Hände masieren Rücken
Katrin Reichstamm
Katrin Reichstamm
Coronavirus

Therapeuten bangen um Existenz

Von den Schließungen in der Coronavirus-Krise sind auch Unternehmen und Selbstständige in der Fitness- und Gesundheitsbranche betroffen. Was diese Krise für ihre berufliche Existenz bedeutet, ist derzeit noch ungewiss.

Der Besuch im Fitnessstudio war bis vor wenigen Wochen für viele Menschen fixer Bestandteil des Alltags. In den letzten Jahren erlebte die Fitnessbranche in Österreich einen regelrechten Boom. Derzeit muss das Training aber in den eigenen vier Wänden stattfinden, denn sämtliche Fitnessstudios mussten aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus vorerst schließen.

„Jetzt stehen wir da, ohne Kunden“, berichtet Werner Weissenböck, Geschäftsführer des Sportstudios „Gesund und Fit“. „An jedem Tag, an dem wir nicht geöffnet haben, verzeichnen wir Abgänge, das heißt Kündigungen.“ Zudem könne man mit geschlossenen Fitnessstudios keine Neukunden generieren.

Kunden werden um Mithilfe gebeten

Deshalb ergriff das Unternehmen ganz besondere Maßnahme. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Gesund und Fit“ konaktierten aus dem Home Office alle Kunden per Telefon und baten diese um Mithilfe. „Mithilfe schaut so aus, dass wir die Beiträge weiterhin abbuchen dürfen. Das heißt aber nicht, dass uns hier etwas geschenkt wird. Das wird den Kunden angerechnet“, so Weissenböck.

Konkret wird jenen Kundinnen und Kunden, die ihren Vertrag nicht kündigen und weiterhin für ihr Abo zahlen, angeboten, nach der Wiedereröffnung einen gewissen Zeitraum gratis trainieren zu dürfen. Mehr als 95 Prozent der bisher kontaktierten Abonnenten hätten bereits zugestimmt. Entlassungen konnten so vermieden werden.

Zwickmühle für Selbstständige

Von der Krise ebenfalls betroffen sind selbstständige Physiotherapeutinnen und -therapeuten. „Wir dürften zwar prinzipiell von behördlicher Seite geöffnet haben, der Bundesverband der Physiotherapeuten hat aber allen empfohlen, die Praxen zu schließen“, erzählt Physiotherapeutin Birgit Gallauner.

Zwar wäre es ihr an und für sich erlaubt, bei einem akuten Notfall Patientinnen oder Patienten aufzusuchen, allerdings nur mit Schutzausrüstung. Diese wird selbstständigen Physiotherapeuten aber nicht zur Verfügung gestellt. Im Handel sind Masken und Handschuhe außerdem ausverkauft. Die Österreichische Gesundheitskasse erhielt deshalb eine Lieferung an Schutzkleidung für Physiotherapeuten, eine weitere wird erwartet. Für alle wird das aber nicht reichen.

Ungewissheit für viele

Selbstständige Physiotherapeuten können um Unterstützung aus dem Härtefallfonds der Bundesregierung ansuchen. Für Birgit Gallauner gilt das aber nicht, denn sie hat neben ihrer Praxis noch eine Anstellung. Ihre Praxis bleibt vorerst geschlossen. Für laufende Fixkosten muss sie trotzdem aufkommen.

Auch die „Gesund und Fit“-Studios bleiben erst einmal zu. Geschäftsführer Werner Weissenböck hofft auf schnelle Hilfsmaßnahmen seitens des Staats. „Außer Krediten und Kurzarbeit gibt es für uns zur Zeit keinerlei Sofortmaßnahmen“, so Weissenböck. Wann er die Sportstudios wieder aufsperren kann, weiß er nicht.