Streetworker von Nordrand am Bahnhof St. Pölten
Verein Jugend und Lebenswelt
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Soziales

CoV: Streetworker wieder im Einsatz

Während des Lockdowns sind die Sozialarbeiter des Vereins Nordrand nicht in St. Pölten unterwegs gewesen. Für viele Jugendliche sind sie aber wichtige Bezugspersonen, gerade in schwierigen Zeiten. Nach Wochen ohne persönlichen Kontakt gibt es jetzt einiges nachzuholen.

Es ist noch früh am Nachmittag, die Sonne scheint und Julia Zauchinger und Christian Walzl drehen eine Runde am St. Pöltner Bahnhof. Sie entdecken eine Gruppe Jugendlicher vor einem Cafe, darunter einige bekannte Gesichter. Die beiden Streetworker rufen ihnen eine Begrüßung zu, ein paar Worte werden gewechselt, es wird gescherzt – man kennt sich eben. Auch wenn sie noch Abstand zueinander halten müssen, beide Seiten sind froh darüber, wieder draußen unterwegs zu sein und sich persönlich zu treffen.

Fünf Wochen lang mussten die Streetworker des Vereins Jugend und Lebenswelt – Nordrand ihr Beratungsangebot ins Internet verlegen und konnten nur über das Telefon und Soziale Medien mit den Jugendlichen kommunizieren. Auch danach war das Betreuungs- und Freizeitangebot durch Kurzarbeit eingeschränkt. „Wir wussten, dass sie mit uns in Kontakt sind, weil sie unsere Beiträge geliked haben und wenn es gekriselt hat, haben sie sich gemeldet. Dafür waren wir ein Hafen“, erzählt Teamleiterin Julia Zauchinger gegenüber noe.ORF.at. Glücklich war sie mit dieser Notlösung aber nicht.

Julia Zauchinger und Christian Walzl in ihrem Bus für die mobile Jugendarbeit
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Teamleiterin Julia Zauchinger und Sozialarbeiter Christian Walzl sind für die mobile Jugendarbeit oft in ihrem Bus in St. Pölten unterwegs

„Eingesperrtsein hat Auswirkungen auf die Psyche“

Auch ihr Kollege Christian Walzl sieht wegen der Zeit der sozialen Isolation einige Probleme auf die Jugendlichen zukommen: „Ich glaube, dass man die Auswirkungen von diesem Lockdown jetzt noch gar nicht sehen kann. In der Zukunft wird sich wahrscheinlich zeigen, dass die fehlenden Sozialkontakte zu Gleichaltrigen und dieses Eingesperrtsein in den familiären Nahraum gravierende Auswirkungen auf die Psyche von Jugendlichen hat – auf die Ich-Entwicklung, auf das soziale Gefüge.“

Umso wichtiger sei es jetzt, dass sie ihre Arbeit wieder machen können, denn: „Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit“ und diese Beziehungen können mittlerweile wieder aufgebaut werden.

Neue Themen durch das Coronavirus

Zu den Themen, die die Jugendliche auch vor dem Lockdown schon beschäftigt haben, sind neue hinzugekommen. Viel Unsicherheit gab es wegen der Schulsituation, auch Fragen zu Besuchen bei getrennt lebenden Eltern waren vermehrt Thema. Einige Jugendliche haben wegen Nichteinhalten des Abstands während der Ausgangsbeschränkungen auch Strafen kassiert. Auch hier helfen die Streetworker. „Wir sind gerade dabei, zu schauen, ob diese Strafen rechtlich stichhaltig sind und ob sie bezahlt werden müssen oder nicht und dass die Jugendlichen ihre Unterlagen bringen“, so Zauchinger.

Generell sind ihre Zielgruppe „alle Jugendlichen zwischen zwölf und 23 Jahren, die in St. Pölten unterwegs sind.“ Das Angebot erstreckt sich von Freizeitgestaltung bis hin zur Beratung. Reden ist ihre Hauptarbeit, wenn die Streetworker in Zweier-Teams draußen unterwegs sind – Reden, Zuhören und gemeinsam etwas unternehmen.

„Jugendliche werden immer als stark und rebellisch und selbstbewusst wahrgenommen. Aber jugendlich sein heißt ja auch, sich von einem Kind zu einem Erwachsenen zu entwickeln. Und da ist teilweise noch ein Stück Kind da, das teilweise noch Hilfe und Unterstützung braucht.“