Theaterzelt in der Abendstimmung
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Kultur

Gutenstein: Mit Turrini auf Raimunds Spuren

Die Raimundspiele Gutenstein zeigen Peter Turrinis aktuelles Drama „Es muss geschieden sein“. Der Autor hat dieses Werk im Revolutionsjahr 1848 angesiedelt und lotet aus, was diese Umbruchszeit mit einer Theatertruppe macht, die gerade ein Raimundstück probt.

In Turrinis Werk wird im Jahr 1848 in einem kleinen Theater Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ geprobt, während die Revolution im Metternichschen Wien immer näher rückt. Der Erzähler Adam Holzapfel führt durch das Stück und übernimmt in dem Stück zusätzlich weitere Rollen: Er lässt sich von den Kaiserlichen als Infanterist in einem Hinrichtungskommando anwerben, arbeitet als Hausmeister beim Theater, ist verschmähter Liebender, Familienvater, Philosoph, Überlebenskünstler und eine Art Anarchist.

Die Raimundspiele Gutenstein mussten im Mai 2023 bedauernd bekannt geben, dass Johannes Krisch für die Hauptrolle krankheitshalber ausfällt. Ersetzt wurde er durch Günter Franzmeier, für den sich ein Kreis schließt. 2014 spielte er den Fortunatus Wurzel in Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ bei den Raimundspielen Gutenstein. Just dieses Stück spielt im Sommer 2023 in Gutenstein eine wesentliche Rolle.

Portrait Peter Turrini
Martin Rauchenwald
Der Schrifsteller Peter Turrini verarbeitet Erfahrungen aus dem Theatermilieu in Pandemiezeiten im neuen Stück „Es muss geschieden sein“

Der gebürtige Oberösterreicher Günter Franzmeier ist seit 1988 Schauspieler. Nach einigen Jahren als freier Schauspieler wurde er Ensemblemitglied des Volkstheaters Wien. Nach 25 Jahren und drei Direktionen am Volkstheater ist er seit 2022 Mitglied des Ensembles im Theater in der Josefstadt.

Eine Welturaufführung im Theaterzelt zu Gutenstein

„Als mich Johannes Krisch und die Gutensteinerinnen und Gutensteiner fragten, ob ich für die dortigen Raimundspiele ein neues Stück schreiben wolle, ist eine lang gehegte Idee wieder in mir wach geworden: Was geschieht, wenn Kunst und Wirklichkeit aufeinanderprallen? Wenn Katastrophen, Pandemien, Kriege, Revolutionen nicht irgendwo, sondern vor den Toren des Theaters stattfinden? Wenn Theaterproben zerfallen, weil die fatalen Ereignisse vor den Türen nicht haltmachen, wie es beispielsweise in der Pandemie der Fall war?“, das schreibt Peter Turrini über die Beweggründe und Hintergründe zu seiner neuen Arbeit.

„Und noch etwas wollte ich mit diesem Stück erkunden: Ob sich mein Theatercredo, dass jeder Tragödie eine Komödie innewohnt, auch unter diesen Umständen aufrechterhalten lässt. Theater ist eine gemeinsame Kunst. Ich habe eine Partitur geschrieben und bin jetzt sehr neugierig, was die Regisseurin, die Bühnenbildnerin, die Schauspielerinnen und die Schauspieler daraus machen“, erläuterte Turrini weiter.

„Auf nach Gutenstein“ ruft Turrini auf der Website der Raimundspiele dem Publikum zu. Premiere ist am 13. Juli. Die Regie übernimmt heuer Stephanie Mohr. Das Bühnenbild stammt von Miriam Busch. Gespielt wird bis zum 6. August.