Wirtschaft

Massives Sparpaket am Flughafen

Der Flughafen Wien hat am Freitag ein massives Sparprogramm von „deutlich über 220 Mio. Euro“ angekündigt. Geplante Investitionen werden reduziert, Bauprojekte verschoben. An Aktionäre wird für 2019 keine Dividende ausgezahlt.

Aufgrund der Coronavirus-Krise verzeichnet der Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) aktuell einen Passagierrückgang von 98 Prozent, die Belegschaft befindet sich in Kurzarbeit. Das Sparprogramm umfasse mehr als 20 Prozent des für 2020 geplanten Umsatzes, teilte das Unternehmen am Freitagnachmittag mit.

„Wir haben uns als Flughafen Wien AG auf die Krise eingestellt und ein Sparprogramm mit rund 220 Millionen Euro aufgelegt, unsere Investitionen von rund 230 auf unter 100 Millionen Euro gekürzt und uns bei Banken Kredite gesichert, sodass wir jedenfalls bis zum Jahresende durchhalten, auch wenn die heutige Situation – nämlich minus 98 Prozent bei den Passagieren – bis zum Jahresende andauern sollte“, sagte Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner im Gespräch mit ORF-NÖ-Reporter Robert Salzer.

Office Park 4 und Terminal 2 werden fertiggestellt

Bestimmte Bauprojekte, die 2020 geplant waren, werden verschoben, darunter die Süderweiterung und die Pier-Ost-Sanierung. Den Office Park 4 und Terminal 2 will das Flughafen-Management aber fertigstellen. Ein neuer Zeitplan werde nicht vor Jahresende 2020 vorliegen, hieß es am Freitag.

Die Hauptversammlung zum Geschäftsjahr 2019 wird auf den 4. September 2020 verschoben. Der Vorstand schlägt angesichts der aktuellen Geschäftsentwicklung nun vor, den Jahresgewinn vorzutragen und keine Dividende für 2019 auszuzahlen. Dadurch habe man „die volle Freiheit zur Inanspruchnahme der staatlichen Hilfsprogramme“.

Die Aktien des Flughafen Wien zogen am Freitag im Verlauf nach Bekanntwerden des Sparprogrammes deutlich an. Zuletzt tendierten sie mit plus 6,94 Prozent bei 28,50 Euro.

Abflughalle und Sicherheitsschleusen am Flughafen Wien-Schwechat
APA/HANS PUNZ
Die Passagiere bleiben aufgrund der Coronavirus-Krise aus, die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit

Sparprogramm wohl auch 2021

Flughafen-Vorstandsdirektor Ofner hofft darauf, im Spätsommer bzw. Herbst den Flugbetrieb zumindest teilweise wieder aufnehmen zu können. „Wir müssen uns natürlich darauf einstellen, dass es längere Zeit dauern wird, bis wir wieder in vollem Umfang einen Betrieb haben. Das heißt, natürlich wird es notwendig sein, für 2021 ein Sparprogramm vorzusetzen“, sagte Ofner.

Auf die Flugbranche habe die Coronavirus-Krise „sicher tiefere Einschnitte als die Krisen davor“, so der Flughafen-Vorstand. „Ich glaube aber trotzdem, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen mittel- und langfristig nicht grundlegend verändert, dass sich die Globalisierung zwar ändern wird und angepasst wird, aber nicht aufhört, weil sie Vorteile für alle hat. Insofern glaube ich, dass die mittel- und langfristigen Aussichten wieder dort anknüpfen werden, wo wir 2019 geendet haben.“

Angesprochen auf die Dritte Piste, die zuletzt immer wieder in Frage gestellt worden war, müsste man im Moment keine Entscheidungen treffen. „Wenn man davon ausgeht, dass es wieder zu einer Normalisierung kommt, dann wird sie bis zum Jahr 2030 oder in den Folgejahren notwendig sein“, sagte Ofner. „Wenn wir wieder genau wissen, wie sich die Dinge entwickeln, kann man eine konkretere Aussage machen, ob und wann das Projekt weitergeführt wird.“

AUA verlängert Kurzarbeit bis 19. Mai

Die Austrian Airlines (AUA) kündigte unterdessen am Freitag an, die Kurzarbeit für 7.000 Mitarbeiter per 20. April um einen Monat bis 19. Mai zu verlängern. Begründet wurde der Schritt in einer Mitteilung mit den weltweiten Entwicklungen rund um das Coronavirus und die weiterhin aufrechten Reisebeschränkungen. Es gebe schlichtweg keine Nachfrage.

Die Lufthansa-Tochter arbeitet derzeit an einem Neustart. Dahingehend hatten am Donnerstag Verhandlungen um Staatshilfen begonnen. Dem Vernehmen nach geht es alleine für das heurige Jahr um 800 Millionen Euro. Parallel zu den Verhandlungen mit der Regierung um Staatshilfe spricht die AUA-Führung mit Betriebsrat und Gewerkschaft auch über einen Sparkurs – mehr dazu in wien.ORF.at.