Zuschauer stehen am 31.08.2014 in Frankfurt am Main (Hessen) auf dem Holbeinsteg über dem Main und beobachten das gro§e Feuerwerk zum Abschluss des Museumsuferfestes.
APA/dpa/Frank Rumpenhorst
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Chronik

Silvesterfeuerwerk in der Kritik

Für viele gehört ein großes Feuerwerk zum Jahreswechsel dazu. Vor allem Umwelt- und Tierschützer rufen aber dazu auf, auf Böller und Raketen zu verzichten. Und immer mehr Städte und Gemeinden folgen diesem Appell, auch erste Geschäfte nehmen Pyrotechnik aus dem Sortiment.

Graz hat es bereits vorgemacht: Eine rauschende Silvesternacht, bei der dank Laser-, Licht- und Wassershow auch der optische Eindruck nicht zu kurz kommt – und die trotzdem ohne Feuerwerk auskommt. Heuer folgen etwa Gmunden in Oberösterreich und Innsbruck diesem Beispiel, für nächstes Jahr hat St. Pölten angekündigt, sich eine Alternative zu überlegen – „aus Rücksicht auf Mensch, Tier und Umwelt“, wie es in einer Aussendung heißt.

Denn immer mehr rücken die negativen Seiten der alten Silvestertradition in den Vordergrund. Auch einzelne Märkte wie etwa Hornbach steigen deshalb aus dem Geschäft aus. Heuer werde nur mehr aufgrund laufender Verträge verkauft, heißt es vom Unternehmen.

Schwermetalle und Feinstaub belasten Mensch und Tier

Zehn Millionen Euro geben die Österreicherinnen und Österreicher jährlich für Raketen und Knallkörper aus. Durch das Himmelsspektakel gelangen allerdings auch große Mengen Feinstaub in die Luft. Vor allem in größeren Städten werden die gesetzlichen Messwerte zu Silvester vorübergehend deutlich überschritten. Verschärft wird die Gesundheitsgefahr durch die in den Raketen enthaltenen Schwermetalle wie Blei, Arsen und Strontium. „Diese können in Boden und Gewässern landen“, informiert Peter Lengauer, Sprecher des Naturschutzbundes Niederösterreich. Derartige Rückstände können auch eine Gefahr für Wildtiere darstellen, indem sie diese über das Futter aufnehmen.

Auch der Lärm um Mitternacht ist bei Tierschützern Jahr für Jahr ein großes Thema. Haustiere können durch die Knallerei, ebenso wie Wildtiere, in Panik versetzt werden. „Wildtiere flüchten in diesem Fall und verbrauchen dabei viel Energie“, erklärt Lengauer, „die Energie brauchen sie aber, um den Winter gut zu überstehen.“ Auch Vögel werden von ihren Brutplätzen aufgescheucht. Irritiert durch Lärm und Licht würden sie manchmal den Weg nicht mehr zurückfinden, so Lengauer.

1.000 Tonnen Müll durch Feuerwerkskörper

Die Feuerwerkstradition lässt auch Jahr für Jahr enorme Müllmengen entstehen. In Niederösterreich kommen etwa 150 Tonnen, österreichweit circa 1.000 Tonnen Müll durch Kracher und Raketen zusammen. So wirklich zuständig ist für diesen Müll aber offenbar niemand, das zeigt eine Anfrage von noe.ORF.at bei den Niederösterreichischen Umweltverbänden: Der Verkäufer ist eigentlich dazu verpflichtet, den Müll zurückzunehmen. Bei mobilen Händlern, die wenige Tage im Ort sind, funktioniert das aber selten.

In den Restmüll gehören die Verpackungen auch nicht. Die Altstoffsammelzentren sind dafür ebenfalls nicht zuständig. Die Umweltverbände raten, sich an die Feuerwehr oder die Polizei zu wenden. Auch dort wird man über den Feuerwerksmüll nicht glücklich sein – die Umweltverbände rufen deshalb auf, ganz darauf zu verzichten.

Bis zu 3.600 Strafe bei Verstößen

Wer sich sein Feuerwerk trotz allem nicht nehmen lassen will, ist an das Pyrotechnikgesetz gebunden – laut diesem ist das Abfeuern von Raketen im Ortsgebiet verboten. Zu Silvester genehmigen einige Bürgermeister allerdings eine Ausnahme. Bei Verstößen drohen Strafen. „Wenn es zu keinen Verletzungen kommt, wäre das eine Verwaltungsstrafe von bis zu 3.600 Euro für den Verwender“, informiert Walter Schwarzenecker von der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Kommt es dabei zu Verletzungen oder Sachschäden, droht eine Anzeige, bei vorsätzlichen Handlungen kann es auch zu einer Freiheitsstrafe kommen.

Die Polizei warnt zudem wie jedes Jahr vor illegalen Artikeln, die oft im benachbarten Ausland erworben werden – mehr dazu in Polizei warnt vor illegalen Böllern (noe.ORF.at; 30.12.2019).