eins ist für die als Titelkandidat in die Saison gestarteten Niederösterreicher jedenfalls ein sportliches Desaster.

Nach dem vorläufigen Ende der „Rücktritts-Orgie“ stellte sich Wirtschafts-Geschäftsführer Matthias Gebauer am Samstag den Fragen von noe.ORF.at. Der gebürtige Tiroler steht mit dem Rest des SKN-Teams vor sportlich und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

noe.ORF.at: Herr Gebauer, waren Sie von den Rücktritten der sportlichen Führung innerhalb kürzester Zeit überrascht?

Matthias Gebauer: Fakt ist, dass wir mit sehr ambitionierten Zielen in die Saison gegangen sind. Wir haben unsere Ziele nicht erreicht und daher haben sich die Verantwortlichen zusammengesetzt und Konsequenzen gezogen. Fakt ist aber auch, dass Jan Schlaudraff noch bis Ende des Monats zur Verfügung steht. Er hat immer alles für den Verein gegeben und wird das auch weiterhin bis zum letzten Tag machen.

noe.ORF.at: Werden alle drei Positionen zeitnah nachbesetzt?

Gebauer: Das wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Klar ist, dass wir einen neuen Cheftrainer brauchen und dafür lassen wir uns Zeit. Die restlichen vier Spiele der laufenden Saison werden wir mit einer internen, interimistischen Lösung auf der Trainerbank besetzen. Diesen Mann werden wir in den kommenden Tagen präsentieren.

Matthias Gebauer (links; Geschäftsführer Wirtschaft) und Helmut Schwarzl (Präsident) vom SKN Sankt Pölten bei einem Spiel in der NV Arena
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Matthias Gebauer (links) und Präsident Helmut Schwarzl stehen mit dem SKN St. Pölten vor großen Herausforderungen

noe.ORF.at: Warum ist diese Saison, in der man eigentlich zurück in die Bundesliga wollte, derart chaotisch verlaufen?

Gebauer: Im Herbst hatten wir einige verletzte Spieler und danach haben wir den Anschluss an die Spitze schnell verloren. Das Ende der Kooperation mit Wolfsburg war natürlich sehr schmerzhaft, aber wir haben versucht, gemeinsam Lösungen zu finden. Jan und ich sind in einem guten Einvernehmen und haben immer gut zusammengearbeitet.

noe.ORF.at: Was sagen Sie den Leuten, die den SKN St. Pölten als „Chaos-Club“ bezeichnen?

Gebauer: Ich glaube, dass es ganz normal ist, dass man beim Verpassen seiner Ziele gewisse Umstrukturierungen vornimmt. Wir sind noch immer ein stabiler Verein mit guten Leuten, die hier arbeiten. Wir haben die Lizenz für die kommende Saison in erster Instanz erhalten und werden uns daher für die kommende Saison gut aufstellen.

noe.ORF.at: Nach dem Abschied von Wolfsburg wird nach wie vor ein neuer Investor gesucht. Zuletzt war von einem Interessenten aus Australien die Rede. Wie ist der aktuelle Stand?

Gebauer: Wir sind mit einem Investor schon sehr weit. Ich bin zuversichtlich, dass wir das zustande bringen. Mehr will ich derzeit nicht dazu sagen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir Ruhe in den Verein bekommen und uns für die kommende Saison neu aufstellen.