Gesundheit

Neue OP-Methoden in der Chirurgie

Spitzenmediziner aus Niederösterreich haben am Dienstag in Wiener Neustadt neue Methoden bei chirurgischen Eingriffen vorgestellt. Ein Roboter übernimmt immer mehr Operationen, Patienten mit Grauem Star werden am selben Tag an beiden Augen operiert.

Der Operationsroboter „Da Vinci“ im Landesklinikum Wiener Neustadt ist mittlerweile fast täglich im Einsatz. Begonnen hatte man 2015 „bei null“, sagte der Leiter der Abteilung Urologie, Johann Hofbauer, bei einem Pressegespräch am Dienstag. Seit etwa einem Jahr wird der Roboter nun auch zur Gänze für den schwierigsten urologischen Eingriff eingesetzt, die Entfernung der Harnblase.

„Der Vorteil ist, dass es sich um eine extrem minimal-invasive Methode handelt“, sagte Hofbauer, „der Blutverlust ist gering, die Dauer des Spitalsaufenthalts reduziert sich praktisch auf die Hälfte“.

Neuartige Methoden in der Chirugie

In Wiener Neustadt ist es am Dienstag im Landesklinikum zu einem Treffen von Spitzenmedizinern aus ganz Niederösterreich gekommen. Sie haben neue Methoden bei chirurgischen Eingriffen vorgestellt.

Über ganz Niederösterreich verteilt gibt es 27 Landeskliniken, die seit 1. Juli gemeinsam mit den Pflegezentren unter dem Dach der neu geschaffenen Landesgesundheitsagentur zusammengefasst sind. Eine Grundversorgung der Patientinnen und Patienten soll an jedem Standort sichergestellt sein, wurde bei dem Pressegespräch betont, einzelne Kliniken haben sich darüber hinaus aber auf hochkomplexe, seltenere Operationen spezialisiert.

Grauer-Star-OP: Zwei Augen an einem Tag

Ein Beispiel ist das Landesklinikum Horn. Das kleine 300-Betten-Haus ist federführend im Bereich der Augenheilkunde, jährlich werden hier die meisten Katarakt-Operationen – das sind Operationen des Grauen Star – in Niederösterreich durchgeführt. Aufgrund der Coronavirus-Krise hat man eine neue Technik etabliert. Beide Augen werden am selben Tag operiert und nicht mehr wie bisher üblich mit zeitlichem Abstand. Die Vorteile laut dem Leiter der Abteilung für Augenheilkunde, Andreas Kölbl: Der Patient oder die Patientin muss nur noch einmal ins Krankenhaus, die Ansteckungsgefahr für Patienten und Mitarbeiter wird reduziert, der administrative Aufwand wird weniger.

Im Universitätsklinikum in Krems befindet sich die einzige Thoraxchirurgie in Niederösterreich. Rund 2.000 Operationen werden jährlich durchgeführt, 600 davon sind Eingriffe an der Lunge. Die Tendenz sei steigend, sagte die Leiterin der Abteilung für Allgemein- und Thoraxchirurgie, Elisabeth Stubenberger. 70 Prozent der Eingriffe könnten mittlerweile aber bereits „knopflochchirurgisch“ durchgeführt werden. Das bedeutet, dass Lungenkarzinome etwa durch einen nur drei bis vier Zentimeter langen Schnitt seitlich am Brustkorb entfernt werden können.

Mediziner an einem OP-Tisch
ORF.at/Birgit Hajek
Viele Operationen finden nur noch „minimal-invasiv“ statt

Übergewicht in Hollabrunn, schnelle Genesung in Scheibbs

Das Landesklinikum Hollabrunn ist das Zentrum für metabolisch-bariatrische Chirurgie. Hier werden Patientinnen und Patienten mit Übergewicht behandelt. Jährlich verzeichnet man etwa 300 Eingriffe und liegt damit an der Spitze der Einzelinstitute in Österreich. „Übergewicht ist eine Erkrankung und kann nicht mit einer Operation entfernt werden, es braucht eine lebenslange Begleitung“, sagte Franz Hoffer, Leiter der Chirurgischen Abteilung in Hollabrunn. Die Behandlung von Übergewicht habe eine gesundheitspolitische Relevanz und bringe ein Einsparungspotenzial von 25.000 Euro pro Patient, so Hoffer.

Das Landesklinikum Scheibbs ist auf Hüft- und Kniegelenksoperationen spezialisiert und setzt dabei auf eine neue Methode, um Patientinnen und Patienten wieder schneller mobil zu machen. Im Zuge des „Rapid Recovery Programm“ findet die Operation bereits am Aufnahmetag statt, der Eingriff erfolgt über die Hüfte, womit kein Muskel beschädigt wird, der Patient oder die Patientin könne am übernächsten Tag nach Hause gehen, sagte Erwin Schwaighofer, ärztlicher Direktor am Landesklinikum Scheibbs.

Keine Spezialklinik für Kinderchirurgie

„Die Zeiten, in denen es hieß, ‚pflegen lassen kannst du dich in Niederösterreich, aber wenn du eine Operation willst, dann gehe woanders hin‘, die sind vorbei“, sagte Markus Klamminger, Direktor für Medizin und Pflege in der Landesgesundheitsagentur. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) ergänzte: „Wir sind mit diesen klar verteilten Standorten in den letzten Monaten sehr gut gefahren. Das war unser großer Vorteil, dass wir kristenfester und resilienter unterwegs waren als viele andere.“

Alle Spezialgebiete werden in Niederösterreichs Kliniken nicht abgedeckt. Was fehlt, sind etwa die Bereiche Kinderchirurgie oder Transplantationschirurgie – mit Ausnahme der Gefäßtransplantationschirurgie, die im Universitätsklinikum St. Pölten durchgeführt wird. Ob es alle Spezialisierungen in Niederösterreich braucht, werde man je nach Fallzahlen genau abwägen, sagte Klamminger. Aufgrund der besonderen geografischen Lage sei eine Zusammenarbeit mit Wien in einzelnen Bereichen jedenfalls sinnvoll.