Elisabeth Götze im Interview mit Robert Ziegler
ORF / Koppensteiner
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Politik

Götze: „Wir stehen für Ausbau der Öffis“

Elisabeth Götze, Landesspitzenkandidatin der Grünen in Niederösterreich, fordert wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise. Nachdem die Grünen bei der lezten Wahl aus dem Nationalrat geflogen sind, ist ihr erklärtes Wahlziel, den Wiedereinzug ins Parlament zu schaffen.

Die 53-jährige Elisabeth Götze ist studierte Betriebswirtin und Lektorin an der Wirtschaftsuniversität. Seit 2015 ist sie Vizebürgermeisterin in Eichgraben (Bezirk St. Pölten). Im Wahlkampf fordert die grüne Landesspitzenkandidatin wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise, unter anderem den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Klimaschutz und Wirtschaft sollen kein Widerspruch sein, sagt sie im Gespräch mit ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler.

noe.ORF.at: Frau Götze, Niederösterreich ist ein hartes Pflaster für die Grünen. Bei der letzten Nationalratswahl waren es gerade einmal 2,7 Prozent der Stimmen, die die Grünen in Niederösterreich erreichten. Bundesweit – auch wenn es für den Einzug nicht gereicht hat – waren es wenigstens vier. Was wollen Sie denn dieses Mal erreichen?

Elisabeth Götze: Also ganz wichtig ist mir persönlich, dass wir wieder in den Nationalrat kommen. Wir brauchen die vier Prozent bundesweit und dafür renne ich und dafür brenne ich. Ich hoffe, dass wir es schaffen.

noe.ORF.at: Sie unterrichten an der Wirtschaftsuniversität Wien, in der Wirtschaft machen Sie sich aber nicht wirklich Freunde. Sie sind gegen den Autobahnausbau, gegen die dritte Piste, auch gegen den Ausbau der Breitspurbahn. Wie soll denn die Infrastruktur in Zukunft aussehen, wenn gar nichts mehr gebaut werden soll?

Götze: Sie haben recht, dass wir gegen diverse fossile Großprojekte sind. Wir waren die einzigen, die gegen die dritte Piste sind, sowohl im Nationalrat als auch im niederösterreichischen Landtag. Wir sind gegen die Waldviertelautobahn, gegen diverse große Autobahnprojekte. Aber warum sind wir das? Weil wir die lokale Wirtschaft stärken wollen. Und insofern ist das absolut eine Zukunftsperspektive.

Elisabeth Götze im Interview mit Robert Ziegler
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ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler im Gespräch mit der Landeslistenersten der Grünen, Elisabeth Götze

noe.ORF.at: Machen wir es noch einmal am Beispiel der dritten Piste fest. Die dritte Piste ist, wenn es nach den Gerichten geht, fix und es sagen Befürworter der dritten Piste, dass durch die dritte Piste sogar CO2-Emissionen eingespart werden, weil sich ansonsten der Flugverkehr nach Bratislava und nach Prag verlagert. Dadurch würde man erstrecht herumfahren und die Flugzeuge über Österreich kreisen. Was sagen Sie zu dem Argument?

Götze: Ich glaube, das ist eine Milchmädchenrechnung. Tatsache ist, dass die meisten, ein guter Teil der Flüge unter 600 Kilometer sind. Diese Flüge kann man durchaus auf die Schiene verlagern und das ist auch, was die Menschen wollen, wenn es attraktive Angebote gibt. Und wir stehen für einen Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, für einen Ausbau der Bahnlinien.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 16.9.2019

noe.ORF.at: Sie selbst sind ja aufgrund ihres Berufs eine Vielreisende. Sie haben schon in Russland, Kanada, Asien und heuer im Sommer in Thailand unterrichtet. Haben Sie ein schlechtes Gewissen bei so Fernflugreisen?

Götze: Ehrlich gesagt ja. Ich habe mir heuer überlegt, ob ich wirklich unterrichten soll im Ausland. Ich war relativ lang dann dort, in Summe habe ich über drei Wochen dort unterrichtet. Das war für mich dann so, dass in dem Fall – und ich habe keinen Urlaub angehängt – das Positive für mich überwiegt, weil wir vor Ort mit den Studierenden über internationale Themen diskutieren konnten. Und insofern glaube ich, dass der positive Beitrag überwiegt.

noe.ORF.at: Die Grünen wollen ja eine CO2-Steuer. Das heißt, Diesel und Benzin würden dann deutlich teurer werden. In Niederösterreich ist das ein großes Thema, weil es hunderttausende Menschen gibt, Pendlerinnen und Pendler, die zum Teil gar nicht anders können. Wie wollen Sie denen erklären, dass ihr Weg zur Arbeit in Zukunft, wenn es nach den Grünen geht, wesentlich teurer wird und sie am Monatsende weniger Geld haben?

Götze: Wir wollen, dass der Öffentliche Verkehr ausgebaut wird. Das heißt, es geht uns darum, mehr Taktfrequenz zu haben, mehr Busse zu haben, mehr Angebot an öffentlichem Verkehr zu haben und damit den Umstieg auf öffentliche Mobilität zu erleichtern.

noe.ORF.at: Aber es wird einfach viele Orte, etwa im Mostviertel oder im Waldviertel, geben, die nie öffentlich so erreichbar sein werden, dass das möglich ist für Pendler…

Götze: Also meine Vision ist schon, dass es sehr wohl öffentliche Angebote gibt und geben muss. In die Richtung muss es gehen. Wir stecken 15 Milliarden Euro in den Straßenverkehr und die müssen wir umleiten in den öffentlichen Verkehr. Dann haben wir mehr Angebote. Diese Angebote müssen leistbar sein und dann haben die Menschen die Wahl. Ich will nicht, dass sie gar nicht Autofahren können, sondern nur, dass sie die Alternative haben und dann können sie sich entscheiden.

noe.ORF.at: Kommen wir zum Thema Bildung. Sie sind ja an einer Universität tätig. Zu diesem Thema hört man im Wahlkampf praktisch gar nichts. Stört Sie das, dass das bei diesem Wahlkampf keine Rolle spielt?

Götze: Das Thema Bildung ist natürlich schon auch ein Thema, aber primär geht es um unsere Zukunft und insofern müssen wir jetzt einmal ganz dringend etwas gegen diese Klimakatastrophe unternehmen. Natürlich spielt Bildung auch eine Rolle, aber wenn wir das Klimathema nicht bewältigen, dann brauchen wir uns über Bildung relativ wenig Gedanken machen.

Das Gespräch mit Elisabeth Götze führte ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler