Neue ÖBB-Doppelstockgarnitur DOSTO
ÖBB/Steinberger
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Verkehr

Streit um neuen Zug für Franz-Josefs-Bahn

Eine moderne Doppelstock-Garnitur wird vorerst wohl nicht wie angekündigt auf der Franz-Josefs-Bahn zwischen Wien und Gmünd eingesetzt. Das Land und mehrere ÖVP-Bürgermeister üben heftige Kritik an den ÖBB, doch diese kontern.

Hintergrund ist, dass die Doppelstock-Garnitur nicht wie geplant im Waldviertel, sondern in Vorarlberg eingesetzt werden könnte. Grund dafür sollen Lieferverzögerungen sein. Die aufgerüsteten „Dosto“-Züge sollen für die Bahnfahrer modernen Komfort auf dem Niveau der „Cityjet“-Garnituren bringen und unter anderem WLAN-Anbindung bieten.

„Die Franz-Josefs-Bahn ist das Mobilitätsrückgrat im Waldviertel," betonte Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). "Erst letzte Woche hat es zum 150. Geburtstag der Bahn auch zahlreiche Gratulationen und Wünsche gegeben. Dass man jetzt seitens der Verantwortlichen im Bund die Waldviertler Pendlerinnen und Pendler mit Verschlechterungen der Qualität überraschen will, lehnen wir klar ab“, so Schleritzko.

ÖBB-Personenverkehr Regionalmanager Michael Elsner, Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), Franz Göd, Bürgermeister Sigmundsherberg, und Roman Miklautz, Leiter ÖBB Nah- und Regionalverkehr (v.l.) vor einer neuen ÖBB-Doppelstockgarnitur DOSTO
ÖBB/Scheiblecker
Ein Bild aus besseren Zeiten: Landesrat Schleritzko (2.v.l.) und Franz Göd, Bürgermeister in Sigmundsherberg (ÖVP; 3. v.l.), mit ÖBB-Vertretern vor einer neuen Doppelstockgarnitur im Jänner

Auch mehrere Bürgermeister aus Gemeinden entlang der Franz-Josefs-Bahn übten am Montag harsche Kritik. Wegen Lieferverzögerungen in Vorarlberg sollten Waldviertler Zugpassagiere nicht auf moderne Garnituren verzichten müssen, hieß es in einer Aussendung der ÖVP-Bezirksorganisation Gmünd. Die Bürgermeister aus Gmünd, Vitis, Schwarzenau, Allentsteig, Göpfritz an der Wild, Infritz-Messern, Geras, Sigmundsherberg und Eggenburg wollen nun einen gemeinsamen Brief an Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) schreiben.

ÖBB: „Vorübergehende Überstellung“ möglich

Bei den ÖBB betonte man auf Anfrage von noe.ORF.at, dass auf der Franz-Josefs-Bahn seit Jahresbeginn eine Doppelstock-Garnitur im Einsatz sei, zwei weitere Garnituren sollen noch im Juli folgen, so ÖBB-Sprecher Christopher Seif. Ein vierter geplanter Doppelstockzug könnte aber vorübergehend nach Vorarlberg überstellt werden, sollte sich dort die Zulassung neuer Garnituren verzögern. „Wir hoffen aber, dass wir von dieser Notmaßnahme nicht Gebrauch machen müssen,“ so der Sprecher der ÖBB.

Zum 150-jährigen Jubiläum der Bahnstrecke vor etwa einer Woche hatte es bereits Unstimmigkeiten rund um die Zukunft der Franz-Josefs-Bahn gegeben. Die niederösterreichischen Grünen hatten Investitionen weit über die vorgesehenen Summen gefordert – mehr dazu in Uneinigkeit bei Ausbau der Franz-Josefs-Bahn (noe.ORF.at; 23.6.2020).