„Die Sonne strahlt, die Schule geht wieder auf. Heute ist, glaube ich, ein guter Tag – ein guter Tag für die Schule, die Schüler und Schülerinnen, für die Lehrer insgesamt – höchstwahrscheinlich auch für die Eltern die nach zwei Monaten Home-Learning, Distance-Learning eine normale Schule vorfinden. Eine fast normale Schule“, sagte Bildungsminister Faßmann in einem kurzen Statement bei dem Pressetermin in Brunn am Gebirge.
Meist geblockter Unterricht
Für rund 700.000 Schüler in Österreich an den Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen kehrt damit wieder ein Stück weit Normalität in ihren Alltag ein – am Montag betrifft das aufgrund des verordneten Schichtbetriebs erst einmal etwa die Hälfte davon. Das Gros der Klassen wird nun vorerst zweigeteilt unterrichtet. Häufigstes Modell: Die eine Gruppe hat von Montag bis Mittwoch Unterricht, die andere am Donnerstag und Freitag. In der Woche darauf ist es umgekehrt.
Ziel des Schichtbetriebes ist es, durch die geringere Anzahl an Schülern die Kontaktdichte an den Bildungsstätten zu reduzieren. Weiters seien die Hygienemaßnahmen wichtig. Wobei Faßmann hinzufügte: „Ich bin auch ganz realistisch: In Schulen wie dieser, einer Volksschule, da wird vielleicht alles nicht ganz so 100 Prozent stattfinden. Aber das, glaube ich, kann man akzeptieren, denn das, was man dafür bekommt, ist sehr viel mehr wert.“
Überdies habe sich gezeigt, „dass die Schule nicht der Ort ist der deutlichen signifikanten Verbreitungen des Virus“, sagte der Minister mit Verweis auf die skandinavischen Länder, in denen der Schulbetrieb schon früher aufgenommen worden sei. „Sie merken, eine gewisse Zuversicht und Optimismus begleiten meinen heutigen Tag.“
Faßmann für Toleranz bei Maskenpflicht
Was das Ausmaß der Maskenpflicht der Schüler in den Bildungsstätten anbelangt – manche Schulen schreiben vor, dass die Masken im Schulhof getragen werden –, meinte Faßmann: Bei den Unter-Zehnjährigen „kann man hier toleranter vorgehen, insbesondere dann, wenn man sich in einer Schule befindet, mit einer großen Fläche, mit einer geringen Dichte pro Flächeneinheit.“ Er glaube, notwendig sei dies, wo „wir eine wirklich enge räumliche Situation haben“.
Er erinnerte an seinen Aufruf, „all diese Dinge mit einem gewissen Hausverstand anzuwenden“: „Dort, wo die Kontaktdichte hoch ist, versuchen, die Kontaktdichte zu mindern oder eben über das Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes die Gefahren einer Virenübertragung zu miniminieren.“ Im ländlichen Raum, mit beispielsweise einer große Wiese hinter der Schule, könne man anders vorgehen als im engen städtischen Raum.
Noch keine Zahlen gibt es, wie viele Schüler und Lehrer entschuldigt seien: „Das können wir noch nicht ganz genau sagen, weil der Tag erst beginnt.“ Aber was Faßmann aus „episodischen Kontakten“ herauslesen könne, ist: „Lehrer und Lehrerinnen werden kommen, auch dann, wenn sie über 60 sind. Lehrer und Lehrerinnen machen ihren Beruf nicht, weil es ein Beruf ist, sondern weil es eine Berufung ist.“ Bei den Schülern wisse er aus Befragungen, dass nur eine kleine Minderheit der Eltern so viel Angst hätte, dass sie die Kinder nicht zur Schule schicken würden.
Normaler Schulbetrieb ab Herbst erwartet
Zwar liegen nun einige Wochen Unterricht vor den Kindern, aber die nächsten Ferien nahen. Für die letzten zwei Augustwochen ist eine Art Sommerschule angedacht – was einen weiteren Ausbau der Betreuung in den Ferien anbelangt, unterstrich Faßmann, dass dies letztlich nicht die Schule übernehmen könne: "Da ist die Zusammenarbeit des Bundes mit Gemeinden und Ländern angesagt, um Erleichterung zu erzielen.
Für den Schulstart im Herbst geht Faßmann von einem normalen Schulbetrieb aus. Allerdings müsse man bei einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen oder bei lokalen Infektionen darauf reagieren, so der Minister im Ö1-"Morgenjournal . Das könne dann entweder durch eine erneute Reduktion der Schülerzahl vor Ort oder Distanzunterricht geschehen.
Oberstufe, Berufsschule und Poly ab 3. Juni
Aufgrund der Vorgaben sieht der Unterricht nun ganz anders aus. Klassen werden in zwei gleich große Teile geteilt, die sich mit dem Unterricht abwechseln. In der Schule muss grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, der erst am Platz in der Klasse abgenommen werden darf. Schularbeiten gibt es keine mehr, Turn- und Nachmittagsunterricht entfallen.
Bereits seit Anfang Mai werden mittlerweile wieder Schülerinnen und Schüler von Maturaklassen und Abschlussklassen von Berufsschulen und Berufsbildenden Mittleren Schulen unterrichtet. In Österreich sind das 100.000 Jugendliche, 8.600 davon in Niederösterreich – mehr dazu in Maturanten zurück in den Schulen (noe.ORF.at; 4.5.2020).
Am 3. Juni beginnt der Unterricht auch wieder an den AHS-Oberstufen, Berufsschulen, Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen sowie an den Polytechnischen Schulen. Österreichweit besuchen 300.000 Jugendliche eine dieser Schulformen, in Niederösterreich sind es 44.000.
„Oberstes Gebot beim Hochfahren der Schulen ist es weiterhin, das Infektionsrisiko für alle Beteiligten, also für die Schülerinnen und Schüler, für die Pädagoginnen und Pädagogen und für die Eltern, so gering wie möglich zu halten. Aus diesem Grund gibt es auch ganz konkrete Vorgaben und Hygienemaßnahmen“, erklärten Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Bildungsdirektor Johann Heuras am Montag bei dem Termin in Brunn am Gebirge.
Kindergarten: Kinder im letzten Jahr sollen kommen
Im Kindergarten sind Kinder im letzten Kindergartenjahr und jene mit erhöhtem Förderbedarf explizit dazu eingeladen, wieder in den Kindergarten zu kommen. Es werde weiterhin darauf geachtet, kleine Gruppengrößen zu organisieren, wurde zuletzt in einer Aussendung mitgeteilt.
„Gerade im Bereich der Betreuung von Kleinkindern ist die aktuelle Situation sehr herausfordernd. Es braucht hier sehr viel Feinfühligkeit und Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kindern. Seitens des Landes Niederösterreich wurde deshalb ein eigener Handlungsleitfaden für unsere Pädagoginnen und Pädagogen erstellt, der sie in ihrer täglichen Arbeit mit konkreten Anleitungen unterstützen wird“, so Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister.