Lanzenkirchen
ORF / Sunk
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Wirtschaft

Breitband: Gemeinden suchen Interessenten

300 Millionen Euro werden bis 2023 in den Breitbandausbau in Niederösterreich investiert. 100.000 Haushalte in ländlichen Regionen sollen davon profitieren. Die ausgewählten Gemeinden müssen jedoch genügend Interessenten finden.

In einigen Orten hat man bereits damit begonnen, das Projekt zu bewerben. Mit Tafeln, Flyern, Infoveranstaltungen und einer eigenen Homepage versucht etwa die Gemeinde Lanzenkirchen (Bezirk Wiener Neustadt) ihren Einwohnerinnen und Einwohnern derzeit den geplanten Breitbandausbau schmackhaft zu machen. Die knapp 4.000 Einwohner zählende Gemeinde ist eine von 13, die schon bald mit flächendeckendem Glasfasernetz versorgt werden könnten. Im Frühjahr soll hier mit den Arbeiten dafür begonnen werden.

40 Prozent der Haushalte müssen sich anmelden

Noch geht es aber vor allem darum, Anmeldungen zu sammeln, denn der Ausbau findet nur dann auch tatsächlich statt, wenn 40 Prozent der Haushalte zustimmen und den Glasfaseranschluss bestellen. 300 Euro kostet dieser grundsätzlich pro Haushalt, danach sind 39,90 Euro pro Monat zu bezahlen, mit 24-monatiger Mindestbindung. In Lanzenkirchen schießt die Gemeinde 100 Euro pro Haushalt für den Anschluss zu. „Ein kleiner Beitrag, den sich die Gemeinde leisten kann und leisten muss“, sagt Bürgermeister Bernhard Karnthaler (ÖVP), „denn dann haben wir in ganz Lanzenkirchen einen Glasfaseranschluss und das wäre ganz, ganz wichtig und eine Riesenchance für Lanzenkirchen.“

Bis jetzt haben laut Karnthaler etwa 20 Prozent der Haushalte unterschrieben. Es sei schwierig, der Bevölkerung zu erklären, warum man das Glasfasernetz brauche. In jenen Straßenzügen, in denen die Internetverbindung sehr schlecht sei, seien die Bewohnerinnen und Bewohner sehr motiviert, zu unterschreiben, ist zu hören. In anderen Gegenden wiederum funktioniere das Internet noch so „recht und schlecht“, sagt der Bürgermeister, der den Ausbau vor allem als Investition für die Zukunft versteht: „In Zukunft ist es irgendwann aus und dann funktioniert das bestehende Netz nicht mehr und dann sind wir froh, wenn wir das Glasfasernetz haben.“

Pilotprojekt erfolgreich: 35.000 Haushalte angeschlossen

Auch in Walpersbach (Bezirk Wiener Neustadt), Tattendorf (Bezirk Baden), Absdorf (Bezirk Tulln), Stetteldorf, Hausleiten (beide Bezirk Korneuburg), Paudorf (Bezirk Krems), Sonntagberg, Oed-Öhling, Allhartsberg, Aschbach-Markt und Kematen an der Ybbs (alle Bezirk Amstetten) laufen derzeit die Nachfragesammlungen. In den meisten Gemeinden schaue es recht gut aus, dass man die 40 Prozent erreichen wird, heißt es von Seiten der Niederösterreichischen Glasfaserinfrastrukturgesellschaft (nöGIG).

Auch in den Pilotregionen, in denen bereits 35.000 Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen wurden, sei das Angebot gut angenommen worden, sagt nöGIG-Geschäftsführer Hartwig Tauber. Von 37 Gemeinden hätten in 36 deutlich mehr als 40 Prozent der Haushalte und Betriebe unterschrieben. „Und wir sehen, dass es jetzt in den Pilotregionen, wo die Netze schon in Betrieb sind, eine extrem positive Stimmung und einen extrem positiven Effekt gibt, weil man zum ersten Mal eine bessere Breitbandversorgung hat als man sie in großen Städten teilweise findet“, so Tauber.

Bürgermeister Bernhard Karnthaler und nöGIG-Geschäftsführer Hartwig Tauber
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Bürgermeister Bernhard Karnthaler (ÖVP) und nöGIG-Geschäftsführer Hartwig Tauber (v.l.)

Angebot für Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern

Dass in Gemeinden wie Lanzenkirchen die bestehende Internetverbindung oft schlecht ist, liegt vor allem daran, dass es für private Telekommunikationsunternehmen nicht attraktiv ist, hier auszubauen. In solchen Gemeinden soll das Niederösterreich Breitband-Modell Abhilfe leisten. Der Ausbau läuft über die nöGIG, die damit vor allem ländliche Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern erreichen möchte und nun gemeinsam mit einer Investorengesellschaft des Allianz-Konzerns 300 Millionen Euro investiert – mehr dazu in Glasfaserausbau für 100.000 Haushalte (noe.ORF.at; 11.12.2019).

Geschäftsführer Tauber spricht von einem „europaweit fast einmaligen Projekt“: „Die nöGIG und das Land Niederösterreich haben sich zum Ziel gesetzt, in den ländlichen Regionen eine zukunftssichere Breitbandinfrastruktur aufzubauen und zukunftssicher ist einfach nur Glasfaser bis zum Haushalt.“ Für das Land rechne sich die Investition schon alleine dadurch, „dass eine gute Breitbandinfrastruktur am Land auch eine Standortsicherung ist und die Wirtschaftsstandorte entsprechend aufwertet“, so Tauber. Außerdem sei die Umsetzung gemeinsam mit dem deutschen Investor kein Verkauf des Glasfasernetzes, sondern das Land sei mitbeteiligt und das Netz gehe nach 30 Jahren wieder zurück in das Eigentum des Landes. „Das heißt wir haben hier wirklich eine offene, öffentliche und zukunftssichere Infrastruktur“, so Tauber.

100.000 Haushalte sollen angeschlossen werden

In Lanzenkirchen will man weiter Werbung für das Projekt machen. Noch ist genügend Zeit, um die 40-Prozent-Hürde zu erreichen. Wenn es gelingt, soll im Frühjahr mit den Bauarbeiten begonnen werden – ebenso wie in den zwölf anderen Gemeinden. Bis 2023 sollen noch einige andere Orte und in Summe 100.000 Haushalte von dem Angebot der nöGIG profitieren. In welchen Gemeinden bis dahin genau ausgebaut wird, steht noch nicht fest. Entschieden werde auf Grund verschiedener Parameter heißt es – etwa ob es Bundesförderungen gebe, bei Bauarbeiten bereits Leerrohre von der Gemeinde vorbereitet wurden oder auch wie groß die Gemeinde ist. In Lanzenkirchen sei man jedenfalls froh, „dass wir von der nöGIG den Zuschlag bekommen haben“, sagt der Bürgermeister.