Beethoven-Klavier in Baden
ORF/Pöchhacker
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Kultur

Restauriertes Beethoven-Klavier in Baden

Das Hammerklavier, das Ludwig van Beethoven während seiner Aufenthalte in Baden in den 1820er-Jahren nutzte, ist nach vielen Jahren wieder bespielbar. Mehrere Monate lang wurde es aufwendig restauriert. Nun hat Pianist Gottlieb Wallisch bei einem Konzert in Baden wieder auf Beethovens Klavier gespielt.

Klaviere aus der Produktion von Conrad Graf vor 1820 sind überaus selten. Pianist Gottlieb Wallisch spielte als erster Musiker nach der Restaurierung damit ein Konzert: „Eine gewisse Bescheidenheit spürt man da als Interpret, wenn man natürlich weiß, dass Beethoven darauf gespielt hat. Ich habe auch Stücke ausgewählt, die aus der Zeit stammen, in der dieses Klavier gebaut wurde“, sagt Wallisch gegenüber noe.ORF.at. Beethoven könnte die Werke also auch auf diesem Klavier komponiert haben.

Ein Instrument mit Charakter

Um auf dem historischen Instrument spielen zu können, bedarf es einiger Übung, sagt Wallisch: „Man spielt die alten Instrumente viel mehr aus dem Unterarm, aus dem Ellbogen, mit dem gesamten Körpereinsatz, wohingegen bei modernen Instrumenten die Fingerkraft und die Präzision der Fingerspitzen gefragt ist. Es ist eine ziemlich große Umstellung." Bei einem Hammerklavier werden die Saiten durch Hämmer angeschlagen und so zum Klingen gebracht.

Das Klavier wurde 1818 in der Wiener Klavierwerkstatt von Conrad Graf gebaut. Danach ging es in den Besitz der Badener Familie Perger über. Beethoven (1770-1827) war dort mehrmals zu Gast und spielte auf diesem Klavier. 1895 übergab es die Familie Perger an ein Museum in Baden. Zu diesem Zeitpunkt, also rund um 1900, dürfte das Klavier zum letzten Mal ordentlich gewartet worden sein. Seit 2014 war es in einer Dauerausstellung über Beethoven in der Stadt zu sehen. Es hatte zahlreiche Schäden, wodurch man darauf nicht mehr spielen konnte.

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Beethoven-Klavier in Baden
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Gottlieb Wallisch spielte im Casino Baden Stücke von Beethoven und eines von Franz Schubert, um die Möglichkeiten des historischen Instruments zu zeigen
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Graf-Klaviere ab 1825 gebe es häufig, das Beethoven-Klvier aus 1818 sei deshalb ein sehr besonderes Stück
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Der Großteil des Instruments ist aus Holz
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Der Klang des Klaviers ist fein, intim und noch nicht so voluminös wie bei modernen Ausführungen

Einige Teile noch original erhalten

Zur Restaurierung ging es für Beethovens Hammerklavier im Jänner dieses Jahres zurück an seinen ursprünglichen Entstehungsort nach Wien. Jetzt sei es dem Originalklang wieder nahe, sagt Restaurator Gert Hecher: „Der Knackpunkt bei diesem Instrument war der Resonanzboden, der verändert worden war. Beim Herausnehmen hat man gesehen, wie das Original wohl ausgesehen haben muss. Mit Hilfe von Vergleichsinstrumenten konnte man eine Lösung finden. Das Instrument klingt schön, also scheint der Weg der richtige gewesen zu sein.“

Erstes Konzert auf dem Beethoven-Klavier nach der Restaurierung

1818 in Wien gebaut, seit den 1820er-Jahren in Baden, dann im Jänner 2019 zurück nach Wien und jetzt wieder in Baden zu sehen und zu hören – die Reise des Klaviers ist vorerst zu Ende.

Der Klang zu Beethovens Zeit unterscheidet sich hörbar von jenem moderner Klaviere. Das Instrument ist komplett aus Holz, also ohne Rahmen aus Metall, der tonnenschwere Zugkraft aushält. Die Tasten, die noch vollständig erhalten waren, sind aus Elfenbein und lassen sich weniger tief hinunterdrücken als bei modernen Modellen.

„Schlüssel zu Beethoven“

Es sei ein ganz anderes Spielgefühl, sagt Pianist Wallisch: „Es ist ein direkter Schlüssel zu Beethovens Musik. Wir wissen, dass er auf diesem Instrument gespielt hat, und es ist wunderschön, diese Farbigkeit des alten Klaviers zu entdecken. Wie jedes Register, jede Oktave eine eigene Klangfarbe hat – auch das ist bei den heutigen Instrumenten sehr nivelliert und einheitlich.“

Durch viele Spenden, eine davon auch aus den USA, und Förderungen des Landes und des Bundesdenkmalamts konnte die Restaurierung bezahlt werden. Nach der Zwischenstation für das Konzert im Casino Baden ist das Hammerklavier im Kaiserhaus im Rahmen der Ausstellung „Mythos Ludwig Van“ bis 20. Dezember 2020 zu sehen. Ab Jänner sollen dort monatlich im kleinen Rahmen auch Kammerkonzerte stattfinden.