Auch so kann man den runden Geburtstag eines Mödlinger Bürgers feiern: Mit einem Gartenfest unter schattigen Bäumen bei Brötchen, Wein und Musik von Arnold Schönberg und Erwin Schulhoff, dargeboten vom Streichquartett „Ensemble LUX“. Zu feiern gibt es nämlich gleich zweierlei: Vor 150 Jahren wurde Arnold Schönberg in Wien geboren und seit 50 Jahren gibt es das Arnold Schönberg-Haus in Mödling. Hier wohnte der Komponist von 1918 bis 1925.
Das Fest am ersten Mai im Garten des Schönberg-Hauses hat seit rund 20 Jahren Tradition, erzählt Ulrike Anton, die Direktorin des Schönberg-Centers in Wien, welches das Schönberg-Haus in Mödling mitbetreut: „Man wollte daran erinnern, dass auch Schönberg regelmäßig am 1. Mai ein Konzert mit ‚seinem‘ Arbeiter-Gesangsverein namens Freisinn in Mödling zur Aufführung brachte.“
Schüler und Lehrer gingen von Wien bis Mödling zu Fuß
In den Anfangstagen seines Aufenthalts in Mödling fuhr Schönberg nur eine Strecke mit der Eisenbahn, den Rückweg nach Wien ging er zu Fuß, weil er sich nur eine Fahrkarte leisten konnte. So ging es auch vielen seiner später auch berühmt gewordenen Schüler. Die Schüler reisten mit der Elektrischen, der Dampftramway, aber auch zu Fuß an, da nach dem Krieg die öffentlichen Verkehrsmittel in der Umgebung Wiens nur unregelmäßig verkehrten.
Max Deutsch berichtete 1970 im Rahmen einer Fernsehdokumentation: „Wir marschierten dann die 15 Kilometer zu Fuß, an einem Tag hin und zurück, um bei Schönberg Unterricht zu nehmen. Der Unterricht war kollektiv, er fand mindestens zweimal in der Woche statt. Schönberg saß am Klavier, wir standen im Halbkreis hinter ihm und legten ihm unsere Arbeiten vor, die er korrigierte und besprach.“
Bahnbrechende Ideen in Mödling entwickelt
„Arnold Schönberg hat in Mödling für seine Art des Komponierens die 12-Ton – Methode entwickelt. Er hat hier wesentliche Werke verfasst, viele Schüler unterrichtet und die Idee für den Verein der musikalischen Privataufführungen in Mödling geboren“, fasst Ulrike Anton, die Direktorin des Schönberg-Centers in Wien, die Errungenschaften zusammen.
„Schönberg hat wieder eine herrliche Idee: Einen Verein zu gründen, der es sich zur Aufgabe macht, Musikwerke aus der Zeit ›Mahler bis jetzt‹ seinen Mitgliedern allwöchentlich vorzuführen“, schrieb der Komponist und Schönberg-Schüler Alban Berg in einem Brief an seine Frau Helene am 1. Juli 1918.
Mehr als einhundert Schüler nahmen in jener Zeit Kompositionsunterricht, darunter Hanns Eisler, Hanns Jelinek, Fritz H. Klein, Rudolf Kolisch, Paul Amadeus Pisk, Josef Polnauer, Karl Rankl, Erwin Ratz, Josef Rufer, Rudolf Serkin und Viktor Ullmann. Mit Anton Webern, der ebenfalls 1918 nach Mödling gezogen war, unternahm er an Sonntagen oft ausgedehnte Spaziergänge auf den Anninger, dem Berg, der wenige hundert Meter hinter dem Haus beginnt.
Schönberg-Haus vor dem Verfall gerettet
Das Mödlinger Haus in der Bernhardgasse 6 in Mödling, in dem Schönberg mit seiner Familie einst ein Stockwerk im Hochparterre gemietet hatte, drohte in den frühen 1970er-Jahren zu verfallen. Ein Abbruch-Bescheid soll bereits bestanden haben. „Es wurde schließlich eine Erfolgsgeschichte“, wie sich Marion Diederichs-Lafite, die Tochter der Musikverlegerin Elisabeth Lafite, beim Fest im Garten des Hauses erinnerte.
Dank einer Initiative des Musikredakteurs Walter Szmolyan und Elisabeth Lafite konnte das Gebäude 1972 buchstäblich in letzter Minute unter Denkmalschutz gestellt und von der Internationalen Schönberg Gesellschaft (ISG) gekauft werden. 1974 wurde es nach ersten Renovierungen als Schönberg-Haus eröffnet. Diese Hausrettung war auch die Initialzündung für die Schönberg-Privatstiftung und dem späteren Arnold Schönberg Center in Wien.
In diesem Jahr werden noch etliche Veranstaltungen im Schönberg-Haus in Mödling stattfinden. Derzeit ist eine Ausstellung mit Gemälden und Fotos des Mödlinger Kunstvereins, die sich mit Schönberg auseinandersetzen, im Garten des Hauses zu sehen.