Gefährliche Gewässer
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Chronik

Wenn Schwimmen zur Gefahr wird

Durch die geltenden Beschränkungen in Freibädern könnten Naturgewässer im Sommer besonders beliebte Orte zum Abkühlen sein. Bei der Wasserrettung beobachtet man diesen Trend allerdings mit Sorge und warnt vor den damit verbundenen Gefahren.

Erst am Wochenende ertrank ein Mann in der Traisen in St. Pölten. Die Wasserrettung vermutet, dass ihm der „relativ hohe Wasserstand zu dieser Jahreszeit“ zum Verhängnis geworden war – mehr dazu in Toter in Traisen: Wasserrettung warnt (noe.ORF.at, 29.6.2020). Der Mann dürfte in eine natürliche Wasserwalze, eine besonders starke Strömung, geraten sein. Nach einer stundenlangen Suchaktion konnte er nur noch tot geborgen werden.

Für die Wasserrettung ist das ein trauriger Anlass, um erneut auf die Gefahren beim Schwimmen in freien Gewässern hinzuweisen. Denn nicht nur die Traisen führt derzeit besonders viel Wasser. Wegen der starken Regenfälle in den vergangenen Wochen sind die Pegelstände vieler Flüsse erhöht. Strömungen und natürliche Walzen können für Schwimmer lebensbedrohlich sein. Auch Badestellen an Flüssen, die normalerweise sicher sind, können nach einem Hochwasser Gefahren bergen, warnt die Wasserrettung.

In solchen Fällen sollten Schwimmer Wehranlagen grundsätzlich meiden, sagt Markus Markus Schimböck, Einsatzleiter der Wasserrettung Niederösterreich, im „NÖ heute“-Interview. Wenn man dennoch in eine Walze gerät, sollte man Ruhe bewahren und versuchen, sich vom Boden abzustoßen. Wenn man sieht, dass jemand anderer zu ertrinken droht, könne man versuchen, diesen mit einem Gegenstand herauszuziehen, sollte aber keinesfalls ins Wasser gehen.

Gefährliches Baden in Flüssen und Seen

Durch die heuer geltenden Beschränkungen in Freibädern könnten in diesem Sommer Naturgewässer besonders beliebte Orte zum Abkühlen sein. Diesen Trend beobachtet man bei der Wasserrettung mit Sorge und warnt vor den damit einhergehenden Gefahren.

noe.ORF.at: Erst kürzlich ist ein Mann in der Traisen ertrunken, vermutlich aufgrund einer Wasserwalze. Wie schaffe ich es in so einer Situation, mich über Wasser zu halten, bis Hilfe kommt?

Markus Schimböck: Grundsätzlich sollte man als Schwimmer Wehranlagen meiden, da es dort sehr viele Gefahren gibt. Sollte man dennoch in eine Wasserwalze geraten, empfehlen wir, Ruhe zu bewahren und zu versuchen, an der Wasseroberfläche möglichst viel Luft zu holen. Eine Wasserwalze bewegt einen immer im Kreis. Wenn man am Boden ankommt, wo die Strömung am schwächsten ist, sollte man sich abstoßen. So kann man aus der Wasserwalze herauskommen.

noe.ORF.at: Aktuell haben viele Fließgewässer durch den Regen in den vergangenen Wochen sehr hohe Wasserstände. Welche sichtbaren und unsichtbaren Gefahren birgt das?

Schimböck: Wenn der Wasserstand höher ist, kann man nicht sehen, was unter Wasser ist. Bei Wehranlagen können sich natürliche oder auch von Menschen errichtete Einbauten befinden. Die sieht man natürlich nicht. Wenn man bei einer Wehranlage in unsicheres Gewässer geht, besteht die Gefahr, sich zu verletzen, möglicherweise sogar bewusstlos zu werden. Wir empfehlen deshalb, wie es auch in den Baderegeln steht, nicht in unbekanntes Gewässer zu gehen.

noe.ORF.at: Mit welcher Ausrüstung betritt denn die Wasserrettung bei einem Einsatz unsichere Gewässer?

Schimböck: Selbst wir als Wasserretter gehen nur unter Eigensicherung in solche Gewässer, das heißt, wir haben eine Schutzausrüstung an, einen Neoprenanzug, eine Schwimmweste und einen Helm. Wenn wir bei Wehranlagen Opfer bergen müssen, haben wir sogar eine Seilsicherung zum Ufer, damit wir hier wirklich auf Nummer sicher gehen.

noe.ORF.at: Im Fuschlsee in Salzburg ist am Mittwoch ein Ehepaar verunglückt, weil der Mann seine Frau retten wollte. Wie verhält man sich richtig, wenn man sieht, dass jemand zu ertrinken droht?

Schimböck: Das Wichtigste ist, sofort den Notruf zu wählen, damit die Rettungskräfte verständigt werden. Dann sollte ich versuchen, dem Opfer vom Ufer aus zu helfen. Man kann ihm etwa Gegenstände wie Äste, Seile oder Kleidungsstücke reichen und die Person so herausziehen. Wir raten aber davon ab, ins Wasser zu springen und zu versuchen, die Person selbst zu retten, da die Person ums Überleben kämpft und versucht, sich mit aller Gewalt an mir festzuhalten. Auch wir von der Wasserrettung halten hier immer Sicherheitsabstand und schwimmen nie ohne Rettungsgerät zu der Person.