Helga Krismer
- Partei: Grüne
- Alter: 50 Jahre
- Wohnort: Baden
- In der Politik seit: 2000
In Niederösterreich fand die gebürtige Tirolerin wegen ihres Studiums eine neue Heimat. Nach der Matura kam sie nach Wien, um Veterinärmedizin zu studieren, und landete schließlich in Baden. Dort wurde sie eigenen Angaben nach politisiert. Mit 30 Jahren zog sie das erste Mal in den Landtag ein. Seit 2015 ist sie Landessprecherin der Grünen.
„Ihre Stärke ist ihr Durchhaltevermögen“, sagt Ida Metzger, Journalistin bei der „Kronen Zeitung“, „das sieht man an ihrem Lebenslauf. Sie ist lang in der Partei, hat länger gebraucht, bis sie an die Spitze kommt, und ist dort beständig. Das zeichnet sie aus.“ Metzger sieht die Grünen nach dem Wahltag möglicherweise mit einem Mandat Zugewinn, das wären dann die für die Klubstärke nötigen vier Abgeordneten. Derzeit haben die Grünen drei und bilden eine Fraktion. Sie können keine Anträge stellen, in Ausschüssen steht ihnen kein Mitglied zu.
Krismer macht seit Jahren auf Projekte aufmerksam, die der Umwelt schaden könnten. Umfahrungen, Kraftwerke in Naturschutzgebieten, geplante Deponien, Bauprojekte in Lebensräumen von geschützten Tierarten – gegen all das hat sie in verschiedenen Regionen des Bundeslandes mehrmals protestiert.
Klimaschutz ist ihr Thema. 2018 startete sie als Privatperson das Klimavolksbegehren. Anliegen sind ihr der Kampf gegen die Bodenversiegelung und der Ausbau von Öffentlichen Verkehrsmitteln sowie von Radwegen. Sie selbst bezeichnet sich als „leidenschaftliche Radfahrerin“, für Alltagswege und im Sport.
Landtagswahl 2023
Von 2. bis 6. Jänner gibt es auf noe.ORF.at, Radio Niederösterreich und in der Fernsehsendung „NÖ heute“ Porträts der Spitzenkandidatinnen und -kandidaten aller im Landtag vertretenen Parteien für die Landtagswahl.
Das zentrale grüne Thema
„Sie müsste es schaffen, dass man dieses zentrale grüne Thema stärker auf Landesebene verhaftet. Natürlich hat die ÖVP einiges gemacht, diese Fläche zu nehmen und hat tatsächlich im Ländervergleich klimapolitische Akzente gesetzt. Aus Sicht der Grünen ist das aber ein Angriffsthema und hier könnte sie Meter machen. Aber es ist schwierig, weil es bei den Grünen so ist, dass die Strahlkraft auch bundesweit einigermaßen eingeschränkt ist“, sagt Politikberater Thomas Hofer.
Andere Grüne-Themen – Transparenz, Anti-Korruption – hätten wegen der Regierungsbeteiligung der Grünen im Bund gelitten. „Man ist zwar selbst nicht davon betroffen, aber da musste man der ÖVP sehr oft die Stange halten“, führt der Politikwissenschaftler aus.
In der Bundespartei der Grünen genießt Krismer ein gutes Standing – mehr dazu in Wahlkampfauftakt „gegen fossile Dinosaurier“ (noe.ORF.at; 27.11.2022). Nach dem Aus der Partei im Nationalrat 2017 riskierte sie mit einer Haftung ihr Vermögen, um die Partei zu retten. Für den Landtagswahlkampf 2018 war die Kasse knapp, Krismer nahm einen Privatkredit auf.
Von der Fraktion in die Landesregierung?
Als Schwächen sieht „Kurier“-Innenpolitikchef Martin Gebhart bei der 50-Jährigen, „dass sie sich schwer tut, Kompromisse zu akzeptieren. Sie ist nicht immer die größte Diplomatin, dadurch sind auch viele Gespräche mit anderen Parteien gescheitert“, so Gebhart. Mit NEOS hätte Krismer etwa nie eine Achse etablieren können. Doch Krismer – die „ewige Oppositionspolitikerin“, wie Gebhart sagt – kennt auf einer Ebene auch Regierungsfunktion.
Sendungshinweis
„NÖ heute“, 3.1.2023
In Baden ist sie seit 2010 Vizebürgermeisterin, in einer Koalition mit der ÖVP. „Sie sieht, dass im Bund mit den Grünen regiert wird, und ihr persönliches Ziel ist schon, Teil einer Landesregierung zu sein, so wie sie in Baden Teil der Stadtregierung ist“, so Gebhart. Müsste die ÖVP Niederösterreich nach der Wahl auf Koalitionspartnersuche gehen, räumt er Krismer die besten Chancen ein. Und dann könnte Krismer doch noch gestalten. In den letzten Jahren waren ihr da oft die Hände gebunden: Weil die Grünen eben zu wenige Mandate für einen Landtagsklub haben, können sie auch keine Anträge stellen.