Landwirtschaft

„Pakt“ gegen Borkenkäfer gefordert

Der Borkenkäfer breitet sich immer weiter aus, für heimische Bauern ist die Situation zum Teil existenzbedrohend. Vertreter aus Politik, Land- und Forstwirtschaft fordern daher einen Österreich-Pakt für den Wald und den Stopp von Billig-Holzimporten.

In Niederösterreich haben mittlerweile mehrere tausend Waldbesitzer mit dem Borkenkäfer zu kämpfen. Am schwersten betroffen ist das Waldviertel, wo in den vergangenen Jahren bis zu 12.000 Hektar Wald vom Schädling zerstört wurden. „Die Situation wird immer schlimmer, sie wird sich ausweiten. Die Bäume haben eine immer schlechtere Vitalität, der Borkenkäfer hat somit leichtes Spiel“, sagte der Obmann des Waldverbands Niederösterreich, Franz Fischer, anlässlich eines Krisentreffens zur Situation in der Forstwirtschaft am Montag in der Landwirtschaftlichen Fachschule Pyhra (Bezirk St. Pölten).

Ein Hektar zerstörter Wald bedeutet für einen Waldbesitzer laut Fischer 15.000 Euro Schaden. „Das Problem ist, es ist derzeit kein Ende in Sicht.“ Im zweiten Schritt würde die Borkenkäfer-Invasion aber auch die gesamte Gesellschaft betreffen, so der Obmann des Waldverbands, der die Interessen von rund 7.000 Mitgliedern vertritt. „Es gibt bereits Regionen – etwa in den Bezirken Waidhofen an der Thaya oder Horn – wo man merkt, dass das Wasser ein größeres Thema wird. Es wird für alle ungemütlicher“, so Fischer.

„Wald ist nicht nur Thema für Landwirtschaft“

Die Borkenkäfer-Problematik betrifft aber nicht nur Niederösterreich, sondern auch andere Bundesländer. Beim Krisentreffen in Pyhra bekräftigte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) daher die Forderung nach einem österreichweiten Pakt, um den Wald zu retten. „Der Wald ist nicht nur ein Thema für die Landwirtschaft. Der Wald ist Sauerstoffproduzent, Wasserspeicher und wenn er kaputt ist, wird uns das allen schaden. Deswegen diesen Pakt für den Wald“, so Pernkopf.

Vertreter aus Politik und Landwirtschaft beim Borkenkäfer-Krisengespräch in Pyhra
NLK Pfeiffer
Physisch setzt man auf Abstand, inhaltlich auf Zusammenhalt: Land&Forst-Betriebe-Präsident Felix Montecuccoli, Landwirtschaftskammer-NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager, LH-Stv. Stephan Pernkopf, Waldverband-NÖ-Obmann Franz Fischer und Land&Forst-Betriebe-NÖ-Obmann Markus Hoyos (v.l.)

Die Forderung richtet sich konkret an den Bund, allen voran an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Sie soll sich demnächst bei einem Lokalaugenschein im Waldviertel ein Bild von der Situation machen. Andererseits wird auch die Wirtschaft um Unterstützung geben. Einerseits bringen viele Waldbauern das Schadholz zwar rasch aus den Wäldern, andererseits geht der Abtransport nur schleppend voran, weil Sägewerke und die Zellstoffindustrie ihre Produktion in der Krise zurückgefahren haben.

„Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation, die vorherrscht, ist das zwar verständlich. Nicht verständlich ist aber, dass die Importe trotzdem weiterlaufen. Daher fordern wir von der verarbeitenden Industrie ein, dass sie österreichischem Holz den Vorrang gibt“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager. Die Zahl der Lkw, die billiges Holz aus dem Ausland nach Österreich bringen, ist zuletzt stark gestiegen. Täglich würden 230 Lkw-Züge die Grenze passieren, ergänzte Pernkopf.

Rund 200.000 Festmeter Schadholz liegt derzeit in Niederösterreich zum Abtransport bereit. Die Zeit drängt, betonte Waldverband-Obmann Franz Fischer. „Es wäre uns recht, wenn das Holz bald abtransportiert wird, sonst kommt wieder der Käfer.“ Seitens der Landes wird unter anderem in Nasslager investiert, wo Schadholz zwischengelagert werden kann. Andererseits gibt es laut Pernkopf Unterstützungsmaßnahmen im Bereich der Wiederaufforstung. „Aber in Zukunft braucht es sicher mehr“, so der Landeshauptfrau-Stellvertreter.