Chronik

Gerasdorf: Neues Video aufgetaucht

Nach der Bluttat in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) ist in sozialen Medien ein Video aufgetaucht, in dem sich Verwandte des Mordopfers aus Tschetschenien zur Tat bekennen. Die Ermittler werten nun das Video aus. Die beiden Tatverdächtigen sind weiter in Haft.

Der am 4. Juli in Gerasdorf getötete Tschetschene hatte unter dem Namen „Ansor aus Wien“ in den vergangenen Monaten zahlreiche Videos auf Youtube veröffentlicht, in denen er insbesondere den tschetschenischen Regionalpräsidenten Ramsan Kadyrow beschimpft hatte.

„Wir haben ihn gestoppt“

„Wir haben ihn gestoppt, weil wir das tun mussten. In Europa gibt es viele Leute, die ohne Grund dieses Mordes verdächtigt werden. Was getan wurde, haben wir getan“, sagte ein Verwandter in einem Video, das am Mittwoch verbreitet wurde. Er kommentierte damit indirekt auch die österreichischen Ermittlungen, die kurz nach der Tat zur Verhaftung des mutmaßlichen Todesschützen sowie einer zweiten Person geführt hatten.

Das Video liegt den Ermittlern vor und soll nun ausgewertet werden. „Diese Informationen sind oft sehr schwer verifizierbar, weil sie oft Halbwahrheiten enthalten und nicht selten dem aktuellen Faktenstand widersprechen“, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager am Donnerstag gegenüber dem ORF Niederösterreich.

Der Fall sei äußerst schwierig, weil die beiden Verdächtigen, die direkt nach der Bluttat verhaftet worden waren, weiterhin beharrlich schweigen würden, sagte Baumschlager. Man stehe jedoch kurz vor einem wichtigen Durchbruch. „Wir erwarten sehr bald das kriminaltechnische Ergebnis der Tatortarbeit in Gerasdorf samt der Auswertung der Vergleichspuren und davon erwarten wir uns weitere neue Erkenntnisse“, so der Polizeisprecher. Als Motiv wird weiterhin nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen Auftragsmord oder um einen Mord nach einem Streit gehandelt haben könnte.

Tatort Gerasdorf
ORF/Rohrhofer
Die tödlichen Schüsse waren auf dem Parkplatz hinter einer aufgelassenen Firmenhalle gefallen

Beide Verdächtige bis auf Weiteres in Haft

Die beiden Tatverdächtigen befinden sich weiter in Haft, bestätigte der Sprecher des Korneuburger Landesgerichts, Wolfgang Schuster-Kramer, am Donnerstag auf Anfrage der Austria Presse Agentur (APA). Bei dem 37-Jährigen, der mit dem Opfer zum Tatort gekommen war und zunächst als Zeuge gegolten hatte, wurde die U-Haft um vier Wochen verlängert.

Bei dem mutmaßlichen Schützen war dies insofern nicht erforderlich, als er bis zu seiner Inhaftierung offene Geldstrafen nicht bezahlt hat. Daher wurden nun eine Ersatzfreiheitsstrafe aus einer vorangegangen Verurteilung wegen eines minder schweren Vergehens und Verwaltungsstrafen „schlagend“, die der 47-Jährige bis Jänner 2021 absitzen muss.

Danach wird – sollten die Ermittlungen in dem Mordfall noch andauern und Haftgründe gegeben sein – die U-Haft wieder Thema. „Die U-Haft ist nur unterbrochen“, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Sollten die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen, wäre mit einer Verlängerung zu rechnen.