Flughafen Schwechat
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Coronavirus

AUA und Laudamotion stellen Flüge ein

Die Fluglinien AUA und Laudamotion kündigten am Montag an, ihren regulären Flugbetrieb einzustellen. Ein Lang- und ein Mittelstreckenflugzeug der AUA bleiben allerdings im Einsatz, um Österreicher aus dem Ausland zurückzuholen.

Erst am Sonntag hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz in der „Sonder-ZiB“ an alle Österreicher im Ausland appelliert, sich „dringendst auf den Weg“ heim zu machen oder das Außenministerium zu kontaktieren, um heimgeholt zu werden.

Am Montag stellten die Fluglinien AUA und Laudamotion nun ihren Flugbetrieb fast zur Gänze ein. Zwei Flugzeuge der AUA werden allerdings weiterhin für Rückholflüge zur Verfügung stehen. „Wir werden in Zusammenarbeit mit der Regierung versuchen, so viele Österreicherinnen und Österreicher wie möglich nach Hause zu bringen“, erklärte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.

Keine Linienflüge mehr

Der vorerst letzte Flug der AUA werde am 19. März in den Morgenstunden aus Chicago in Wien landen, teilte die Lufthansa-Tochter am Montag mit. Danach werde man den Flugbetrieb bis 28. März einstellen. In den nächsten Tagen werde die Airline vermehrt Rückholflüge durchführen und bei Umbuchungen auch auf das Angebot des Mutterkonzerns Lufthansa zurückgreifen.

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Die Ankunftshalle am Flughafen war am Montag beinah schon leer
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Bei den Abflugterminals war hingegen noch ein buntes Treiben, viele wollen ihre Heimreise antreten
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In der Abflughalle war am Montag noch einiges los

Kurz nach der AUA hat auch die Ryanair-Tochter Laudamotion seinen Flugbetrieb eingestellt. Aufgrund der raschen Ausbreitung des COVID-19 Virus sowie der Ein- und Ausreisebeschränkungen der Regierungen werde das Flugprogramm bis 8. April eingestellt. Betroffene Kunden könnten umbuchen oder ihr Geld zurückfordern, hieß es. Der Mutterkonzern Ryanair plant, ein Fünftel seiner Flüge weiter durchzuführen.

Passagiere zittern um ihre Flüge

Der Flugbetrieb am Flughafen Schwechat wurde schon davor sukzessive eingestellt. „Derzeit finden noch Flüge statt, um Österreicher heimzuholen“, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann am Montagvormittag. Es herrsche aber ein reduzierter Betrieb, 70 bis 80 Prozent des Flugverkehrs sei bereits eingestellt, so Kleemann. Sobald die Rückholaktionen abgeschlossen sind, werden alle Flüge in Corona-gefährliche Gebiete gestoppt, betonte Kurz.

„Für uns ist heute der letzte Tag, um in die Ukraine zu reisen, aber die Regierung hat die Verbindung seit heute Früh gestrichen“, schildert eine Reisende aus der Ukraine, die in Tirol auf Skiurlaub war: „Tatsächlich können wir jetzt nirgendwo hin, wir sind sehr verzweifelt.“ Ihre Familie hoffe nun auf den ukrainischen Konsul, der mit den heimischen Behörden in Kontakt sei. „Wir hoffen jetzt auf einen zusätzlichen Flug, damit wir sicher heimkommen.“

Katharina Sunk berichtet vom Flughafen Wien

Katharina Sunk (ORF) meldet sich vom Flughafen Wien in Schwechat, wo bereits deutlich weniger Menschen unterwegs sind.

„Es ist etwas kompliziert“, schildert ein Rumäne, der nach Bukarest fliegen will. „Es gibt derzeit nur Flüge nach Deutschland, aber mal schauen, ob wir dann von München nach Rumänien kommen. Ich bin nicht um mich besorgt, aber um meine Familie, deshalb möchte ich jetzt nach Hause.“ Zwei Serben, die auf einem Flusskreuzfahrtschiff arbeiten und nun heimreisen wollen, hatten mehr Glück. „Derzeit haben wir noch einen Flug, aber viele anderen Flüge, die wir gebucht hatten, wurden gestrichen.“

Flughafen beantragte Kurzarbeit

Am Sonntag gab die Regierung – nach Schweiz, Spanien und Frankreich – weitere Flugverbote für Russland, Ukraine, Großbritannien und die Niederlande bekannt. Diese Verordnung gilt seit Mitternacht, betonte ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber noe.ORF.at. Für Frachtflüge, vor allem für die Versorgung mit Medikamenten und dringend benötigten Waren, werde der Flughafen aber weiterhin in Betrieb bleiben.

