Politik

Frauenhäuser: Budget wird nicht erhöht

Nach dem Mord in Kottingbrunn (Bezirk Baden) fordern Experten mehr Geld für Opferschutz und Präventionsarbeit. Das Land möchte Gewaltprävention in Schulen und Täterarbeit forcieren, das Budget für Frauenhäuser soll nicht erhöht werden.

Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, sprach etwa von 210 Millionen Euro, die österreichweit für die Sicherheit der Frauen benötigt würden. Dazu zählen die Frauenhäuser, die von den Bundesländern finanziert werden. 2,3 Millionen Euro werden vom Land Niederösterreich je nach Größe auf sechs Frauenhäuser (Amstetten, Mistelbach, Neunkirchen, Mödling, St. Pölten und Wr. Neustadt) aufgeteilt. Dazu kam heuer ein Sonderbudget von 100.000 Euro für Sicherheitsmaßnahmen wie etwa Überwachungskameras und Zäune. So können 62 Plätze für Frauen angeboten werden, 18 davon im Frauenhaus St. Pölten. Es brauche aber mehr Geld, da der Zulauf steigt, sagt Leiterin Olinda Albertoni.

NÖ Frauentelefon

Das NÖ Frauentelefon bietet unter 0800/800 810 kostenlose und anonyme Beratung: jeweils montags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr, Rechtsberatung freitags von 14.00 bis 16.00 Uhr.

Frauenhelpline

Frauen, die Schutz oder Beratung suchen, können sich rund um die Uhr auch an die Frauenhelpline wenden: 0800/222555 – ebenfalls kostenlos und anonym aus ganz Österreich.

Fokus auf Täterarbeit und Prävention

Das Budget für Frauenhäuser wird in Niederösterreich nicht erhöht werden, so die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Denn „die durchschnittliche Auslastung übers Jahr liegt bei 65 Prozent. Es gibt natürlich Zeiten, wie etwa Weihnachten, wo es voller ist, aber über das Jahr gibt es auch Zeiten, wo der eine oder andere Platz frei ist.“ Der Fokus solle hingegen stärker auf Täterarbeit und Gewaltprävention gelegt werden, wie die Treffen des Runden Tisches „Gegen Gewalt an Frauen“ ergeben hätten.

Den Runden Tisch veranstalten die zuständigen Landesrätinnen Ulrike Königsberger-Ludwig und Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Daran nehmen Vertreterinnen und Vertreter der Polizei, der Frauenhäuser, der Frauen- und Männerberatung, der Landeskliniken-Holding, der Bildungsdirektion und der Kinder- und Jugendhilfe teil. Für mehr Maßnahmen bei Täterarbeit und Gewaltprävention sprechen sich unter anderem auch der Zusammenschluss österreichischer Frauenhäuser und der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, die zwei Dachverbände in Österreich, aus.

Unterbringung in anderen Bundesländern

Gewaltprävention, wie etwa Anti-Gewalt-Trainings und Workshops, soll vermehrt in Schulen stattfinden, so Königsberger-Ludwig. Denn Expertinnen und Experten sehen als tieferliegendes Problem der Gewalt an Frauen ein patriarchales Denkmuster. Das sei anerzogen und entwickle sich aus der Sozialisation. Hier möchte man im Kindes- und Jugendalter ansetzen. „Unsere Frauenberatungsstellen sind seit vielen Jahren in den Schulen aktiv. Da müsste man einen Schwerpunkt darauf legen“, sagte Königsberger-Ludwig zu noe.ORF.at.

Kurz vor der Fertigstellung sei auch ein Übereinkommen zwischen den Bundesländern, damit Frauen, bei denen der gewalttätige Partner ein besonders hohes Risiko darstellt, gemeinsam mit ihren Kindern in Frauenhäuser in anderen Bundesländern untergebracht werden können. „Aktuell gibt es das auch, aber jeder Fall muss eigens wegen der Finanzierung geprüft und entschieden werden.“ Mit dem Übereinkommen solle das einfacher werden und schneller funktionieren, so Königsberger-Ludwig.