„Nahaufnahme“

Vor dem Neujahrskonzert: Stardirigent im Gespräch

Zum dritten Mal dirigiert Franz Welser-Möst das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. In der Radio Niederösterreich „Nahaufnahme“ gab er zuvor Einblicke hinter die Kulissen des Konzerts und sein Leben zwischen Österreich und den USA.

„Diesmal überwiegt die Freude, ich kann schon besser mit dem Stress umgehen, der dieses Konzert umgibt. Die Stunde vor Konzertbeginn am ersten Jänner empfinde ich hinter der Bühne wie ein Wespennest, jeder will etwas und ich bin einfach froh, wenn ich dann auftreten darf“, erzählte Welser-Möst am Sonntagvormittag in der Radio-Niederösterreich-„Nahaufnahme“ über die Minuten vor Konzertbeginn.

Zum bereits dritten Mal dirigiert er 2023 das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, seine Premiere als Dirigent der Wiener Philharmoniker vor 25 Jahren hat er allerdings in weniger guter Erinnerung: „Ich war wahrsinnig nervös und ich war auch richtig schlecht", bekennt der heute weltweit gefragte Dirigent. „Dirigieren hat viel mit Erfahrung zu tun.“

Er selbst mache sich keine großen Vorsätze für das neue Jahr: „Ich nehme mir tagtäglich so viel vor, dass meine Frau zu mir sagt, ‚jetzt lass es einmal gut sein‘. Das hängt an keinem speziellen Datum.“ Auch das Tanzen zu Silvester oder in der Ballsaison überlasse er gerne anderen: „Ich bin ein grauenhafter Tänzer“, so Welser-Möst im persönlichen Interview.

Franz Welser-Möst
Julia Wesely

Sendungshinweis

„Nahaufnahme“, 1.1.2023

Als Gegenpol zum vielen Reisen und den Höchstleistungen im Konzertsaal suche er vielmehr die Stille in der Natur, an seinem Wohnsitz am Attersee, wo er durchaus auch schwimmen geht, wenn die Wassertemperatur schon einstellig ist. „Ich bin ein Morgenmensch und im Sommer starte ich gerne schon um 4.00 Uhr morgens eine Wanderung, um den Sonnenaufgang zu erleben.“ Ein Lieblingsort zuhause ist die große Bibliothek in einem eigens errichteten Gebäude, in der sich tausende Bücher und Partituren befinden.

Hohe Auszeichnung des Landes Niederösterreich

Vor kurzem wurde Franz Welser-Möst mit dem silbernen Komturkreuz für seine Verdienste um das Land Niederösterreich ausgezeichnet – mehr dazu in Ehrenzeichen für Welser-Möst und Happel (noe.ORF.at; 13.12.2022). In der „Nahaufnahme“ erinnert er sich an Kindheitstage in Waidhofen an der Ybbs, wo seine Familie väterlicherseits verwurzelt ist. „Wir waren als Kinder oft in Waidhofen und ich erinnere mich an den besonders guten Lebkuchen aus der Konditorei Piaty.“ Als Kind habe er nur widerwillig Geige geübt: „Ich musste wie meine vier Geschwister ein Instrument lernen. Als Kind habe ich das eher als Pflicht empfunden. Das Geige-Üben war ganz furchtbar für mich.“

Franz Welser-Möst und Landeshauptfrau
NLK Filzwieser
Franz Welser-Möst wurde vor kurzem mit dem silbernen Komturkreuz für seine Verdienste um das Land Niederösterreich ausgezeichnet

Ein schwerer Autounfall im Alter von 18 Jahren machte seine Karriere als Geiger damals zunichte: „Was ich von zuhause mitbekommen habe, ist mein Optimismus, den ich nie verloren habe. Mein Vater hat immer gesagt: Es gibt noch Schlimmeres.“ Auch seine Gelassenheit stamme aus dem eigenen Elternhaus, so Welser-Möst. „Ich habe sie wohl von meiner Mutter geerbt. Sie endet allerdings an dem Punkt, an dem ich mich selbst verleugnen muss.“ Dieser war wohl vor einigen Jahren erreicht, als er seinen Traumjob als Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper aus eigenen Stücken verließ.

„Wenn eine Tür zugeht, gehen andere irgendwo auf“, resümiert er. „Wenn man so eine Karriere machen darf wie ich, dann erkennt man seine wahren Freunde an den Tiefpunkten. Wenn es gut läuft, will jeder mit mir befreundet sein.“ Seine Frau, seine Familie und seine Freunde seien das, was im Leben wirklich zählt.