Der Flughafen Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) mit seinen rund 6.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantragte bereits Kurzarbeit, sagte Flughafen-Vorstand Günther Ofner im Gespräch mit noe.ORF.at. In den vergangenen Tagen habe es einen sehr starken Rückgang bei den Passagierzahlen gegeben – mehr dazu in Flughafen Wien: Kurzarbeit ab 1. April geplant (noe.ORF.at; 12.3.2020).

noe.ORF.at: Wie geht der Flughafen mit der Situation um?

Günther Ofner: Wir bereiten uns vor, dass der Betrieb weitestgehend eingestellt wird. Das bedeutet für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass wir Kurzarbeit angemeldet haben, dass ein Großteil von ihnen jetzt zuhause ist und den Alturlaub jetzt einmal aufbrauchen wird und dann müssen wir abwarten, wie sich die Situation entwickelt.

noe.ORF.at: Gestern hieß es noch, dass der Flugbetrieb sukzessive eingestellt wird. Jetzt gibt es heute schon drei Länder, aus denen Flüge nicht mehr landen dürfen. Am Mittwoch kommen vier weitere Länder hinzu. Wie funktioniert die Abstimmung zwischen Flughafen und Behörden?

Ofner: Wir sind abhängig, welche Entscheidungen die Behörde trifft. Das bedeutet dann unmittelbar Handlungsbedarf für die Airline, weil deren Flugzeuge unterwegs sind. Und je nachdem sind wir dann auf alle Eventualitäten vorbereitet.

noe.ORF.at: Es gibt viele Reisende, die offenbar gestrandet sind. Kann man da von Seiten des Flughafens Hilfe anbieten oder ist das wirklich nur Sache der Airlines?

Ofner: Es wird natürlich niemand allein gelassen, aber grundsätzlich buchen die Airlines um, soweit es noch die Möglichkeit gibt, zu anderen Destinationen zu fliegen. Wo das nicht möglich ist, muss man eben schauen, dass man ein Hotel bzw. eine Unterkunft findet oder mit einem anderen Verkehrsmittel weiterreisen kann.

noe.ORF.at: Die Situation lässt sich jetzt zwar noch nicht ganz einschätzen, aber kann man schon abschätzen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen das langfristig für den Flughafen haben wird?

Ofner: Da wären wir Propheten, das heute vorherzusehen. Der Flughafen ist ein gesundes Unternehmen. Wir haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass wir weitestgehend entschuldet sind. Also ich kann alle beruhigen, der Flughafen wird das überstehen, allerdings wird es große wirtschaftliche Einbußen geben. Die werden wir gemeinsam mit unseren Belegschaftsvertretern tragen müssen, und wenn die Problematik vorbei ist, werden wir wieder mit voller Kraft arbeiten. In welchem Umfang der Flugverkehr dann wieder beginnt und wie lange es dauert, bis man wieder Normalität leben kann, kann heute leider niemand sagen.

noe.ORF.at: Alle 6.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden zur Kurzarbeit angemeldet. Reicht das oder sind Kündigungen auch schon ein Thema?

Ofner: Teil der Kurzarbeit ist ja, dass alle Mitarbeiter zumindest ein Monat über die Kurzarbeit hinaus einen sicheren Arbeitsplatz haben. Und der Sinn der Kurzarbeit ist es auch, solche Nachfrageeinbrüche – in der Hoffnung, dass es ein vorübergehendes Ereignis ist – damit zu überbrücken. Und es ist bemerkenswert, wie schnell die Regierung mit den Sozialpartnern auf diese schwierige Situation jetzt reagiert hat, denn damit können unsere Mitarbeiter jetzt einmal Ruhe bewahren.

Das Gespräch führte Katharina Sunk