Nach einer Behandlung im Krankenhaus und einem Hausbesuch durch eine Sozialarbeiterin hätte es 2017 keine Hinweise gegeben, dass das Wohl des Mädchens gefährdet gewesen wäre, sagte Peter Rozsa von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes. „Die Sozialarbeiterin konnte mit dem Kind reden. Es hat einen gesunden Eindruck gemacht und gesagt, dass es sich besser fühlt. Es gab damals also keinen Anlass, in Elternrechte einzugreifen.“
Rozsa verwies im Gespräch mit noe.ORF.at außerdem auf die Mitteilungspflicht von Spitälern: „Auch das Krankenhaus hätte die Verpflichtung gehabt, die Kinder- und Jugendhilfe zu informieren, wenn es Bedenken gegen die Entlassung gehabt hätte.“ Das Kind litt an einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse und wurde nach etwa einer Woche wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Dass der Spitalsaufenthalt auf Wunsch der Eltern abgebrochen wurde, wies Rozsa zurück.
Verschlechterung offenbar nicht bekannt
Dass sich der Gesundheitszustand des Mädchens zwei Jahre später wieder verschlechtert hatte, war offenbar nicht bekannt. Andernfalls wäre es auch möglich gewesen, ein Gericht einzuschalten: „Es gibt die Möglichkeit, den Eltern einen Teil der elterlichen Rechte und Pflichten, sprich die Obsorge, zu entziehen. In dem Fall würde es genügen, wenn man ihnen die Zustimmung zu einem medizinischen Eingriff entzieht“, sagte Rozsa.
Im konkreten Fall sollen die Eltern – sie stammen aus Deutschland und gehören einer kleinen religiösen Gruppierung an – allerdings bewusst in Kauf genommen haben, dass ihre 13-jährige Tochter stirbt. Gegen die beiden wird wegen des Verdachts des Mordes durch Unterlassen ermittelt – mehr dazu in Mord durch Unterlassen: 13-Jährige tot (noe.ORF.at; 14.10.2019).