„Cinema Paradiso“ Open Air-Kino am Rathausplatz in St. Pölten
Cinema Paradiso / Reiter
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Kultur

Tage der Entscheidung für St. Pölten

In einer Woche, am 12. November, fällt die Entscheidung, ob St. Pölten Europäische Kulturhauptstadt 2024 wird. Im Rennen sind ja auch Dornbirn und Bad Ischl. Das Konzept St. Pöltens ist umfangreich, das Budget umfasst 60 Millionen Euro. Die Stadt will mit einigen Projekten ein neues Image erlangen.

Vor vielen Jahren hat sie quasi als Bürgerbewegung begonnen, die Vision St. Pölten im Jahr 2024 zur Europäischen Kulturhauptstadt zu machen. Dann kam auch eine politische Unterstützung dazu und zwar im Schulterschluss von Land und Stadt. Nun trennen nur noch wenige Tage und die maßgebliche Entscheidung der EU-Jury die niederösterreichische Landeshauptstadt von dem großen Ziel.

St. Pölten will Bildungs- und Kulturmetropole werden

In erster Linie möchte sich St. Pölten verwandeln, von der Industriestadt hin zur Bildungs- und Kulturmetropole. Das ist das übergeordnete Ziel der Bewerbung St. Pöltens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024. Im Vergleich zu Graz und Linz, die diesen Titel als österreichische Städte ja schon einmal tragen durften, möchte man nicht mit Neubauten bestechen, sagt Jakob Redl, Projektleiter des Büros St. Pölten 2024. „Wir haben gesagt, wir wollen die Orte, die es gibt, weiterentwickeln, adaptieren und renovieren. Da gehören beispielsweise die ehemalige Synagoge oder der Klangturm dazu. Gleichzeitig wollen wir schauen, wo gibt es Orte, die momentan leer stehen, die keine Bedeutung haben, oder die ihren Nutzen verloren haben. Diese Orte wollen wir neu aufladen und mit Kunst und Kultur der Bevölkerung und allen Gästen zur Verfügung stellen“, so Redl.

Wesely Haus im Zentrum von St. Pölten von innen
ORF / Fuchs
Das Wesely Haus, das ehemalige Autohaus, soll bei einem Zuschlag 2024 ein Hauptspielort sein

So gelten etwa das Schloss Viehofen und das Wesely Haus als solche Orte, die eben neu aufgeladen werden sollen. Im Schloss Viehofen im Norden der Stadt könnten etwa Konzerte in einem prunkvollen Rahmen stattfinden. Das Schloss wurde in den vergangenen Jahren erst renoviert und soll sich 2024 für die Bevölkerung erstmals öffnen, denn die meisten kennen es nur von außen. Architektonisch interessant und einzigartig ist sicherlich das Wesely Haus. Das ehemalige Autohaus ist ein Gebäude der Nachkriegs-Moderne. Auch dieser im Moment leerstehende Bau wird im Falle einer Erlangung des Titels im Jahr 2024 eine bedeutende Rolle spielen.

Glanzstoff als geplanter Hauptspielort

Einer der Hauptspielorte im Jahr 2024 soll laut Bewerbungskonzept auch das Glanzstoff-Areal sein. Das ehemalige Fabriksareal mit den denkmalgeschützten Hallen, den Wassertürmen und nicht zuletzt der Lichtinstallation von Biennale-Künstlerin Brigitte Kowanz ist ein Symbol für die Transformation St. Pöltens, sagt Jakob Redl. „Das Glanzstoff-Areal ist wirklich idealtypisch für das, was wir in der Bewerbung als Transformation der Stadt beschreiben. Es geht darum, dass St. Pölten wegkommt von dem Image der Industriestadt, hin zu einer Weiterentwicklung. Da ist jener Ort, der St. Pölten auch negativ geprägt hat durch den Geruch über viele Jahre, aber gleichzeitig auch weiter gebracht hat durch die Industrialisierung. Es ist das beste Symbol, das wir uns für die Kulturhauptstadt vorstellen können.“ Auf dem gesamten Areal soll es 2024 Performances, Installationen und Ausstellungen geben.

Glanzstoff-Areal bei Dunkelheit in St. Pölten
ORF / Kotzmann
Hier am Glanzstoff-Areal soll 2024 viel passieren

Eine bedeutende Rolle sollen bei einem Zuspruch natürlich auch die bereits vorhandenen Kultureinrichtungen in St. Pölten spielen, beispielsweise das Festspielhaus oder das Landestheater. Zudem soll es eine „Kulturhauptstadt-Region“ geben. Der Titel Kulturhauptstadt soll so etwa auch bis nach Grafenegg ausstrahlen.

60 Millionen Euro Programmbudget veranschlagt

Das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten haben jeweils 17,8 Millionen Euro an Förderung für das insgesamt 60 Millionen Euro betragende Betriebs- und Programmbudget der möglichen Kulturhauptstadt Europas „St. Pölten 2024“ beschlossen. Darüber hinaus wurden für den Fall der Ernennung Kulturinfrastrukturprojekte mit 36 Millionen Euro Gesamtkosten genehmigt.

Die Uhr tickt jedenfalls. Am 12. November fällt die Jury-Entscheidung, ob St. Pölten, Dornbirn oder das Salzkammergut mit Bad Ischl an der Spitze das Rennen machen. Fix ist ja, dass die Entscheidung auf eine dieser drei österreichischen Städte fallen wird. Verkündet wird die Entscheidung am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt in Wien. Die anderen beiden Europäischen Kulturhauptstädte 2024 stehen bereits fest: Die norwegische Stadt Bodo wird eine der Städte sein. Damit werde die Gemeinde im Norden Norwegens der dritte Titelträger im Jahr 2024 sein, neben dem estnischen Tartu und eben einer der drei österreichischen Städte.