Kinderarzt-Suche: St. Pölten besonders betroffen

Immer mehr Kassenstellen für Kinderärzte bleiben leer. Besonders kritisch ist die Situation in und um die Landeshauptstadt. In Wiener Neustadt wurde die Nachfolge hingegen frühzeitig gesichert.

Derzeit sind in Niederösterreich acht Kassenstellen für Kinder- und Jugendheilkunde ausgeschrieben. Im Bezirk St. Pölten wird seit Oktober 2016 gesucht. Direkt in der Landeshauptstadt ist zusätzlich seit 1. Jänner 2019 eine Stelle frei. Besorgte Eltern wandten sich wegen des Kinderärztemangels im St. Pöltner Umland bereits an den niederösterreichischen Patientenanwalt Gerald Bachinger.

„Mütter sind zu uns gekommen und haben sich beschwert, weil von heute auf morgen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen bei ihrem üblichen Kinderfacharzt oder der Kinderfachärztin nicht mehr durchgeführt werden konnten“, sagt Bachinger gegenüber noe.ORF.at. Zu dem Mangel sei es aufgrund von Pensionierungen gekommen. Die Nachfolge ist nach wie vor ungeklärt.

Praxis Ordination Kinderarzt

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Dass die Suche nach Kinderärzten so schwierig ist, liege an den Arbeitsbedingungen der Mediziner, heißt es bei der Ärztekammer Niederösterreich. Für viele junge Ärztinnen und Ärzte sei eine Kassenstelle uninteressant, denn „sie wollen zum Teil nicht mehr 80 bis 120 Kinder pro Tag anschauen, was sicher ermüdend ist“, erklärt Dietmar Baumgartner, Vizepräsident der Ärztekammer Niederösterreich und selbst Kinderarzt in Wiener Neustadt. Gerade in Zeiten einer Influenza-Epidemie, wie sie momentan vorherrscht, sei das jedoch „das tägliche Brot des Kinderarztes“.

Mehr Geld für Kinderärzte

Seitens der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) betont man, dass die Honorare ohnehin demnächst erhöht würden. Zudem seien in der Vergangenheit zu wenige Kinderärzte ausgebildet worden, darum sei die Suche nun schwierig geworden - mehr dazu in Kinderärzte werden dringend gesucht (noe.ORF.at; 28.1.2019)

Dass derzeit so viele Kassenordinationen für Kinder- und Jugendheilkunde unbesetzt seien, findet Patientenanwalt Bachinger besonders besorgniserregend, „weil wir ja den Eltern gerade immer sagen, dass Vorsorge, Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen und Impfungen sehr wichtige Bereiche im Gesundheitswesen sind.“ Doch die Infrastruktur sei offensichtlich nicht dazu in der Lage, „dass sie diese Versorgungsleistungen auch wirklich anbieten kann“, meint Bachinger.

Hausarzt als Ausweichmöglichkeit

Die NÖGKK verweist darauf, dass man für Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen auch Allgemeinmediziner oder andere Fachärzte aufsuchen kann. Doch laut Bachinger sind die Hausarztordinationen oft zu voll, zudem sei ein Allgemeinmediziner nicht immer ausreichend für eine Mutter-Kind-Pass-Untersuchung qualifiziert. Bachinger fordert nun unter anderem einen schnelleren Ausbau der Primärversorgungszentren.

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Dietmar Baumgartner in seiner Praxis

Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Baumgartner ist seit mittlerweile 33 Jahren in Wiener Neustadt Kassenvertragsarzt. Für die Zeit nach seiner Pensionierung hat er schon vorgebaut. Ab April will er „eine Nachfolge-Gruppenpraxis führen“. Ab 1. April soll es dann einen nahtlosen Übergang zu seinem Nachfolger geben. In Wiener Neustadt dürfte der Weiterbetrieb damit gesichert sein. Doch nicht weit entfernt, im Bezirk Baden, sucht man seit mehr als eineinhalb Jahren einen Interessenten für die offene Kassenstelle als Kinderarzt.

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